In den 90er-Jahren war alles besser: Kein Ukraine-Krieg, keine Klimakatastrophe – nur Scooter war gleich. H. P. Baxxter (59) hat sich jedenfalls kaum verändert, seit er 1994 mit den zwei Worten «Hyper, Hyper» die Formation zum Sinnbild für unbeschwerten Pop-Techno geschrien hat. Wasserstoffblondes Haar, Piercing in den Augenbrauen – und ein durchdringender Blick: «‹Hyper, hyper› hab ich aufgeschnappt, das klang gut – also habe ich gesagt: Das müssen wir einbauen.»
Jetzt, 30 Jahre später, ist die Welt komplizierter geworden, aber bei Scooter hat man am alten Konzept festgehalten. «Wir wollen, dass die Leute alles vergessen – und einfach eine gute Zeit haben.» Vielleicht sind die 90er-Jahre auch deshalb gerade das angesagte Retro-Jahrzehnt – weil damals das sinnbefreite Feiern seinen Höhepunkt feierte, begleitet durch Scooter-Hits wie «How much is the Fish?». Alte-Party-Laune gegen die neue Realität. «Wir profitieren gerade sicher vom 90er-Revival. Aber wenn ich ehrlich bin: Unsere Live-Shows laufen schon seit Jahren super.»
Tatsächlich: Die Eurodance-Bands der 90er-Jahre sind fast alle verschwunden. Scooter hatte immer Erfolg. 30 Millionen Einheiten haben sie verkauft seit ihrer Gründung. Vor zwei Jahren lief ein Netflix-Dokumentarfilm mit dem Titel «FCK 2020 – zweieinhalb Jahre mit Scooter», bald kommt mit «Pop-Giganten: 30 Jahre Scooter» auf RTL2 eine weitere Dokumentation, am 22. März folgt das 21. Studio-Album «Open Your Mind And Your Trousers» (zu Deutsch: «Öffne deinen Geist und deine Hosen»).
Die Party-Fabrik funktioniert. Baxxter sammelt teure Oldtimer und wohnt in einer Villa in Hamburg (D). Weitermachen müsste er nicht. Wieso tut er es trotzdem? «Ach, mir wäre sonst langweilig. Aber ich habe schon nicht mehr den gleichen Druck wie vor 20 Jahren. Wir machen jetzt alles in unserem Rhythmus.» Und der ist hoch. Bumm, bumm, bumm, dazwischen ein paar englische Zeilen.
Shitstorm wegen Krim-Konzert
Doch auch Scooter trifft manchmal auf die neuen Realitäten. Als die Band 2017 auf die Krim fuhr, um ein Konzert zu spielen, kamen negative Schlagzeilen. Happy-Techno im Putin-Reich? «Wir waren da naiv. Wir hatten im Osten so viele Fans, spielten immer überall. Und dachten: Wir sind unpolitisch, wieso sollten wir nicht dahin? Da haben wir schon gelernt. Wir waren seither nicht mehr da.»
Es geht für Scooter auch ohne die Krim. Die aktuelle Tour führt durch ganz Europa, von Grossbritannien bis Osteuropa. Die Schweiz hat für Scooter eine besondere Bedeutung. «Techno war hier immer wichtig, wir kamen schon als Raver an die Street Parade – und als Scooter so oder so immer.» Am 16. April ist die Band im Hallenstadion. Mit dem alten Konzept, das auch 2024 noch funktioniert. Hyper, hyper.
Tickets für das Konzert im Hallenstadion gibts bei Ticketcorner.