Science-Fiction am Leutschenbach! Anlässlich des Digitaltags am 21. November lässt das Schweizer Fernsehen zwei seiner Stars mit speziellen Co-Moderatoren arbeiten – um damit verschiedene Aspekte der digitalen Revolution aufzuzeigen, wie es auf Anfrage heisst. Beim «Kassensturz» übernimmt der Avatar von Ueli Schmezer (56) die Moderation, «Schweiz aktuell»-Moderatorin Bigna Silberschmidt (31) führt zusammen mit Roboter «Pepper» durch das Regionalmagazin. «Ein spannendes Experiment – aber auch ein herausforderndes», sagt Silberschmidt zu BLICK. «Der Roboter verfügt über keine künstliche Intelligenz, das heisst, wir müssen ihn sehr genau programmieren, damit er seine Rolle als Co-Moderator wahrnehmen kann.»
Roboter ist schnell abgelenkt
«Pepper» könne etwa auf Befehl tanzen, eine Hand schütteln oder jemanden umarmen, erzählt die Ostschweizerin. Bei den Proben im Studio hätten sie aber festgestellt, dass er sich sehr schnell von Tönen oder Licht ablenken lasse und auf die grellen Scheinwerfer viel stärker reagiere als auf sie, so Silberschmidt weiter. «Er ist eine richtige Rampensau und ich bin gespannt, wie kooperativ er dann bei der Live-Sendung ist.»
Angst mache ihr die Vorstellung aber nicht, dass bald Roboter die Arbeit von uns Menschen übernehmen könnten. Besonders, wenn sie an «Pepper» denke. «Da er keine künstliche Intelligenz hat, ist er nicht spontan und flexibel wie ein Mensch, kann keine Emotionen zeigen, nicht recherchieren, keine Gespräche führen und vor allem keine eigenen Moderationen schreiben – das muss ich für ihn übernehmen.» Er komme aktuell vor allem in Läden oder hinter Empfangstheken zum Einsatz.
Anders sehe es bei künstlich intelligenten Robotern aus, so die TV-Frau. «Wozu diese dereinst fähig sein werden, ist schwer vorhersehbar. Das gibt mir schon ein etwas mulmiges Gefühl.»
Schmezer als Vorlage für Avatar
Einen speziellen «Kollegen» hat am 21. November auch Ueli Schmezer: einen Avatar. «Er hat auf jeden Fall reine Haut und ist gut angezogen», so der Berner lachend. «Und er ist eine Bereicherung für die Sendung – jedenfalls einen Moment lang.»
Designer brauchten für die Entwicklung des Schmezer-Avatars über zwei Wochen. «Für die Lippenbewegungen und Mimik des Avatars habe ich Video- und Sprachaufnahmen gemacht, die als Vorlage dienen», so Schmezer. Der Avatar solle zukünftige Möglichkeiten der Technik aufzeigen. «Er ist selbstverständlich sehr weit von den Handlungsmöglichkeiten eines menschlichen Moderators entfernt.»
Dennoch sei er bei der Vorbereitung für diese Spezialsendung einen Moment ins Grübeln geraten, erzählt Schmezer. «Wenn ich mir vorstelle, dass man irgendwann in Zukunft den Moderationstext in die Tasten haut und der Avatar besorgt den Rest ... Aber so weit sind wir noch nicht. Und mit dem Aufsagen von ein paar Sätzen ist unser Job ja noch lange nicht getan.»
An ein komplett virtuelles oder robotergesteuertes TV glauben beide SRF-Stars deshalb nicht. «Die Zuschauerinnen und Zuschauer brauchen ‹einen von ihnen› als Gegenüber, der auf ihrer Seite steht», findet Schmezer. Und Silberschmidt sagt: «Ich persönlich schätze die unterschiedlichen Persönlichkeiten, die sprachliche Ausdrucksweise, Witz und Charme von den Moderationspersonen.»
SRF-Sprecher Stefan Wyss resümiert: «SRF beobachtet die Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz aufmerksam. Wir glauben aber an die authentische menschliche Vermittlung von Informationen. Bei SRF stehen Menschen für das ein, was sie berichten.»