Die Behörden haben einen ganzen Handlungsstrang herausgeschnitten, in dem es um die homosexuelle Orientierung einer Serien-Figur geht. Damit nicht genug: Die anschliessenden Beschwerden von Fans im Internet wurden ebenfalls zensiert.
Chinesische Plattformen hatten am Freitag mit der Ausstrahlung der ersten Serien-Staffel begonnen. Dabei fehlte in der zweiten Folge jedoch ein Handlungsstrang, in dem es um eine lesbische Frau geht. Fans überfluteten das Internet mit Beschwerden über den Eingriff, Nachrichten mit dem Hashtag «Friends zensiert» erhielten auf dem chinesischen Twitter-Pendant Weibo Millionen von Klicks.
Zensoren schneiden kompletten Handlungsstrang aus Erfolgsserie
«Ich habe die Folge verglichen und herausgefunden, dass alle Teile gelöscht wurden, in denen es darum geht, dass Ross' Ex-Frau Carol lesbisch ist. Es ist total unzusammenhängend», schrieb ein Weibo-Nutzer, dessen Post mehr als 177.000 zustimmende Reaktionen erhielt. Ein anderer Nutzer reagierte sarkastisch: «Warum sollte man das erwähnen müssen? Homosexualität gibt es hier nicht, also ist alles für immer perfekt. Alle leben glücklich unter dieser Regierung», kommentierte er.
Über das Wochenende wurde auch die Kritik zensiert, der «Friends zensiert»-Hashtag wurde am Sonntag ersetzt durch «Warum ist Friends so beliebt».
Die Serie ist bei Chinesen sehr beliebt
Die Serie «Friends» um sechs junge Leute in New York hat in China eine grosse Anhängerschaft. Viele junge Chinesen haben Englisch gelernt, indem sie die Folgen auf DVD angeschaut haben.
Ein erstes Mal lief die Serie zwischen 2012 und 2013 auf der Streaming-Plattform Sohu, damals unzensiert. Nachdem eine Sonderausgabe im vergangenen Jahr grossen Erfolg hatte, beschlossen die chinesischen Streaming-Riesen, die Serie wieder ins Programm zu nehmen. Dabei wurde in der ersten Staffel nicht nur der Handlungsstrang zum Thema Homosexualität herausgeschnitten, sondern auch sexuelle Anspielungen in den Dialogen in den chinesischen Untertiteln entschärft.
Ausländische Filme und Serien werden in China routinemässig zensiert. Unter Präsident Xi Jinping haben die Behörden das Vorgehen gegen als «ungesund» geltende Strömungen verstärkt. 2016 von der chinesischen Medienanstalt herausgegebene Richtlinien sehen vor, dass «vulgäre, unmoralische und ungesunde Inhalte» im Fernsehen entfernt werden. Dazu gehören demnach Homosexualität, Rauchen, aussereheliche Affären und Beziehungen zu Minderjährigen.
(AFP)
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