Bei ihr daheim kommen beide Kulturen zusammen: die tibetische und die schweizerische. Dechen Shak-Dagsay (55) kam als Dreijährige mit ihrer Familie als Flüchtling ins Toggenburg. «Es berührt mich noch heute, wie liebevoll wir hier aufgenommen wurden», erinnert sie sich. «In jener Zeit gab es ja noch mehr Berührungsängste.» Seit 15 Jahren lebt die Sängerin mit ihrem Mann in Samstagern ZH, die beiden erwachsenen Töchter sind ausgezogen.
Die meisten kennen Dechen, weil sie mit Rock-Idol Tina Turner (75) in der Formation Beyond spirituelle Lieder singt. Dabei trat Dechen auch schon allein in der Carnegie Hall in New York auf.
Von der Zusammenarbeit mit Turner schwärmt sie: «Tina hat mich ermutigt, mehr mit meiner starken Stimme rauszukommen.» Das ist auf Dechens neuer CD «Day Tomorrow» zu hören. «Die Musik ist dynamischer, hat aber eine spirituelle Tiefe.» Ihre Mantras sind vor allem für die Meditation beliebt. «Meine Musik ist Medizin», sagt Dechen. Die Gebete aus dem altindischen Sanskrit hat sie von ihrem Vater gelernt, der in Tibet ein Lama war, ein Geistlicher.
Dechen betet jeden Morgen in ihrem Wohnzimmer vor dem Altar mit Buddha-Figuren. Gleich daneben steht ein Fernseher. «Ich lebe in beiden Welten», sagt sie. Und nun spielt Dechen einige Konzerte in der Schweiz. «Die Einnahmen gehen voll zugunsten der Näh- und Automechanikerschule, die ich vor fünf Jahren in Tibet aufgebaut habe.»