1. Der erste Gedanke beim Aufwachen?
Boris Blank: Auf was freue ich mich heute besonders? Was ist die Lust des Tages?
Dieter Meier: Die Vorbereitung der Yello-Konzerte von Ende Oktober in Berlin.
2. Wo zeigt sich Ihre Eitelkeit?
Meier: In der Absicht, nicht eitel zu sein.
Blank: Ohne gekämmte Haare gehe ich nie aus dem Haus.
3. Wann haben Sie zum letzten Mal jemanden beschissen?
Blank: Unserem Hund spiele ich oft vor, ein Stück Wurst in meiner rechten Hand zu haben – dabei ist es in der linken. Letztlich freut er sich so oder so.
Meier: Meinen Eltern erzählte ich, an der Uni gewesen zu sein. Das stimmte zwar, aber ich hatte dort meist keine Jura-Vorlesungen besucht, sondern nur einen Kaffee getrunken. Dann ging ich ins Café Odeon, in den ersten Stock, um Karten zu spielen.
4. Facebook oder Twitter?
Meier: Keines von beiden. Ich besitze nicht einmal einen Laptop.
Blank: Ich bin in dieser Hinsicht lockerer drauf. Facebook, Twitter und Instagram sind für eine Musikgruppe wie Yello heute unentbehrlich. Wären wir dort nicht präsent, könnten wir unseren Zirkus zumachen und müssten uns mit einem Variété zufriedengeben.
5. Wann sind Sie am glücklichsten?
Meier: Wenn ich in Argentinien mit der ganzen Familie und Freunden Weihnachten feiere.
Blank: Ich bin nicht immer nur glücklich. Aber oft. Am glücklichsten war ich wohl an einem Sommertag Ende der 90er-Jahre, als meine Tochter zur Welt kam und wir zu dritt am Greifensee sassen und die neue Einheit genossen.
6. Ihr wertvollster Besitz?
Blank: Dass ich noch im Besitz all meiner geistigen Kräfte bin.
Meier: Meine Landwirtschaft und die Weinberge in Argentinien.
7. Warum heisst Ihre neue CD «Toy» – Spielzeug?
Meier: Unser Studio ist unser Sandkasten. Dort werden wir wie Kinder.
Blank: Meine Instrumente sind für mich «Toys», Spielzeuge.
8. Was mögen Sie an Boris Blank am liebsten?
Meier: Seine Musik und seinen Humor.
9. Was mögen Sie an Dieter Meier?
Blank: Seine Art zu schreiben, seine Texte, seine Essays sind voller Selbstironie und schlichtweg genial.
10. Wo stehen Ihre Auszeichnungen?
Blank: Einige im Keller, einige im Studio. Der Echo 2014 steht noch für eine Saison im Wohnzimmer, bis er den Weg in den Keller findet.
Meier: Der Echo steht bei mir im Badezimmer. Preise finde ich eher eigenartig. Ich bin keine Kuh, auch kein Hochspringer. Musik, Schreiberei und Kunst kann man nicht messen.
11. Sex oder Liebe?
Meier: Sex aus Liebe.
Blank: Beides, wenn möglich gleichzeitig.
12. Wie wird man als Popstar würdevoll alt?
Meier: Das müssen Popstars beantworten. Wir haben zwar ein paar CDs verkauft, ich war aber von Anfang an zu alt, um ein Popstar zu sein.
Blank: Ich werde nie aufhören, Musik zu machen. Ich werde selbst aus den Nägeln, die sie in meinen Sarg schlagen, noch einen Song basteln.
13. Die beste CD aller Zeiten?
Meier: Die Platte von Velvet Underground und Nico, deren Cover Andy Warhol gestaltet hat.
Blank: «Kind of Blue» von Miles Davis. Der Track «Blue in Green» ist Lebenselixier pur.
14. Aktien oder Bargeld?
Meier: Kommt drauf an, um welche Aktien es sich handelt. Und um was für Bargeld.
Blank: Bargeld. Von Geld und Aktien verstehe ich nichts.
15. Was haben Sie von der Schweizer Armee gelernt?
Meier: Mein Jus-Studium war nur Tarnung, ich war nicht oft an der Uni. Um meinem chaotischen Leben etwas Ordnung zu geben, wollte ich die Rekrutenschule machen. Doch bei der Aushebung haben sie herausgefunden, dass meine Rückenwirbel nicht in Ordnung sind. Also wurde ich für untauglich befunden.
Blank: Ich war auch nie in der Armee. Ich bin auf dem linken Auge blind, deshalb hat die Militärversicherung jedes Risiko abgelehnt.
16. Worauf können Sie nicht verzichten?
Meier: Auf Liebe.
Blank: Auf Zwiebeln und Knoblauch beim Kochen.
17. Tragen Sie Finken?
Meier: Nein. Aber Hausschuhe.
Blank: Wo immer möglich gehe ich barfuss herum.
18. Welches Buch lesen Sie gerade?
Meier: «Time Out» von Martin Wanner. Ein inspirierter und humorvoller Roman, welcher in der Ganovenszene von Zürich spielt.
Blank: Ich bin ein Bildermensch. Besonders nahe geht mir momentan der Fotograf Anton Corbijn. Neben meinem Bett liegt aber «Erzählungen und Märchen» von Oscar Wilde – in der Originalausgabe.
19. Der letzte Gedanke vor dem Einschlafen?
Blank: Die Probleme des Tages zu verabschieden, um möglichst sorglos einzuschlafen.
Meier: Die letzten Sätze eines Buches, die ich gelesen habe. Gestern las ich in einer Biografie von James Joyce.
