Schweizer Streicher-Quintett I Salonisti
Beim «Titanic»-Orchester gehen die Letzten von Bord

Die Salonisti rührten im Kino-Epos «Titanic» das Publikum zu tränen. Jetzt hören die beiden letzten Mitglieder, die im Film zu sehen waren, auf.
Publiziert: 11.08.2021 um 00:47 Uhr
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Aktualisiert: 11.08.2021 um 06:22 Uhr
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Filmszene: Nach einer Kollision mit einem Eisberg sank die Titanic innerhalb von zwei Stunden. Mehr als 1500 Menschen starben.
Foto: imago images / United Archives
Peter Padrutt

Letzten Samstag versank wieder einmal die Titanic im Schweizer Fernsehen – jetzt verschwindet auch die ursprüngliche Formation des Schweizer Quintetts, das damals im Kinoepos zu sehen war. Die letzten beiden Musiker der Salonisti, die 1997 mit dem Film «Titanic» Weltruhm erlangten, hören auf. Lorenz Hasler (69, Geige) und Béla Szedlák (70, Kontrabass) geben am 23. Oktober im Stadttheater Bern bei einem Abschiedskonzert den Bogen weiter. «Wir wollen beide aufhören, bevor unsere Leistungen nachlassen», sagt Hasler. Die gute Nachricht: Die Salonisti spielen in neuer Besetzung weiter.

Die Dreharbeiten auf dem 22 Fussballfelder grossen Filmset an der mexikanischen Pazifikküste seien immer noch präsent in ihren Köpfen. Aber auch Trauer kommt auf: 2017 starb Violinist Thomas Füri – einen Tag nach seinem 70. Geburtstag. Zuvor verliess schon Pianist Werner Giger diese Welt. «Wenn wir uns heute den Streifen anschauen, dann denken wir auch immer an unsere Kollegen. Wir vermissen sie sehr», so Lorenz Hasler wehmütig.

Ins kalte Wasser geworfen

Zwischen Oktober 1996 und März 1997 waren I Salonisti während insgesamt neun Wochen am Set in Rosarito (Mexiko). Mitgebracht hatten sie 24 Stücke, die sie zuvor in einem Tonstudio in Maur ZH aufgenommen hatten. 13 Salonstücke kamen im Film schliesslich vor.

Hasler erinnert sich: «Als wir ankamen, wurden wir buchstäblich ins kalte Wasser geworfen.» Sie hätten zwar Neopren-Anzüge getragen, aber kalt war es trotzdem. Der finale Take, an dem sie untergingen, sei nur ein einziges Mal gedreht worden. «Aber es waren ergreifende Momente. Man konnte die Panik der Menschen von damals am eigenen Leibe erleben», meint er.

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Regisseur Cameron wollte echte Musiker

Wie haben wir uns damals an die Kinostühle geklammert, als die Salonisti «Näher mein Gott zu mir» anstimmten, während der Luxusliner auseinanderbrach und 1495 Menschen in die Tiefe riss. Das war grossartig.

Der als schwierig geltende Regisseur James Cameron (66) habe übrigens stets für eine gute Atmosphäre gesorgt. Er wollte echte Musiker im Film haben, die keine Anweisungen zum Halten der Instrumente brauchen. Sie stopften Wolldecken ins Klavier und spielten mit Seife auf den Saiten, damit die Dialoge nicht gestört wurden. «Es beeindruckte uns, dass Cameron unsere Vorschläge und Ideen immer ernst genommen hat», erzählt der Geiger.

Er habe sich den Streifen mit Begeisterung nochmals angeschaut, erklärt Lorenz Hasler. «Die Authentizität und Wucht dieses Films ist bis heute unerreicht. Und es ist toll, dass wir Teil dieses Filmwerks sein durften.»

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