Wollte Freddy Nock sie töten? Jetzt spricht Ehefrau Ximena
«Ich habe Angst vor ihm»

Die Vorwürfe gegen den Weltrekordhalter auf dem Hochseil wiegen schwer. Der 11. Dezember ist entscheidend: Gefängnis oder Freiheit.
Publiziert: 09.12.2019 um 21:18 Uhr
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Aktualisiert: 10.12.2019 um 16:24 Uhr
Freddy Nock mit siegessicherem Lächeln am Morgen vor seinem Prozess in Zofingen.
Foto: Keystone
Flavia Schlittler

Am Dienstag feiert Freddy Nock seinen 55. Geburtstag, am Mittwoch geht es für den Extremsportler um Gefängnis oder Freiheit. Vor dem Bezirksgericht Zofingen AG muss er sich von 8 bis 17 Uhr den Vorwürfen stellen, welche die Staatsanwaltschaft nach Anzeigen seiner Noch-Ehefrau Ximena (44) gegen ihn erhebt.

Diese sind happig: Der Hochseil-Weltrekordhalter ist wegen versuchter vorsätzlicher Tötung, mehrfacher Gefährdung des Lebens und mehrfacher versuchter Körperverletzung angeklagt, wie der Regionalsender Tele M1 meldete. Diverse Male soll Nock seine Ehefrau attackiert haben. Unter anderem soll er ihr ein Kissen so lange aufs Gesicht gedrückt haben, bis sich diese tot stellte.

Zudem soll der Angeklagte seine Frau einst gepackt und ihr mit einem Sturz aus drei Metern Höhe gedroht haben, zitiert «20 Minuten» eine Gerichtssprecherin. Weiter soll er sie an der Schulter gepackt und mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen haben. Bei einem Schuldspruch droht dem Aargauer eine Freiheitsstrafe von mindestens fünf Jahren. Für Nock gilt die Unschuldsvermutung.

Er habe nie das Leben seiner Frau bedroht, sagt Freddy Nock

Freddy Nock bestreitet die Anklagepunkte vehement. Zu BLICK sagt er exklusiv: «Ich habe nie das Leben meiner Frau bedroht, ihr nie ein Kissen ins Gesicht gedrückt. Die Vorwürfe sind aus der Luft gegriffen.» Beim Telefonat wirkt er gelassen, lacht sogar. «Am Mittwoch gehe ich wie in eine Manege rein, komme wieder raus.» Er wisse, er sei in vier Punkten angeklagt. Drei umfassen häusliche Gewalt, nebst dem vermeintlichen Versuch, sie zu ersticken, geht es um ihre gebrochene Nase und ein Faustschlag in ihr Gesicht. Nock weist auch diese Vorwürfe zurück.

Ein zentraler Teil der Anklage geht auf einen Streit des Ehepaars nach dem Swiss Award im Januar 2013 zurück. «Wir waren danach in einem Hotel und gerieten aneinander. Aber sicher habe ich ihr keine Gewalt angetan», so Freddy Nock.

Ximena Nock hat Angst vor ihrem Noch-Ehemann Freddy

Das Datum des Vorfalls bestätigt Ximena Nock. Beim Telefonat mit BLICK weint sie, der erbitterte Kampf gegen ihren Noch-Ehemann belaste sie schwer. Die Anklagepunkte bestätigt sie. Sagt aber auch, dass sie 2015, als sie mit Freddy wieder zusammenkam, alle Anzeigen gegen ihn zurückgezogen habe. «Nur zwei konnte ich nicht, da es sich um Offizialdelikte handelt.» Vor Gericht sei sie nicht Klägerin, sondern nur Auskunftsperson.

Sie wünsche sich nichts mehr als Ruhe für sich und ihren Sohn. Dass die Scheidung schnell vorübergehe und sie wieder richtig atmen könne. Freddy wohnt nur 800 Meter entfernt von ihr in Uerkheim AG. «Ich habe Angst vor ihm», sagt die gebürtige Chilenin, die einst Freddys Sekretärin war.

Was die Staatsanwaltschaft ihrem Noch-Ehemann vorwerfe, treffe zu, versichert sie. «Vieles war in Wahrheit sogar noch sehr viel schlimmer als in der Anklageschrift geschildert.» Ins Detail gehen möchte sie nicht. «Aus Respekt vor meinem Sohn wollte ich nie, dass der Fall öffentlich wird. Nun ist es aber so, und ich muss da durch.»

Drei Mal sass Freddy Nock bereits in Untersuchungshaft

Beide Nocks bestätigen, dass Freddy drei Mal in Untersuchungshaft sass. «Nach spätestens drei Wochen kam ich immer wieder raus, weil es keine Beweise gab. Wie sollte es auch, ich habe Ximena nichts Böses getan», so Nock.

Kaum mehr vorstellbar, dass ihre Beziehung für beide einst die grosse Liebe war. Ximena, die zwei Kinder aus erster Ehe hat, und Freddy, der sogar vier Töchter hat, feierten am 3. August 2013 eine spektakuläre Hochzeit – ungesichert auf dem Hochseil, neun Meter über Boden. «Ximena und ich gehören zusammen», schwärmte Nock damals. Söhnchen Leo, damals zweijährig, schaute vom Boden aus zu.

Doch schon zwei Jahre später kam es zur Trennung – und zum Streit um den gemeinsamen Sohn. Ximena verliess Freddy, zog mit Leo rund 100 Kilometer weg nach Frauenfeld TG. Das Liebes-Comeback folgte ein halbes Jahr später, war aber nur von kurzer Dauer. 2017 ging die Beziehung endgültig in die Brüche.

Nock gegen Nock. Freddy hat Ximea ebenfalls angezeigt, er wirft ihr häusliche Gewalt und Tätlichkeiten gegen Sohn Leo vor. Die Unterlagen zum Ehedrama füllen mittlerweile 30 Bundesordner. Am Mittwoch steht sich das einstige Liebespaar vor Gericht gegenüber.

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