Historische Vorbilder
Hier hat Game of Thrones abgeguckt

Obwohl die Serie auf einem Fantasy-Buch basiert, steckt erstaunlich viel Realität darin.
Publiziert: 14.02.2019 um 16:30 Uhr
|
Aktualisiert: 13.05.2019 um 16:48 Uhr

Achtung: Für Leser, die noch nicht bei Staffel 7 angekommen sind, könnten Spoiler enthalten sein!

1. Die Rosenkriege

Foto: Gemeinfrei / Sodacan CC BY-SA 3.0

Als Grundlage für die Rahmenhandlung von Game of Thrones (nachfolgend: GoT) gelten die Rosenkriege. Zwischen 1455 und 1485 kämpften zwei Häuser um die englische Thronfolge: Lancaster (rote Rose) und York (weisse Rose). Klingt verdächtig ähnlich wie Lannister und Stark, nicht? Der Konflikt war geprägt von Intrigen, Mord und Machtgerangel. Am Ende hat die Krone sechs mal den Besitzer gewechselt und die männlichen Linien beider Adelshäuser sind ausgestorben. «Gewonnen» hat die Kriege jedoch weder York noch Lancaster.

2. Daenerys vom Haus Tudor

Foto: HBO / Gemeinfrei

Henry Tudor war ein Nachfahre von König Edward III. (1312 - 1377), seine Familie musste 1471 wegen eines Streits mit der Familie York nach Frankreich fliehen. Er wird es sein, der schlussendlich die Krone in England an sich reissen wird und die Rosenkriege beendet. Dabei wird er vom Volk willkommen geheissen, Richard III. war ein Tyrann und Kindermörder. In GoT scheint die Rolle Tudors die schöne Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) zu übernehmen. Nachfahre eines Königs: Check! Musste in fernes Land fliehen: Check! Wird als gutmütiger und fairer Herrscher dargestellt: Check! 

3. Die Kindskönige

Foto: Gemeinfrei / HBO

Momentan sitzt noch der junge Tommen Lannister auf dem eisernen Thron. Auch in der europäischen Geschichte gab es diverse Kindskönige. Tommens verstorbener Bruder, der psychopathische Joffrey, könnte von zwei historischen Personen inspiriert worden sein. Einer davon ist Heinrich IV., König des Heiligen Römischen Reiches, wie «P.M. History» schreibt. Mit gerade mal sechs Jahren wurde dieser zum König gekrönt. Er wurde einige Jahre später vom Bischof Anno von Köln entführt und musste bis zu seinem 18. Geburtstag als «Puppe» die Befehle des Bischofs und anderer Fürsten ausführen. Als er volljährig wird, stellt er den Hof auf den Kopf, holt sich seine Herrschaftsmacht zurück und regiert fortan als Tyrann. Er mordet, misshandelt junge Frauen und wird sogar vom Papst verbannt.

Die andere Person war zwar kein König, aber ebenso grausam. Edward of Westminster wurde vom Mailänder Botschafter so beschrieben: «Dieser Junge, gerade mal 13 Jahre alt, spricht nur davon, Köpfe abzuschlagen und Krieg zu führen.» Diese Vorlieben kennen wir doch irgendwoher.

4. Die Verräter

Foto: HBO / Gemeinfrei

Theon Greyjoy betrügt in der Serie Robb Stark, der für ihn wie für einen Bruder empfindet. Seither ging Theons Leben bergab, er wird von Ramsey Bolton gefangen genommen und misshandelt. In den Rosenkriegen gab es einen ähnlichen Verrat mit drastischen Folgen. George Plantagenet, Bruder von Könid Edward IV., war zu Beginn des Krieges auf der Seite des Hauses York. Dann lief Plantagenet auf die Seite der Lancasters über, bevor er doch wieder zu den Yorks wechseln wollte. Er wurde des Hochverrats verurteilt und in einem Fass Wein ertränkt.

