Aufwühlend, stark und eindringlich: Die neue Netflix-Dokumentation «Audrie & Daisy» schlägt im Netz aktuell hohe Wellen. Der Film widmet sich der Geschichte von Daisy Coleman und Audrie Pott, zwei US-Teenager, die beide Opfer sexueller Gewalt wurden.
Sie schrieben vulgäre Sprüche auf ihren Körper
Die Geschichten der Mädchen ähneln sich – spielen aber in zwei verschiedenen Städten, zu verschiedenen Zeitpunkten. Die damals 15-jährige Audrie wurde 2012 im kalifornischen Saratoga auf einer Party von mehreren Jugendlichen missbraucht. Das Mädchen war betrunken und besinnungslos. Was die Jungen nicht daran hinderte, vulgäre Sprüche mit Permanentmarkern auf ihren ganzen Körper zu schreiben und sie schliesslich sexuell zu misshandeln.
Fotos, die die Jungen während dem Übergriff machten, verbreiten sich an ihrer Schule wie ein Lauffeuer. «Die ganze Schule weiss es. Mein Leben ist vorbei», schreibt sie einem ihrer Peiniger bei Facebook. Audrie sieht keinen Ausweg mehr: Das Mädchen begeht kurz nach dem Vorfall Suizid.
«Dann wurde alles schlimmer»
Auch Daisy wurde sexuell missbraucht. Die damals vierzehnjährige Jugendliche schlich sich 2012 in Maryville, Missouri mit einer Freundin auf eine Party eines älteren Bekannten. «Dieser Typ fing an, mir zu schreiben und dachte, wow, ältere Jungs wollen mit uns abhängen?», so Daisy. Im Haus des Kumpels von Daisys älteren Bruders angekommen, fliesst der Alkohol in Strömen. «Ich glaube, ich war betrunken. Die Jungs waren sehr beharrlich. Dann wurde alles schlimmer», sagt Daisy.
Der 17-Jährige Gastgeber der Party nimmt die wehrlose Daisy in ein Zimmer mit und vergewaltigt sie, während ihre ebenfalls betrunkene Freundin im Zimmer nebenan von einem anderen Jugendlichen missbraucht wird. Auch Daisys Übergriff wird festgehalten: Das Video davon löscht der Täter, damit es nicht als Beweis gegen ihn verwendet werden kann. Was nach der Vergewaltigung folgt, ist für Daisy und ihre Familie die Hölle: Sie wird schwer gemobbt, will sich mehrmals das Leben nehmen.
«Der Film wird euch erschüttern, wenn ihr ein Herz habt»
Der preisgekrönte Film von Bonni Cohen und Jon Shenk, der beim Sundance Film Festival 2016 Weltpremiere feierte, lässt seine Zuschauer nicht los. Viele User tauschen sich online über das Dokdrama aus. «Heftige Doku auf Netflix gesehen, lässt sprachlos zurück. Sollte unbedingt an Schulen gezeigt werden», schreibt eine Twitter-Userin. «Der Film wird euch erschüttern und frustrieren, wenn ihr ein Herz habt. Aber ihr müsst ihn euch trotzdem ansehen», kommentiert eine Userin. «Ich kann nicht glauben, wie Frauen behandelt werden. Ich als Mann fühle mich so schlecht», schreibt ein Nutzer.
«Audrie & Daisy» ist ein Film, der sprachlos und wütend macht, ein ernüchternder Film, der aufrüttelt und vor allem bewegt. Respektvoll beleuchtet der Dok die Geschichten der Mädchen – und lässt gleichzeitig auch die Täter zu Wort kommen. Fassunglos macht einen dabei die Lektion eines Peinigers, die er nach dem Prozess und der Erfahrung für sich mitnimmt: «Mädchen tratschen gerne viel. Und Jungs sind viel entspannter.»
«Audrie & Daisy» ist aktuell bei Netflix zu sehen.
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net