Bisher war Bretzwil BL vor allem bei Kunstkennern wegen den Glasmalereien und der Holzkanzel in der Kirche St. Maria bekannt. Doch seit dem Sieg von Viviane Steffen (23) bei der zweiten Schweizer Schieber-Meisterschaft in Zug vom letzten Wochenende ist das kleine Dorf im Bezirk Waldenburg auch eine eigentliche Jass-Metropole. Denn beim Besuch von SonntagsBlick im elterlichen Domizil der neuen Königin wird klar: Das Können liegt in der Familie.
«Mein Vater gewann beim ‹Samschtig-Jass›, als ich noch ein kleines Mädchen war», erzählt die Bankangestellte. Schon als Knirps lernte sie das Jassen von ihren Eltern Beat (57) und Sonja (63) und übte oft zusammen mit ihren Schwestern Joelle (22) und Myriam (39). Grundsätzlich wurde zu Hause in Bretzwil viel gespielt, neben Karten- oft auch Brettvarianten.
Das Turnier beinahe verpasst
An einem Jass-Wettkampf hatte Viviane Steffen vor der Schweizer Meisterschaft erst ein Mal teilgenommen. In Zug schätzte sie vor allem die «mega tolle Atmosphäre». Doch ihre Teilnahme hing an einem seidenen Faden. Denn sie hörte den Wecker nicht und wäre beinahe zu spät gekommen. «Am Abend davor war ich sehr nervös und konnte zuerst kaum einschlafen, deshalb ist das wohl passiert», resümiert sie.
Doch die morgendliche Eile und Aufregung hatten ihr Gutes. «So fehlte mir schlicht die Zeit, die Nervosität wieder aufzubauen, und ich fühlte mich unbeschwert. Doch natürlich war beim Sieg auch eine tüchtige Portion Glück dabei.»
Eine Frau mit vielen Hobbys
Die Reaktionen von Freunden und Kollegen haben sie sehr gefreut. «Meine Familie empfing mich mit einem Transparent und überraschte mich mit Champagner und einem feinen Essen. Ich war beinahe froh, dass ich diese Woche Ferien hatte, so konnte ich mir richtig Zeit nehmen und alle Nachrichten beantworten.»
Jassen ist ein wichtiges Hobby von Steffen, aber beileibe nicht ihre einzige Freizeitbeschäftigung. «Ich lese sehr gerne: Krimis, Thriller und Fantasy. Daneben fotografiere ich Landschaften und kann dies gut mit meinen Wanderungen kombinieren.» Schliesslich ist sie grosser FC-Basel-Fan und besitzt eine Saisonkarte. Die Liebe zum FCB zeigt sich sogar beim Jass-Teppich. «Ich hoffe, es läuft auch auf dem Rasen bald wieder besser.»