«Das Verschwinden von Madeleine McCann» auf Netflix
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Der offizielle Trailer:«Das Verschwinden von Madeleine McCann» auf Netflix

«Das Verschwinden von Madeleine McCann»
Netflix-Dok zum Fall Maddie greift bizarre Theorien auf

Seit zwölf Jahren fehlt von Madeleine McCann jede Spur. Netflix rekonstruiert den mysteriösen Fall in seiner neuen Dokumentation im Detail.
Publiziert: 19.03.2019 um 12:13 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2019 um 09:34 Uhr
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Madeleine McCann verschwand im Mai 2007 spurlos aus einem Ferien-Resort im portugiesischen Praia da Luz.
Foto: Keystone
Vanja Kadic

Es gibt kaum einen Vermisstenfall, der die Welt so fesselte wie jener von Madeleine McCann. Die damals dreijährige Britin verschwand im Mai 2007 spurlos aus einem Ferien-Resort im portugiesischen Praia da Luz. Netflix hat nun eine achtteilige Dokumentation veröffentlicht, die den mysteriösen Fall im Detail beleuchtet und rekonstruiert. «Das Verschwinden von Madeleine McCann» erzählt akribisch genau, was geschah – und wie Maddies Eltern, Gerry und Kate McCann, zu Verdächtigen wurden. 

Die McCanns machten mit Maddie und ihren jüngeren Zwillingen im Ocean Club Ferien. Am 3. Mai liessen sie ihre drei schlafenden Kinder allein in ihrem Ferien-Apartement zurück, um mit Freunden in einem nahe gelegenen Restaurant zu essen. Die Eltern gaben an, im 25-Minuten-Takt zur Ferien-Wohnung zurückgekehrt zu sein, um nach den Kindern zu sehen. Kate McCann sah bei einer solchen Kontrolle, dass das Fenster von Maddies Zimmer offen stand und ihre kleine Tochter nicht mehr in ihrem Bett lag. Damit begann für die Eltern ein Albtraum, der bis heute anhält.

Wurde Maddie Opfer eines Kinderporno-Rings?

Was ist mit Madeleine geschehen? Unzählige Ermittler, Journalisten und Experten kommen im Netflix-Dok zu Wort und äussern sich zu den verschiedenen Theorien um Maddies Verschwinden – manche davon sind durchaus bizarr. Wurde das Mädchen Opfer eines Kinderporno-Rings? Waren Menschenhändler am Werk? Haben ihre Eltern sie – aus Versehen – getötet und die Entführung nur vorgetäuscht? Letztere Theorie stellte der ehemalige Chef-Ermittler Gonçalo Amaral, der im Film ebenfalls zu Wort kommt, in einem Buch über den Fall auf. Gerry und Kate McCann, die mit der Netflix-Dok nichts zu tun haben wollten, klagten erfolgreich gegen die Anschuldigungen des kontroversen Portugiesen. 

Ermittler fahndeten nach «Ei mit Haaren»

Eindrücklich und absurd ist auch die Szene, die am ehesten beschreibt, wie hilflos die Ermittler dastanden. Die Polizei hatte zunächst keine einzige Spur. Dafür den Druck der Eltern, der Öffentlichkeit und der Medien im Nacken. So fahndete die portugiesische Polizei zunächst nach einem Mann, der als «Ei mit Haaren» beschrieben wurde und veröffentlichte eine gesichtlose, ovale Figur als Fahndungsbild. Eine weitere Szene, die mir besonders blieb: Der Leichenspürhund Eddie und die Blutspurhündin Keela schlugen sowohl in der Ferienwohnung der McCanns als auch im Mietwagen der Familie und beim Plüschtier des Mädchens auf eine Spur an. Die Eltern wurden Tage danach von der Polizei als Verdächtige genannt.

Betäubten die McCanns ihre Kinder?

Ob und was Maddies Eltern mit dem Verschwinden ihrer Tochter zu tun haben, ist eine der grossen Mysterien in diesem Fall. Im Dok wird unter anderem die befremdliche Theorie beleuchtet, dass die McCanns ihre Kinder unter Drogen gesetzt hätten und Maddie durch eine Überdosis starb. So beschreiben mehrere Zeugen, dass die Zwillinge der McCanns in der Nacht von Maddies Verschwinden trotz Aufruhr und Lärm ruhig weiterschliefen. Ausserdem sollen die McCanns einen Schweigepakt mit den Freunden geschlossen haben, die am Abend von Maddies Verschwinden mit ihnen im Restaurant waren: Die Gruppe soll gemäss einem kontroversen Artikel zweier portugiesischer Journalistinnen vereinbart haben, die Geschehnisse des Abends unter Verschluss zu halten und die Wahrheit zu vertuschen.

Mich erinnerte die Schuldfrage der Eltern sehr an den ungeklärten Fall von JonBenét Ramsey, die sechsjährige Schönheitskönigin, die 1996 in ihrem Elternhaus in Boulder (Colorado) tot aufgefunden wurde. Bevor sie die Leiche entdeckten, gaben Ramseys Eltern an, einen Entführerbrief gefunden zu haben. Auch die Ramseys wurden von der Öffentlichkeit stets als Mörder der eigenen Tochter gehandelt, allerdings nie verurteilt.

Ob die McCanns Monster sind, die ihre Tochter töteten, oder unschuldige Leute, die seit Jahren zu Unrecht mit Vorwürfen und Hass gequält werden, bleibt offen. Der Film stellt auch die Frage, inwiefern das grosse Medienecho die Meinung der Öffentlichkeit beeinflusste. Auf Aussenstehende können Gerry und Kate McCann hölzern und kalt wirken, nicht traurig und verzweifelt genug für trauernde Eltern. Aber das allein macht noch keine Mörder.

Der Film liegt schwer im Magen

Mit «Das Verschwinden von Madeleine McCann» setzt Netflix nach Dokumentationen wie «Making a Murderer» oder «Ted Bundy: Selbstporträt eines Serienmörders» einmal mehr auf eine aufwendige True-Crime-Produktion. Der Film ist beklemmend und liegt schwer im Magen. Der Netflix-Dok ist aufgrund seiner Genauigkeit und Details teilweise sehr langatmig und erfordert Durchhaltevermögen. Spannend ist er trotzdem: Maddies Fall fesselt und wühlt auf. Gleichzeitig hat mich «Das Verschwinden von Madeleine McCann» masslos frustriert. Zu viele Fragen bleiben offen. Eine Lösung für das Rätsel gibt es vorerst nicht. Maddie bleibt verschwunden. Was in der Nacht vom 3. Mai 2007 im Apartment 5A des «Ocean Club»-Resorts geschah, wird die Welt vielleicht nie erfahren. 

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