Für Katharina Hoby (57) ist ihr Entschluss, nach 17 Jahren als einzige evangelische Zirkus- und Chilbi-Pfarrerin der Schweiz zurückzutreten, so sicher wie das Amen in der Kirche. Am heutigen 1. Advent hält sie in der Manege des Zürcher Weihnachtszirkus Conelli ihren Abschiedsgottesdienst. «Ich bin erleichtert und auch ein bisschen traurig. Doch es ist an der Zeit für mich, neue Wege zu gehen», sagt sie zu SonntagsBlick.
Nach einer Zusatzausbildung zur Spitalpfarrerin sei es nun ihr Wunsch, in einem Spital oder Pflegeheim zu arbeiten. «Ich habe miterlebt, welch unglaublich wichtige und gute Arbeit von Pflegefachkräften geleistet wird», so Hoby. «Aber auch, wie sie immer mehr unter Druck stehen und ihnen oft die Zeit fehlt, sich nebst der Pflege mit den Menschen auseinanderzusetzen. Ihnen ein offenes Ohr zu schenken, das möchte ich künftig übernehmen.»
Gemäss ihrem Ordinationsgelübde als Pfarrerin sei es ihr Auftrag, die christlichen Werte zu den Menschen zu bringen, wohin auch immer sie berufen werde. Wie nun abseits von Scheinwerferlicht und Kirmesbahnen. «Meine Premiere als Chilbi-Pfarrerin war, als ich im Jahr 2000 das Riesenrad Mega Wheel Millennium Star in Bern segnen durfte.» Sie tat dies in Stellvertretung eines Pfarrerkollegen.
Immer verrückter werdende Chilbibahnen waren ein Zeichen
Als dieser zwei Jahre später starb, übernahm sie sein Amt. Seit da begleitete sie die reisende Gemeinde als Seelsorgerin. «Ich machte Besuche in den Kassenhäuschen, lernte Sorgen und Nöte, aber auch Freuden und Hoffnungen kennen.» Sie traute Paare am Knabenschiessen, taufte in der Zirkusmanege, richtete auch die Abschiedsfeier für einen jungen Schausteller aus, der sein ungeborenes Kind nie kennenlernen durfte. «Das war ein sehr schwieriger Augenblick», so die fünffache Mutter.
Dass es an der Zeit sei, sich neu zu orientieren, beschreibt sie mit einem Erlebnis vor sieben Jahren: «Mit 50 ist es mir auf den immer verrückter werdenden Chilbi-Bahnen, die ich eingeweiht habe, mehr und mehr schlecht geworden. Das war für mich das erste Zeichen, dass ich nicht mehr ewig Chilbipfarrerin bleiben werde.»