Der erste Film in der Netflix-Serie «Black Mirror» hat seinen Namen von einer fiktionalen Kreatur aus dem Buch «Through the looking Glass» von Lewis Caroll. Das Konzept scheint auf den ersten Blick genial: Wir begleiten einen jungen Game-Progammierer im Jahr 1984 und können durch das Anklicken verschiedener Optionen aktiv mitentscheiden, wie die Geschichte verlaufen wird.
Beim Release des Films versprach Netflix fünf verschiedene Haupt-Enden, es scheint aber, als gäbe es bei diesen fünf Hauptpfaden jeweils verschiedene Szenarien. Der Direktor des Films Charlie Brooker gibt nicht viel preis: «Meine Antwort zur Frage wie viele Enden es gibt, ist: Alle.», sagt er zu «THR».
Als einzigartiges Filmerlebnis angeteasert, kann «Bandersnatch» aber in der Umsetzung nicht vollends überzeugen. Um in den Genuss des ganzen Filmes zu kommen, müssten die User in der Theorie den Start fünfmal schauen.
Auch scheint es «falsche» Entscheidungen zu geben: Verrennt man sich in einem Szenario, wird man nach einer schnelleren Version der vorherigen Szenen wieder vor die gleiche Wahl gestellt.
Das Einbinden des Users hat für Netflix viele Vorteile: Die Film-Industrie kämpft mit dem stetigen Problem, dass Filme einfach gestohlen werden und dann auf externen Seiten wie «Piratebay» gratis zum Download angeboten werden. Das ist bei interaktiven Filmen wesentlich schwieriger, wenn nicht unmöglich, da die Möglichkeit des Anklickens der Optionen entfällt.
Mit jedem Klick liefert der User Netflix aber auch wichtige Daten. Streaming-Dienste liefern sich einen harten Konkurrenzkampf und kämpfen mit der Schwierigkeit, sich voneinander abzuheben.
In «Bandersnatch» können wir zum Beispiel zwischen verschiedenen Frühstücksflocken oder Musikgruppen entscheiden. Mit dieser Entscheidung geben wir Netflix preis, für was wir uns im echten Leben entscheiden würden – Daten, die sich perfekt dazu eignen personalisierte Werbung auf den Profilen zu schalten.
Netflix schlägt hier auch noch gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche. In einer scheinbar harmlosen Szene haben wir hier, ohne dass es uns überhaupt stört, eine clevere Produktplatzierung von zwei gigantischen Marken; «Quaker Oats» und «Kellogg’s».
Die Daten eignen sich auch für künftige Filmproduktionen: So entstand etwa der Film «Bright» auf der Grundlage von gesammelten Daten und Präferenzen der User.
Das Konzept von «Bandersnatch» ist eindeutig spannend und kann den Usern ein einzigartiges Filmerlebnis ermöglichen. Ob aber wirklich allen klar ist, dass ihre Daten für andere Zwecke wiederverwendet werden könnten, sei dahingestellt.
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