Zürcherin gibt Gegnern die Fitze
Eine Frau als Samichlaus geht doch!

Die St. Nikolausgesellschaft der Stadt Zürich will keine weiblichen Samichläuse und Schmutzli. Doch: Frauen als Chläuse, das geht, wie das Beispiel der Zürcherin Sascha Bader Kurt zeigt. Sie absolviert seit über 30 Jahren Chlausbesuche bei Familien.
Publiziert: 05.12.2019 um 23:17 Uhr
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Aktualisiert: 03.12.2020 um 07:55 Uhr
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Die Zürcherin Sascha Bader Kurt macht seit 32 Jahren den Samichlaus.
Foto: zvg
Patricia Broder

Darf der Samichlaus auch eine Frau sein? Diese Frage wirft aktuell hohe Wellen: Karin Diefenbacher (55), Präsidentin der Stadtzürcher St. Nikolausgesellschaft, besteht darauf, dass nur Männer die traditionelle Rolle einnehmen – und sorgt damit für eine hitzige Genderdebatte bei Politikerinnen und Politikern (wie BLICK gestern berichtete). Frauen auf diese Weise auszuschliessen, sei «absolut daneben», ärgert sich Ronja Jansen (24), Präsidentin der Juso Schweiz.

«Eine Frau kann ein toller Samichlaus sein»

Auch Sascha Bader Kurt (51) kann das Frauenverbot bei den Zwingli-Chläusen nicht verstehen. Die Zürcherin ist seit 32 Jahren aktiver Samichlaus. «Diese Ablehnung von Frauen macht mich wütend, und ein solches Klischeedenken ist im Jahr des Frauenstreiks erst recht nicht mehr zeitgemäss. Ich bin das beste Beispiel dafür, dass eine Frau ein toller Samichlaus sein kann.» Schauspieler würden ja schliesslich auch tagtäglich in Rollen schlüpfen, die mit ihnen als Privatperson nichts zu tun hätten. Beim Chlaus sei es dasselbe: «Es ist doch egal, ob ein Mann oder eine Frau den Samichlaus macht. Es kommt darauf an, wie man ihn spielt und ob man den Kindern damit eine Freude machen kann.»

Bader stammt aus einer Schauspielerfamilie, in der das Chlausen seit Jahrzehnten Tradition ist. «Schon meine Grossmutter Erna besuchte die Familien in unserer Gemeinde als Samichlaus, wie auch mein Vater Martin. Er war in ganz Regensberg als Dorfchlaus bekannt. Bei seinen Besuchen begleitete ich ihn jahrelang als Schmutzli.» Als ihr Vater Ende der 80er-Jahre herzkrank wurde, habe sie beschlossen, ihn in seiner Rolle zu beerben. «Ich hatte ja schliesslich den besten Lehrer», so Bader.

Bader begleitet manche Familien seit zehn Jahren

Seither steigt die gelernte Kosmetikerin jedes Jahr in den roten Chlauskittel und schnallt den schweren Ledergurt mit Glöckli um. Ihre Haare versteckt sie unter einer dunklen Mütze, malt ihre Brauen dicker, klebt sich einen weissen Bart auf und spricht drei Oktaven tiefer. «Die Kinder merken nicht, dass ich eine Frau bin. Im Gegenteil, sie lieben mich als Samichlaus. Manche Familien begleite ich schon seit zehn Jahren.»

In jeder Adventszeit ist Sascha Bader Kurt vom 4. bis 8. Dezember im Chlaus-Einsatz, besucht pro Abend bis zu drei Familien. «Ich war nie in einer Organisation und habe nie Geld verlangt. Ich habe eine Stammkundschaft und gehe zu Freunden und Bekannten. Manche schenken mir am Ende des Abends eine gute Flasche Wein oder Whisky. Der schönste Lohn ist aber immer das Leuchten in den Kinderaugen», so Bader. «Ich selber hab keine Kinder, umso mehr freut es mich, den Kindern auf diese Weise eine Freude machen zu können.»

Chlausgesellschaften sollen sich öffnen

Nicht nur als Chlaus ist die 51-Jährige stark in das Gemeindeleben von Regensberg ZH integriert. Sascha Bader Kurt und ihr Ehemann Mustafa (52) führen im Städtchen ein Restaurant, eine Cafébar und ein Kosmetikstudio. «Für die Leute hier ist es ganz normal, mich als Samichlaus zu sehen – das sollte doch auch im Rest der Schweiz möglich sein», sagt Bader und fordert: «Diese rückständigen Chlausgesellschaften sollen es den Frauen nun endlich möglich machen, auch Samichlaus oder Schmutzli zu sein.»

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