Einer der bedeutendsten Schweizer Philosophen
Hans Saner mit 83 Jahren gestorben

Der Schweizer Philosoph und Publizist Hans Saner ist tot. Der frühere persönliche Assistent von Karl Jaspers zählt zu den bedeutendsten Schweizer Philosophen. Er nahm nie ein Blatt vor den Mund und äusserte sich auch politisch.
Publiziert: 30.12.2017 um 03:19 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:05 Uhr
«Jeder kann philosophieren»: Der Schweizer Philosoph Hans Saner starb am 26. Dezember 2017. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/GAETAN BALLY

Saner starb nach langer schwerer Krankheit bereits am vergangenen Dienstag in Basel, gut drei Wochen nach seinem 83. Geburtstag, wie die Familie am Samstag in einer Todesanzeige in der «Basler Zeitung» mitteilte. Die Trauerfeier findet am 12. Januar in der Basler Pauluskirche statt.

Der studierte Philosoph, Psychologe und Germanist war zwischen 1962 und 1969 persönlicher Assistent von Karl Jaspers (1883–1969). Saner gab auch dessen Nachlass heraus. Er verfasste rund 15 Bücher, die in elf Sprachen übersetzt wurden.

Der «Diagnostiker der Helvetosklerose» äusserte sich regelmässig zu aktuellen Themen wie Alterssuizid, Abtreibung, Multikulturalität oder die Finanzkrise. Daneben engagierte sich Saner politisch. So unterstützte er etwa die im letzten Jahr an der Urne gescheiterte Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen.

Saner diskutiere «unsere Fragen, spricht eine Sprache, die wir verstehen können, er holt uns ab, zeigt uns Zusammenhänge, die wir nicht kannten, öffnet uns Türen zu neuen Wegen, die wir dann gehen und wo wir unsererseits neue Entdeckungen machen können», sagte der damalige Bundesrat Moritz Leuenberger in einer Laudatio zu Saners 70. Geburtstag.

«Jeder kann philosophieren»

Saner selbst sagte einmal überzeugt: «Jeder kann philosophieren. Der Unterschied zu ausgebildeten Philosophen ist nur, dass diese meistens überheblicher sind.»

Hans Saner wurde am 3. Dezember 1934 im bernischen Grosshöchstetten geboren. Er war das jüngste Kind einer achtköpfigen Täufer-Familie. Die Religion empfand er schon früh als bedrückend, mit ein Grund für seine Zuwendung zur Philosophie, wie er einmal sagte. In den Fünfzigerjahren war Saner zunächst Primarlehrer im Berner Oberland, begann aber nach fünf Jahren ein Studium in Basel.

Er studierte Philosophie, Psychologie, Germanistik und Romanistik und schloss ab mit einer Dissertation über Kants politische Philosophie. 1962-1969 war er in Basel persönlicher Assistent des Existenzphilosophen Karl Jaspers, nach dessen Tod übernahm Saner bis 2000 die Herausgeberschaft für Jaspers' Schriften.

Ende der siebziger Jahre nahm Saner seine universitäre Laufbahn wieder auf. Als seine Berufung an die Universität Bern scheiterte, weil er den Verantwortlichen offenbar «zu links» war, riefen die Berner Philosophiestudenten und -studentinnen aus Protest zum Streik auf. Für die musikalische Untermalung der Kundgebung sorgte Polo Hofer mit seiner damaligen Band Schmetterding.

Der Protest ging durch die Medien, fruchtete aber nicht. Saner wurde Dozent an der Musikakademie Basel, wo er bis 2008 Kulturphilosophie lehrte.

«Philosophie wird benötigt werden»

Von der Zeitschrift «Philosophy Now» wurde Hans Saner einmal gefragt, wie die Zukunft der Philosophie aussehe. «Sie wird benötigt werden», antwortete er. Wofür, erläuterte er leichtverständlich in Büchern und Essays zu ganz alltäglichen Themen: «Geburt und Phantasie» (1979), «Hoffnung und Gewalt» (1982), «Identität und Widerstand» (1988), «Dramaturgien der Angst» (1991), «Macht und Ohnmacht der Symbole» (1993), «Einsamkeit und Kommunikation» (1994), «Erinnern und Vergessen» (2004) lauten einige Titel.

Hans Saner wurde unter anderem mit dem Hermann-Hesse-Preis (1968), dem Kunstpreis des Kantons Solothurn (2004) und der Ehrendoktorwürde der Universität St. Gallen (2006) geehrt.

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