In den USA ist es bereits erschienen, nun soll es auch in Europa veröffentlicht werden: Die Biografie «Love Hope Light» von Angela Martini (34). Das Zürcher Topmodel hat in den letzten drei Jahren ihr Aschenbrödel-Leben niedergeschrieben – vom armen Einwanderungsmädchen zur Miss-Universe-Teilnehmerin, die sogar den späteren US-Präsidenten Donald Trump (74) treffen durfte. «Mein Leben ist tatsächlich so etwas wie ein Märchen», sagt Martini. «Manchmal muss ich mich kneifen, um zu realisieren, dass ich nicht träume.»
Angela Martini kommt Mitte der 80er-Jahre in Albanien zur Welt. Das Land wird kommunistisch regiert. «Meine Eltern verdienten 60 Franken im Monat.» Nach dem Sturz des Regimes 1990 beginnt die Massenauswanderung. Martinis Vater flieht in die Schweiz, Angela und ihre Mutter bleiben in Albanien. Das Land stürzt in eine riesige Krise, Armut und Kriminalität werden immer schlimmer. «Ich hörte oftmals Schüsse in unserer Nachbarschaft. Zu essen hatten wir meist nicht viel mehr als eine Suppe.»
Als sie zehn Jahre alt ist, kommt es zum Schlüsselerlebnis: Angela spielt auf der Strasse. Ein Fremder spricht sie an, will sie mit Glace in ein Auto locken. Angela lehnt ab, da wird sie vom Mann gepackt. Er schleift sie zum Auto, in dem noch drei andere Männer sitzen. Verzweifelt beisst Angela dem Entführer in die Hand. Sie kann sich entreissen, schreiend rennt sie davon. Von überall kommen Menschen aus den Häusern, die Gangster fliehen im Auto. «Damals war es gang und gäbe, dass in Albanien Kinder entführt wurden», sagt Martini. «Sie wurden dann nach Westeuropa verkauft, wo man sie zur Prostitution zwang oder ihnen die Organe entnahm.»
Angela kommt in die Schweiz
Angelas Entführungsversuch war für Mutter Nexhmije (68) Grund genug, ihre Heimat hinter sich zu lassen. Noch im selben Monat schickt sie Angela zu ihrem Vater in die Schweiz. Angela wird eingeschult. Nexhmije bekommt einen Job als Lehrerin und realisiert mit Unterstützung von Bund, Kanton und der Stadt Zürich ein Projekt zur Förderung der Integration albanischer Frauen. «Unser Leben wendete sich zum Guten», sagt Martinis Mutter. «Wir hatten plötzlich wieder eine Perspektive, wir hatten Arbeit und fühlten uns in Sicherheit.»
Nach ihrem Schulabschluss setzt Angela alles aufs Modeln. Mit 20 zieht sie in die USA, wo sie bald für Lifestyle-Bibeln wie «GQ», «Maxim» und «Esquire» fotografiert wird. «Plötzlich war ich inmitten dieser Glamour-Welt», sagt sie. «Überall um mich herum waren super reiche und super schöne Menschen.»
2010 nimmt sie an der Miss-Universe-Wahl in Las Vegas teil – und wird prompt zur sechstschönsten Frau der Welt gekürt. Über den damaligen Organisator der Wahl, Donald Trump, kann Martini nur nette Dinge sagen: «Wir haben uns länger unterhalten, er war sehr höflich und interessierte sich für meine Herkunft.»
Schluss mit Modeln
2017 heiratet Martini den rumänischen Investor Dragos Savulescu (43). Sie verabschiedet sich vom Model-Business, lässt sich dafür zum Life Coach ausbilden und produziert zwei Kurzfilme. «Modeln wurde mir zu oberflächlich», erklärt sie. «Ausserdem werde ich nicht jünger. Als Life Coach kann ich auch in 30 Jahren noch arbeiten.»
Bis heute besitzt Angela Martini eine Wohnung in Zürich. «Ich kann mir gut vorstellen, wieder richtig heimzukehren», sagt sie. Das Leben in den USA sei ihr inzwischen etwas verleidet. «Die Probleme werden immer schlimmer, sei es wegen Corona, sei es wegen Rassismus – alles ist so unsicher geworden.» Doch davon könnte sie ja in einem weiteren Buch berichten, ergänzt Martini lachend.
Angela Martini «Love Hope Light» ist im Verlag Indigo River Publishing erschienen und auch bei Amazon erhältlich.