Anders als in anderen Jahren gab es dieses Mal keine tropfnassen Reifröcke und durchnässten Lockenperücken. Der April-Frost zog sich pünktlich zum Beginn des Zürcher Frühlingsfestes zurück und lockte Tausende von Zuschauerinnen und Zuschauer an die Umzugsroute.
Pünktlich um halb drei Uhr setzte sich der historische Umzug in Bewegung. Den Anfang machte der Gastkanton Glarus, mit Mädchen in Tracht und Buben in Kletterausrüstung.
Dahinter wurde es bald exotisch. Die Händler aus dem Orient zogen mit drei Kamelen los, die sich von dem ganzen Durcheinander aber nicht aus der Ruhe bringen liessen. Der restliche Umzug war historisch gegliedert und führte von Romanik über Gotik und Barock bis zu Rokoko und Biedermeier durch 900 Jahre Zürcher Geschichte.
Zwischen all den Kindern und Tieren spielten rund 750 Musikanten Marschmusik. Den Abschluss bildete auch in diesem Jahr die bunte Gruppe «weltoffenes Zürich», in der sich Kinder von ausländischen Kulturgruppen in traditionellen Kostümen zeigten. Dieses Mal dabei waren unter anderem Gruppen aus China, Thailand und Indonesien.
Der Kinderumzug ist, anders als das «richtige» Sechseläuten vom Montag, ein Anlass für alle. Mitglied in einer Zunft zu sein ist keine Voraussetzung, um hier mitlaufen zu können.
Auch Mädchen sind seit 1867 willkommen - der zweite grosse Unterschied zur Erwachsenen-Ausgabe. Dort ist die Gesellschaft zu Fraumünster nach wie vor nur als «Gast-Zunft» dabei. Die Zünfterinnen gehören aber nicht zum Verband der Zürcher Zünfte.
Die Erwachsenen-Ausgabe startet am Montag um 15 Uhr. Rund 3500 Zünfter ziehen durch die Innenstadt zum Sechseläutenplatz. Um 18 Uhr wird mit dem Verbrennen des «Bööggs» symbolisch der Winter vertrieben. Sobald der Kopf des Schneemanns explodiert ist, ziehen sich die Zünfter zum feuchtfröhlichen Feiern in die Zunftstuben zurück und überlassen den Sechseläuten-Platz wieder dem Volk.
Dann grillieren die Zuschauerinnen und Zuschauer auf den Überresten des Feuers ihre mitgebrachten Würste. Das Wetter zeigt sich voraussichtlich auch am Montag freundlich - anders als 2016, als das Sechseläuten zum Härtetest für Regenschirme und Windjacken wurde und nur wenige ihre Bratwurst über die «Bööggen»-Glut halten wollten.
Das Sechseläuten geht zurück auf einen jahrhundertealten Brauch. Wenn im alten Zürich die Abende wieder heller wurden, trafen sich die Jungen auf den Plätzen und zeigten ihre Freude über den Frühling mit dem Anzünden von Strohmännern, Trommeln und Schiessen.
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