Zürcher Topmodel Angela Martini über das unbarmherzige Laufsteg-Business
«In dieser Welt nutzt dich jeder aus»

BLICK traf Topmodel Angela Martini und sprach mit ihr über die letzten zwei Jahre. Im Interview verrät Martini wie sie nur noch als Objekt von A nach B gereicht wurde.
Publiziert: 30.01.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:32 Uhr
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Nachdenklich: Angela Martini hat auch die dunklen Seiten des Model- Daseins erlebt.
Von Tino Büschlen (Interview) und Thomas Buchwalder (Fotos)

Sie begann mit 18 Jahren zu modeln und wurde zu einem der begehrtesten Unterwäsche-Mannequins der Welt. Im Jahr 2010 trat die Zürcherin Angela Martini (28) bei den Miss-Universe-Wahlen an und belegte den hervorragenden sechsten Platz. Dann verschwand sie von der Bildfläche.

Blick: Es war verdächtig ruhig um Sie in letzter Zeit. Was ist passiert?
Angela Martini:
Die letzten zwei Jahre war ich in einem Tief. Ich konnte mich nicht mehr auf meine Arbeit fokussieren. Es ging so weit, dass ich manchmal nicht mehr wusste, warum ich jetzt eigentlich gerade da war, wo ich war.

Woran lag das?
Das gehört wohl dazu, wenn du oben bist. Plötzlich kümmern sich wildfremde Menschen um dein Leben – dabei wollte ich doch immer alles selbst im Griff haben. Ich wurde zu einem Objekt, das von A nach B ­gereicht wird. Ich war fremdbestimmt und erkannte das lange Zeit nicht. Weil es eben auch bequem ist, wenn sich andere um deine Probleme kümmern.

Wo lauern die Gefahren im Model-Business?
Du musst dauernd Nein sagen, sonst kommst du unter die Räder. Ist jemand unsicher und wagt es nicht, Stopp zu sagen, wird das gnadenlos ausgenutzt. Die Fotografen beispielsweise wissen genau, dass sie bei gewissen Mädchen sehr weit gehen können.

Wie weit kann man bei Ihnen gehen?
Ich bin nicht neu im Business. Mit mir kann man nicht spielen. Ich posiere gerne sexy, aber ich setze klare Grenzen.

Wie hoch sind die körperlichen An­forderungen?
Der Körper ist dein Kapital, dessen musst du dir als Model bewusst sein. Diese Leute, die sagen, sie liebten das Fitnesstraining, kann ich nicht verstehen. Ich mag es nicht, aber mache es trotzdem.

Sie haben auch schon dem «Playboy» einen Korb gegeben.
Einen? (lacht) Die fragen alle drei Monate an. Aber ich habe keine Lust, mich nackt zu zeigen. Vielleicht mit 35 – wenn mich dann noch jemand sehen will (lacht).

In New York gaben Sie 2011 mehr von sich preis, als Ihnen lieb sein konnte: Beim Auftritt auf dem roten Teppich vergassen Sie glatt die Unterhosen. Die Bilder gingen um die Welt.
Mein Gott, war das peinlich!

Was haben Sie aus dem Vorfall gelernt?
Ich habe es ja nicht absichtlich gemacht. Es geschah im Stress. Aber ich stehe dazu und glaube, das Ganze hat mich stärker gemacht. Es läuft nun mal nicht immer alles nach Plan im Leben.

Wie merkt man im Model-Business, wer es ehrlich meint und wer nicht?
In dieser Welt nutzt dich jeder aus. Ich sehe das als Kompliment. Wenn dich niemand ausnutzen will, bist du niemand. Anders gesagt: Solange ich ausnutzbar bin, bin ich nicht nutzlos. Man darf das nicht zu persönlich nehmen. Versucht jemand, mich geschäftlich übers Ohr zu hauen, tut mir das heute im Herzen nicht mehr weh.

Sind Sie reich geworden?
Manchmal verdiene ich sehr gut, manchmal gar nichts. Ich habe ja keinen Job, der von 9 bis 17 Uhr dauert. Es kam auch schon vor, dass ich mal zwei Monate lang kein einziges Shooting hatte. Man muss lernen, sein Geld klug einzuteilen – das gelingt mir leider nicht immer.

Sie sind mit dem türkischen Multimillionär Ali Baran Süzer zusammen. Was akzeptieren Sie nicht in einer Beziehung?
Lügen sind das Schlimmste. Die ganze Welt lügt dich an – da darf dies nicht noch dein Freund tun.

Einen Seitensprung könnten Sie nicht verzeihen?
Oh, mein Gott! Niemals! Ich versuche mir manchmal vorzustellen, was es für Gründe geben könnte – aber für mich gibts keine. Man will doch mit seinem Partner ein Team bilden, gemeinsam gegen den Rest der Welt. Schon bei kleinen Lügen drehe ich durch.

Woran kann eine Beziehung sonst noch scheitern?
An Langeweile. Wenn mich jemand auf gedanklicher Ebene nicht stimulieren kann. Ideal ist, wenn beide voneinander lernen können. Das ist für mich der Zauber der Liebe.

Wie gehts beruflich weiter?
Ich sehe mich nicht mehr rein als Model, sondern als Marke Angela Martini. Auf Facebook habe ich rund 750 000 Fans, dies möchte ich ausnützen. Im März starte ich mit meinem eigenen Onlineshop und präsentiere meine Bikini-Linie. Es ist ein Neuanfang.

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