5. Das goldene Händchen

Foto: Gemeinfrei / HBO

Jamie Lannister ist in GoT einer der geschicktesten Schwertkämpfer von Westeros und nobler Ritter. Bis ihm die Schwerthand abgehackt wird. Seither trägt er eine goldene Handprothese. 1480 wurde in Deutschland ein Junge geboren, dem ein ähnliches Schicksal widerfuhr. Gottfried «Götz» von Berlichingen war ein Reichsritter nobler Herkunft. Er verlor durch einen Kanonenschuss seine rechte Hand. Davon liess er sich jedoch nicht unterkriegen. Er liess sich eine Eisenhand anfertigen, die durch einen Sperrklinken-Mechanismus geschlossen werden kann. Danach zog er wieder in diverse Kämpfe. Goethe behandelt in seinem Schauspiel «Götz von Berlichingen» das Leben des Ritters.

6. Die Mauer zwischen zwei Welten

Foto: HBO / Google / Gemeinfrei

In GoT trennt eine riesige Mauer aus Eis das Königreich Westeros vom gefährlichen Norden, wo die «Wildlinge» leben. Zu Zeiten des Römischen Kaiserreiches wurde das weltliche Pendant dazu errichtet: Der Hadrianswall. Der Wall befindet sich in der Nähe der heutigen Grenze zwischen England und Schottland. Er wurde auf Anordnung Kaiser Hadrians um 122 n.Chr. gebaut und trennte das römische Britannien vom wilden Norden der englischen Insel. Die Mauer war 117 Kilometer lang und viereinhalb Meter hoch. Bis heute stehen Teile des Walls. Das schottische Territorium galt als extrem gefährlich und kein römischer Kaiser konnte es je erobern.

7. Das Zauberfeuer

Foto: HBO / Gemeinfrei

Als Stannis Baratheon gegen Kings Landing segelt, setzen die Verteidiger eine Wunderwaffe ein. Ein Feuer, das sogar auf Wasser brennt. Es zerstört den Grossteil von Stannis' Flotte und sichert der Krone den Sieg. Im byzantinischen Reich wurde eine ähnliche Waffe eingesetzt, um 677 die Belagerung von Konstantinopel durch die Araber zu beenden. Die genaue Mischung der Substanz namens «Seefeuer» ist nicht bekannt. Historiker vermuten, dass es sich um Erdöl, Asphalt, Schwefel und Harz handelte. Das Seefeuer war für die damalige Zeit eine völlig neue Erscheinung und trieb Angst in die Herzen der Angreifer. Wenn es wirklich das Seefeuer war, das die Araber endgültig zurückgeschlagen hatte, trug es einen wichtigen Teil zur Weltgeschichte bei. Das byzantinische Reich verhinderte noch während Jahrhunderten das Vordringen des Islams nach Europa.

8. Die rote Hochzeit

Foto: HBO

Eine der schockierendsten Szenen der Serie ist die rote Hochzeit. Robb Stark, seine Frau, seine Mutter und Gefolgsleute wurden allesamt von Walder Frey ermordet. Nach Autor George R.R. Martin dienten zwei Ereignisse in Schottlands Geschichte als Vorlage. Am Black Dinner (1440) wurden zwei Kinder aus dem Douglas-Clan ermordet. Organisiert wurde alles vom schottischen Kanzler. Die zwei jungen Herzoge wurden zu einem Fest eingeladen. Erst sah alles fröhlich aus, dann wurde ein schwarzer Bullenkopf serviert. Und wenig später die beiden Douglas-Sprosse enthauptet. Dem Massaker von Glencoe ging ebenfalls ein Fest voraus. Eine Streitkraft unter Führung des Campbell-Clans suchte Schutz in einer Burg des verfeindeten MacDonald-Clans, der sie einliess und bewirtete. In der Nacht ermordeten die Campbell-Soldaten 38 Mitglieder des Macdonald-Clans im Schlaf. Westeros ist also nicht der einzige Ort, an dem solche Gräueltaten passieren.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?