Seit knapp zwei Wochen tourt der Ukrainer Simon Schuster (45), alias Housch-ma-Housch, mit dem National-Circus Knie. Für seine Verwandlung braucht er 20 Minuten, viel Schminke und eine Dose Haarspray pro Woche.
Unter dem Make-up zeigt sich ein ernster Mann. Wobei er sich mehr als Poet und Komiker und weniger als Clown sieht. «Klar möchte ich die Leute zum Lachen bringen, ich möchte sie aber auch mit pantomimischen Geschichten unterhalten. Poesie hat einen hohen Stellenwert in meiner Show», erklärt er seine Figur in der Manege. Sein Name ist ein Fantasieprodukt, die Frisur sein Markenzeichen. Etwas, was ihn von allen anderen unterscheidet. «Ich will die Menschen in eine andere Welt zaubern, in der sie Stress und Alltagssorgen vergessen», sagt er. Sein spezielles Äusseres helfe ihm dabei.
Er genisst die familiäre Atmosphäre bei Knie
Schuster war ein Spätzünder, mit 16 Jahren hat er im Fernsehen erstmals einen Zirkus gesehen. «Ich bin in der Ukraine aufgewachsen, wir hatten nur zwei TV-Kanäle und sassen selten vor dem Fernsehen.» Für ihn sei schnell klar gewesen, dass er in Kiew die Zirkusschule besuchen möchte. «Meine Familie fand das Quatsch. Von Kunst zu leben, konnten sich meine Eltern nicht vorstellen.»
Heute gehört er international zu den Gefragtesten der Branche. Ob an internationalen Zirkusfestivals in Monte Carlo oder in China oder sein siebenjähriges Gastspiel am Pariser Lido: Housch-ma-Housch hats geschafft. Nun ziert sein Porträt das Plakat 2017 des Circus Knie. Als Komiker mit Pantomime, Zaubertricks und Beatboxen führt er durch das neue Programm.
Auch letztes Jahr setzte der Zirkus auf einen Clown, den als Weltstar gefeierten David Larible (59), der sich im August vor Gericht wegen sexueller Handlungen mit einem Kind verantworten muss. Schuster tritt kein leichtes Erbe an, doch er schwärmt: «Beim Circus Knie zu arbeiten, war schon lange mein grosser Traum.» Sein bester Freund war der französische Clown und Regisseur Pierre Étaix (†87). «Er war mein Mentor und bleibt mein Vorbild. Er hat mich auch mit der Familie Knie zusammengebracht.»
Schuster geniesst nun die familiäre Knie-Atmosphäre, das Verhältnis unter den Künstlern und die schönen Orte, die er durch die Schweizer Tournee kennenlernt. Und das Beste: Seine Familie, die fest in Berlin wohnt, wird ihn während der Schulferien seiner Kinder begleiten. Seine Frau ist Dolmetscherin, hat mit Zirkus nichts am Hut. Aber sie liebe das Leben im Wohnwagen. «Und meine zehnjährige Tochter würde am liebsten schon jetzt mit mir in der Manege auftreten. Sie hat Talent. Auch mein 15-jähriger Sohn, aber der will von Zirkus im Moment noch nichts wissen.» Abwarten, vielleicht ändert sich das, wenn er das Leben im Circus Knie kennengelernt hat.
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