20. Wann sind Männer schlauer als Frauen?
Meier: Nie.
Blank: Frauen sind in Tat und Wahrheit das starke Geschlecht. Vielleicht sind sie auch das schlauere Geschlecht.
21. Ihr letzter Einkauf?
Meier: Ein Haarbändeli, damit ich die Haare zurückbinden kann, wenn es windet beim Golfspielen.
Blank: Früchte bei Gemüsehändler am Zürcher Hottingerplatz.
22. Wen würden Sie noch gerne treffen?
Meier: Den Schriftsteller Samuel Beckett. Aber noch lieber hätte ich Albert Camus getroffen. Ich bin ein grosser Fan von ihm. Oder den Dichter Hans Magnus Enzensberger, ein überaus feiner, humor- und geistvoller Mensch, dessen Werk mich zutiefst beeindruckt.
Blank: Den 2006 verstorbenen Komponisten György Ligeti hätte ich gerne getroffen. Sicher auch den russischen Maler Wassily Kandinsky.
23. Was mögen Sie nicht an Boris Blank?
Meier: Wenn er mir beim Singen – schon bevor ich angefangen habe – sagt, was alles falsch ist. Mittlerweile hat er diese Strategie aber aufgegeben.
24. Was nicht an Dieter Meier?
Blank: Dieter macht zu viele Sachen gleichzeitig. Das kann zu Zeitdruck führen. Ich wünschte mir, er würde sich bisweilen etwas mehr auf eine Sache fokussieren.
25. Wie viel geben Sie jährlich für Bussen aus?
Meier: Keine Ahnung.
Blank: Es sind ein paar Mal 40 Franken im Jahr.
26. Was kommt nach dem Tod?
Blank: Ich bin überzeugt, dass am Ende des Tunnels etwas
Besonderes auf uns alle wartet. In meinem Leben habe ich am meisten von der Natur gelernt. Ein Baum, der im Herbst die Blätter verliert, blüht im nächsten Frühling ja auch wieder.
Meier: Ich hoffe, dass ich als Ente wiedergeboren werde. Die können watscheln, schwimmen und fliegen – das hat mich schon als Kind fasziniert.
27.Was macht Sie traurig?
Meier: Der Irrsinn der Kriege und seine Folgen.
Blank: Wenn ich Leute sehe, die ununterbrochen das Handy vor den Augen und die Kopfhörer auf den Ohren haben, um direkter Kommunikation und Konfrontation aus dem Weg zu gehen.
28. Bester Schweizer Sänger?
Blank: Dieter Meier natürlich. Und ich mag Franz Treichler von den Young Gods. Unvergesslich bleibt Mani Matter. Von den Jüngeren ist die Sängerin Mimi vom Duo Tim und Puma Mimi super!
Meier: Endo Anaconda raspelt sich äusserst originell durch
seine Anarcho-Texte.
29. Schon mal geklaut?
Blank: Als Kind machte ich zwei Versuche, den einen im Jelmoli, den anderen im Franz Carl Weber. Beide Male bin ich aus Nervosität gescheitert, und es hiess: «Komm, Bub, jetzt gehen wir mal zusammen ins Büro und rufen den Vater an.» Klauen ist nicht mein Ding.
Meier: Mit 22 hat mich ein Kumpel in Belgien dazu angestachelt, etwas zu klauen. Um ihm zu beweisen, dass ich kein Feigling bin, stahl ich eine riesige Zigarrenkiste. Ich nahm die Kiste gut sichtbar unter den Arm, bezahlte an der Kasse nur zwei Äpfel und überreichte die Zigarren meinem diebischen Freund. Seither hab ich nie mehr geklaut.
30. Was ist der Sinn des Lebens?
Meier: Zu werden wie ein Kind, im Sinne der Aufforderung des Wanderpredigers aus Nazareth.
Blank: Die Essenz und Kraft aller Erlebnisse und Erfahrungen im Leben als geistige Energie zu speichern, um daraus eine gewisse Weisheit zu schöpfen.
31. Ihre beste Eigenschaft?
Meier: Fragen Sie meine Freunde.
Blank: Ich bin ein eher demütiger Mensch, der die Fehler meist bei sich selbst sucht.
32. Wann waren Sie zum letzten Mal in der Kirche?
Meier: Vor zwei Monaten im Dom von Florenz.
Blank: Bei der Abdankung meiner Tante vor ein paar Monaten.
33. Wo ist es am schönsten auf der Welt?
Meier: Auf der Estancia Ojo de Agua in Argentinien.
Blank: Auf einer Alp im Hochsommer, wo ein linder Wind den Duft des getrockneten Heus in meine Nase weht.
34. Was ist Ihnen an sich selbst peinlich?
Meier: Wenn ich in Rage gerate.
Blank: Dass ich diese Frage nicht beantworten kann.
35. Eishockey oder Fussball?
Meier: Fussball.
Blank: Weder noch.
36. Wann lügen Sie?
Meier: Täglich zwischen elf und zwölf.
Blank: Nie! Ich denke, das war jetzt gelogen.
37.Was ist Ihre grösste Macke?
Meier: Penible Ordnung in der Küche.
Blank: Dass ich jeden Tag wie ein Fabrikarbeiter ins Studio gehe, obwohl ich als selbständig Erwerbstätiger meine Arbeitszeit nach Lust und Laune bestimmen könnte.
38. Wann freuen Sie sich, Schweizer zu sein?
Meier: Immer.
Blank: Bei allen Abstimmungen und Wahlen freue ich mich über unsere direkte Demokratie.
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