Ein Dutzend! Marc Trauffer (36) machte grosse Augen. So wenige Konzertbesucher waren es, die sich 2008 nach Wohlen AG verirrten, um den Berner Oberländer live zu hören. «Da wollte ich alles hinwerfen», sagt der Sänger, der damals mit der ersten Soloplatte unterwegs war. «Selbst meine Mutter sagte, ich solle endlich aufhören. Zum Glück habe ich es nicht getan!»
Heute, acht Jahre später, ist Trauffer der erfolgreichste Musiker des Landes. Mit seinen Heile-Welt- und Heimat-Hymnen auf Berndeutsch begeistert er Zehntausende Fans. Mehr als 60 Konzerte seiner Tournee sind schon jetzt gebucht, die ersten zwölf bereits ausverkauft,und sein neues Album «Heiterefahne» steht seit Wochen auf Platz eins der Hitparade.
Kein anderer Mundartkünstler hat seit dem Erfolg von Gölä (46) vor 15 Jahren die Schweiz gerockt wie der Brienzer, der im Hauptberuf als Chef von knapp 50 Angestellten in dritter Generation die legendären Holz-Chüeli herstellt.
Vergleichbar bodenständig ist auch seine Haltung zur Musik. Er habe noch nie einen Rappen in seine CDs investiert, sagt Trauffer. Das sei Aufgabe der Plattenfirma.
«Künstler? Ach, nein! Ich bin Entertainer und Unternehmer», sagt er mit Schalk in den Augen. «Meine Musik soll erfolgreich sein, genau wie meine Bude. Ich will mit meinen Liedern keinen Lyrik-Wettbewerb gewinnen, sondern möglichst vielen Leuten Freude bereiten.»
Das gelingt dem Rocker im Sennenchuteli zurzeit landauf, landab – obwohl seine Hits vom Radio boykottiert werden. Weder SRF3 noch private Stationen spielen Titel wie «Sennesinger» oder «Heiterefahne». Nur: warum eigentlich? «Trauffer passt mit seinem volkstümlichen Rock nicht in unser Programm», erklärt Oliver Wagner von Radio Argovia. «Trauffer in die Rotation aufzunehmen, wäre ein Grundsatzentscheid, künftig beispielsweise auch Helene Fischer und Andreas Gabalier spielen zu müssen.»
Ähnlich tönt es bei Radio Grischa: «Trauffer steht mit seinem Musikgenre quer in der Musiklandschaft», sagt Moderator Michael Brüngger. «Wir müssen nicht alles spielen, obwohl es populär ist.»
Die Ablehnung erstaunt Trauffer sehr: «Wenn ein einheimischer Künstler drei Wochen nacheinander die Charts anführt, könnte man meinen, dass er gute Musik macht und Anerkennung erfährt.» Er hingegen werde von der Schweizer Musikszene mehrheitlich belächelt.«Ich bin den Städtern wohl halt einfach nicht cool genug», so Traufferlachend. Man werfe ihm vor, seine Lieder seien zu sehr auf den Kommerz ausgerichtet. «Dazu sage ich: Klar! Und was ist das Problem dabei? Wenn ich am Wochenende in die Gesichter von Tausenden begeisterter Fans schaue, weiss ich: Ich mache etwas richtig!»
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