BLICK: Die TV-Serie «Big Bang Theory» ist nicht zu stoppen. Ist Intelligenz das neue Sexy?Caroline Fux: Intelligenz war schon immer ein Trumpf bei der Partnersuche. Und zwar ein unterschätzter. Die meisten Männer und Frauen dürften bestätigen: Mit jemandem zusammen zu sein, der intellektuell etwas draufhat, kann extrem bereichernd und anziehend sein. Besonders wenn noch Humor ins Spiel kommt. Und viele der «Big Bang»-Figuren sind ja ausgesprochen witzig. Das bestätigt aber auch: Intelligenz allein macht noch nicht attraktiv. Es braucht, wie bei allen anderen Merkmalen auch, einen guten Mix.
«Big Bang Theory» rückt eine Gruppe von Männern ins Zentrum, die vorher kaum Aufmerksamkeit bekommen haben. Fällt diesen Männern das Daten nun leichter?
Ich finde es grossartig, dass Nerds diese Bühne bekommen und dass gezeigt wird, dass auch sie lustig und leidenschaftlich sind. Einfach in Bereichen, die sich vielleicht nicht allen erschliessen. Denn das ist ein wichtiger Faktor bei der Partnersuche. Wer realisiert, dass man nicht allen gefallen und nicht jedes gängige Erfolgsmerkmal aufweisen muss, hat eine bessere Beziehung zu sich selbst. Und das macht attraktiv.
Also alles rosig in der Welt der datenden Superschlauen?
Leider nicht. «Big Bang Theory» spielt humorvoll mit den Nöten von Nerds und Geeks. Das wirkt am TV lustig und liebenswürdig. In der Realität werden solche Charaktere aber noch immer ausgeschlossen und belächelt. Denn wer nicht in den Mainstream passt und mit klassischen Erfolgsmerkmalen unserer Gesellschaft trumpfen kann, hat es noch immer schwer.
Warum?
Weil sich viele von uns bei der Partnersuche halt doch an oberflächlichen Merkmalen orientieren. Das ist bis zu einem gewissen Grad auch in Ordnung. Wenn Raj in der Serie mit Cordhosen und mehreren Strickjacken auftaucht, ist das süss. Erscheint jemand so bei einem echten ersten Date, dürfte den meisten Frauen aber verständlicherweise nicht gerade das Höschen wegfliegen.
Das bringt uns zur klassischen Frage: Kommt es nun auf die inneren Werte an oder nicht?
Die Frage sollte vielleicht heissen: Wann kommt es auf die inneren Werte an? Ein erster Eindruck von einer Person formt sich blitzschnell. Ich wehre mich auch dagegen, dass das Äussere gar keine Rolle spielen soll bei der Partnersuche. Wir alle haben ein ganz individuelles Set an Dingen, die wir beispielsweise rein optisch sexuell anziehend finden. Das darf, ja muss ein wichtiger Punkt sein. Davon abgesehen spricht auch die Natur ein Wörtchen mit, was attraktiv ist und was nicht. Wir analysieren unbewusst körperliche Signale, die uns zeigen, ob jemand einen tollen Genpool mitbringt. Da punktet der Klischee-Nerd unter Umständen nicht sehr hoch. Wer langfristig glücklich werden will, sollte aber auch hinter die Fassade schauen können und wollen.
Wen sollte man denn lieber daten, den Superschlauen oder den Superschönen?
Diese Kategorisierung ist unfair für beide, weil sie suggeriert, dass da sonst nichts zu erleben wäre ausser Hirn oder Fassade. Aber es spielt keine Rolle, ob man jemanden abwertet, weil er superschlau oder weil er superschön ist. Dating macht mehr Spass, wenn man ab und zu sein Beuteschema hinterfragt und sich auch mal auf eine Person mit einem ungewohnten Hintergrund einlässt.
Kann man von der Serie etwas fürs echte Liebesleben lernen?
Klar! Eine ganze Menge. Dass es sich lohnt, Menschen eine zweite und dritte Chance zu geben und dass oberflächliche Statusmerkmale nicht alles sind. Dass Freundschaften und Humor einen Alltag grossartig machen. Dass man Subkulturen nicht abschreiben und dass man sich für die Welten anderer öffnen soll. Viele der Figuren haben sich deshalb positiv entwickelt, weil sie sich auf Neues eingelassen haben. Und natürlich, dass es da draussen auch für die schrägste Person einen tollen Partner gibt. Davon bin ich absolut überzeugt.