«Wir dürfen unsere Wurzeln nicht vergessen»
So lebt Peter Maffay als Bio-Bauer

Peter Maffay lässt es in seinem Garten rocken. Dort hat er sich sein eigenes Bio-Paradies geschaffen und baut sogar seinen eigenen Wein an.
Publiziert: 06.04.2015 um 20:08 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:30 Uhr
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Peter Maffay und Tania gönnen sich eine Erfrischung. Sie sind seit zwölf Jahren verheiratet.
Foto: Nik Hunger
Von Dominik Hug (Text) Und Nik Hunger (Fotos)

Sein Lebensweg war steinig und voller Kurven. «Aber irgendwie bin ich doch an mein Ziel gekommen», sagt Peter Maffay (66). Der Erfolgsrocker steht im Garten seiner Finca im Nordosten Mallorcas und blickt mit Gattin Tania (41) zufrieden ins Tal. Am Fusse des Tramuntana-Gebirges hat sich Maffay in den letzten zwei Jahrzehnten ein Öko-Paradies geschaffen – für sich und seine Familie, aber auch für Tausende behinderter Kinder, die ihn seit der Gründung seiner Stiftung Tabaluga besucht haben.

Sie ist für Maffay längst nicht mehr nur eine Herzensangelegenheit, sondern zum Lebensinhalt geworden. «Rund zwei Drittel meiner Zeit widme ich mich Tabaluga», sagt er. Bei seiner Frau dürfte es sogar noch mehr sein. Zwischen Weideflächen, Kiefern, Steineichen und Zypressen stehen knorrige Olivenbäume und Weinreben. Das Anwesen ist über eine Million Quadratmeter gross und wird von einem Dutzend Mitarbeitern bewirtschaftet. Neben dem flachen Haupthaus und dem Tabaluga-Gebäudekomplex gibt es Gewächshäuser, eine Bio-Bäckerei, Ställe, eine Käserei für Schaf- und Ziegenkäse sowie einen Bio-Laden. Seit kurzem verkauft Peter Maffay auch eigenen Wein.

«Das beste Fitnessprogramm»

Der Musiker hat sich inzwischen das Hemd ausgezogen, am Gürtel hängt ein Messer. Er packt regelmässig selbst mit an. «Die Arbeit auf den Feldern ist das beste Fitnessprogramm», sagt er lachend. Und tatsächlich: An seinem drahtigen Körper ist kein Gramm Fett zu sehen.

1972 kam Maffay erstmals nach Mallorca – und «blieb hängen», wie er sagt. Auf der Baleareninsel lernte er 1999 auch Tania kennen. Sie arbeitet in einer Bar eines Kollegen. Als sie sich zerstreiten, offeriert Maffay ihr einen Bürojob bei Tabaluga. 2003 heiraten sie, im gleichen Jahr kommt Sohn Yaris zur Welt.

Frau und Kind leben heute das ganze Jahr auf Mallorca, Maffay zwischenzeitlich auch in München (D), wo sein Studio ist. Oder er tourt mit seiner Band durch Europa. Für die Konzerte Anfang Jahr gingen allein in Deutschland mehr als 200 000 Tickets weg. Am 3. Juni spielt er im Hallenstadion Zürich.

Mit 16 Nummer-eins-Alben ist Maffay bis heute der erfolgreichste Künstler in den deutschen Charts. Seine Biografie hat aber auch viele Brüche: Der Wandel vom Schlagersänger zum Rockstar, die Sauferei, drei gescheiterte Ehen, eine falsche Krebs-Diagnose, der Selbstmordversuch der Mutter. «Ich weiss seit der Kindheit, dass nichts selbstverständlich ist», sagt er. Maffay wuchs in ärmlichen Verhältnissen in Rumänien auf. «Wir lebten zu dritt in einem Zimmer, ohne Toilette oder Dusche.» Als er 14 Jahre alt ist, ziehen die Eltern mit ihm nach München. «Noch heute zähle ich manchmal die Toiletten bei mir daheim oder im Büro und staune.»

«Wenn wir das nicht haben, sind wir verloren»

In seiner «kleinen Geschichte» würden die Parameter seiner Herkunft bis heute eine grosse Rolle spielen, sagt er. «Ich finde es generell wichtig, dass man seine Wurzeln nicht vergisst und sich immer daran erinnert, aus welcher Ecke man stammt.» Ansonsten verliere man den Bezug zum Umfeld und irgendwann auch das Verständnis dafür, weshalb es anderen Menschen dreckig geht. «Mitgefühl zu haben, ist das, was uns Menschen auszeichnet. Wenn wir das nicht mehr haben, sind wir verloren.»

Sein Weg sei oft anstrengend gewesen, resümiert Maffay. «Doch die letzte Strecke war nicht mehr so anstrengend, auch nicht mehr so kurvenreich.»

Er nippt an einem Bier. Die Sonne verschwindet hinter dem Gebirge. Er sei heute so nahe bei sich wie noch nie, auch dank Tania und Yaris. «Ich hoffe, dass mein Weg noch ein Stückchen weitergeht.» Dann zitiert er Dichter Hans Kruppa: «Stark ist, wer mehr Träume hat, als die Realität zerstören kann.» Das hat Peter Maffay immer gehabt. Auch heute noch.

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