Die Engel weinten nicht, sie freuten sich eher, einen der ihren wieder zu Hause zu wissen. Strahlend blau wölbte sich der Himmel gestern über Zürich und dem Fraumünster, in dem sich die Trauergemeinde für den Jahrhundert-Schauspieler Bruno Ganz (†77) eingefunden hatte. Und keiner war würdiger, den Toten zu ehren als Wim Wenders (73). «Ich habe als Regisseur wohl kaum eine glücklichere Zeit verbracht als mit dir», sagte Wenders, der mit Ganz 1987 «Der Himmel über Berlin» drehte, in dem der Verstorbene vom Engel zum Menschen wird. «Du warst nicht nur ein Lebenskenner, du warst eine Art Lebenswissenschaftler, ein Bewohner fremder Seelenwohnungen.»
Auch das Heitere fehlte nicht an der Trauerfeier
Mit seinen Worten gelang es dem deutschen Star-Regisseur sogar, die Kirchengänger kurzzeitig aufzuheitern. Er erzählte, wie Ganz in seinem Film «Der amerikanische Freund» 1977 in Mundart sagt, er sei «ein Zürihegel». «Das war das einzige Mal, dass ich dich im Dialekt hörte. Ich musste dann nachschauen, was das Wort bedeutet. Nicht nur Sackmesser, sondern eben auch Lausbub.»
Iris Berben: «Ich trauere um einen Freund»
Weiter sagte Wenders: «Uns ist ein Grosser abhandengekommen. Er hat uns gezeigt, wie kostbar das Leben ist und wie einzigartig jeder Mensch.» Unter den Gästen waren viele Prominente aus der ganzen deutschsprachigen Filmwelt – darunter aus Deutschland Joachim Krol (61) oder Iris Berben (68). «Bruno war ein wunderbarer Schauspieler, Mensch und Freund», sagte Berben, «die Trauer ist gross». Bekannte Schweizer waren Rolf Lyssy (83), Franz Hohler (76), Daniel Rohr (58), Hanna Scheuring (53), Pascal Ulli (49), Ivo Kummer (59), Christoph Marthaler (67) oder Stadtpräsidentin Corine Mauch (58). Regie-Legende Fredi M. Murer (78) sagte stellvertretend: «Obschon er seine Karriere in Deutschland machte, verleugnete er seine Herkunft nie. Bruno ist ein Zürihegel geblieben.»