Werner Mang (66) ist der bekannteste deutsche Schönheitschirurg mit Schweizer Pass. 30'000 Operationen hat er bereits gemacht, jeder vierte seiner Patienten kommt aus der Schweiz. Auch jetzt lassen sie sein Weihnachtsgeschäft ganz schön boomen. Im BLICK erzählt der Nasenkönig, wie er genannt wird, von seinem Treffen mit Papst Benedikt, seiner aktuellen Autobiografie, Silikonimplantaten und Penisvergrösserungen.
Wie wünscht sich der Schweizer Mann seine Frau?
Werner Mang: Sie soll grosse Brüste, volle Lippen und eine feine Nase haben.
Was wünscht sich die Schweizerin?
Sie will die Lippen von Angelina Jolie, die Nase von Heidi Klum oder Michelle Hunziker und die Figur von Gisele Bündchen.
Offenbar haben da die Geschlechter unterschiedliche Vorstellungen.
Ja, die Wünsche zwischen Mann und Frau sind sehr unterschiedlich. Ich zum Beispiel bin ein Verfechter der natürlichen Schönheitschirurgie. Für mich darf eine Nase nur so verfeinert werden, dass sie ihre Seele behält. Schweizer wollen vor allem, dass man nicht sieht, dass sie etwas gemacht haben. Deshalb operiere ich auch in Appenzell und Rorschach. Wenn ein Banker nach zwei Wochen an der Bahnhofstrasse shoppen geht, möchte er ja nicht, dass man merkt, dass er eine neue Nase hat. Er will einzig, dass man ihn als gut aussehend wahrnimmt. Für viele gilt, wer gut aussieht, hat Erfolg.
Wie oft lassen sich Männer bei Ihnen unters Messer legen?
Männer sind ja viel empfindlicher und wehleidiger als Frauen. Und doch wird die Nachfrage immer grösser. Im Trend liegt das Body-Contouring. Es ist der Klassiker bei Männern Mitte vierzig. Sie leben gut, geniessen viel und haben mit der Zeit ihre Rettungsringe, da saugen wir sehr viel ab. Und da auch Männer nicht altern wollen, bieten wir ein Face-Styling an. Beispielsweise ein Vampir-Lift, wie ich es bei «Derrick»-Star Fritz Wepper gemacht habe.
Neue Brüste, volle Lippen, sind das die neuen Weihnachtsgeschenke?
Durchaus. War es früher die Reise nach Thailand, gibt es heute eine Brustvergrösserung oder Fettabsaugung. Die Nachfrage ist so gross, ich könnte Tag und Nacht durcharbeiten (lacht).
Wie viel lässt ein Mann dafür springen?
Schweizer sind sehr grosszügig, durchschnittlich zehntausend Franken.
Erfüllen Sie alle Wünsche?
Keine Frau muss sich ein Champagnerglas auf den Hintern stellen können wie Kim Kardashian. Sie ist für mich kein Schönheitsideal. Frauen wie sie machen mir eher Angst. Ich mache keine Po-Implantate, nehme keine Rippen heraus für eine schmalere Taille, ich mache auch keine Penisverlängerungen und setze kein Silikon-Sixpack ein. Und wenn eine Frau zu mir kommt und sagt, dass sie grössere Brüste will, weil sie so hofft, ihren Mann, der sich eine Junge geschnappt hat, wiederzukriegen, sage ich ihr klar, such dir einen neuen Mann. Silikon rettet keine Ehe.
Weshalb machen Sie keine Penisverlängerungen?
Weil ich nur Operationen durchführe, die medizinisch unproblematisch sind und keine Schäden hinterlassen. Die Penislänge ist ja nicht entscheidend für die Potenz. Viele haben genau nach einer Verlängerung oder Verdickung Potenzprobleme, dazu kommen massive psychische Probleme. Wenn mir ein Mann sagt, seine Frau hätte das gerne, sage ich ihm nur, such dir eine andere Frau.
Was haben Sie an sich machen lassen?
Gar nichts. Erstens habe ich Angst vor Spritzen, zweitens habe ich gute Gene, ernähre mich gesund, mache viel Sport, deshalb bin ich nie krank. Und ich gefalle mir so, wie ich aussehe. Wenn ich an einem Beauty-Kongress bin, erschrecke ich jedes Mal. Vor allem meine Kollegen aus den USA sehen teilweise aus wie Zombies.
Sie sind 66. Wie fühlt sich das an?
Ich finde das Altern furchtbar. Ich kann dem nichts Schönes abgewinnen. Die Zähne werden schlechter, die Haare lichter, die Knochen bauen ab. Einzige Ausnahme ist der Sex, der klappt noch ganz gut (lacht).
Wie gut?
Zweimal pro Woche sollte schon sein. Ich habe meine Traumfrau geheiratet und mit ihr zwei wunderbare Kinder.
Sie gelten als Choleriker.
Hier haben wir wohl das einzig Gute am Älterwerden (lacht). Ich würde sagen, dass ich cooler und zufriedener geworden bin. Ich habe in meinem Leben so viel Geld verdient, wie ich es mir nie hätte träumen lassen. Ich kenne den Luxus, verkehrte früher viel im Jetset, kenne jede grosse Yacht bei Saint-Tropez, all die grossen Stars von Michael Jackson über Naomi Campbell. Heute geniesse ich meine Oldtimer, und ich bin bodenständig geworden.
Geworden und nicht geblieben?
Ja. Heute geniesse ich es auch am Stammtisch. Ich habe seit fünfzig Jahren die gleichen Freunde. Als Kind vom Bodensee fühle ich mich hier am wohlsten. Auch wenn ich gerne ausbreche. Wenn ich operiere, bin ich hochkonzentriert und ruhig. Am Wochenende ist Kir Royal angesagt, da geh ich gerne in München auf Partys, fliege zur Formel 1 nach Monaco, zum Tennisfinal nach Wimbledon oder auf ein Dinner nach St. Petersburg. Ich mag keine langen Urlaube, liebe kurze Events. Geblieben ist mir zudem eins: Ich bin und bleibe ein Workaholic.
Sind Sie ein Narzisst?
Wenn ein Narzisst ein positiver Mensch ist, der sein Leben liebt und geniesst und seinen selbst erarbeiteten Erfolg nach aussen zeigt, dann bin ich gerne einer. Ich kenne Leute, die trauen sich – wegen all den Neidern – nicht, einen Porsche zu fahren. Das ist doch schlimm. Wer will, soll zeigen, was er hat. Ich engagiere mich auch für arme Leute und den Tierschutz. Interessant ist halt leider nur, wie viele Autos in meiner Garage stehen.
Sie hatten eine Audienz bei Papst Benedikt.
Ja, und die war sehr schön. Ich bin wohl der Erste, der dem Vatikan einen Schönheitsatlas geschenkt hat (lacht lauthals). Durch ein karitatives Projekt in Afrika erhielt ich diese Audienz.
Worüber sprachen Sie mit ihm?
Ich habe ihn gefragt, ob ihm die Weisswürste immer noch schmecken, die ihm ein gemeinsamer Bekannter vom Franziskaner in München schickt. Da hat er herzlich gelacht.
Ihr Weihnachtswunsch?
Gesundheit für meine Familie und mich.
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