Riesen-Krach am Leutschenbach wegen Christa Rigozzi
«Kurzes Röckli holt mit lustigem Akzent Quote»

Christa Rigozzi moderiert neu Polit-Sendungen im Schweizer Fernsehen. Jetzt toben die SRF-Kollegen: Das Werbe-Model zerstört unsere Glaubwürdigkeit.
Publiziert: 31.05.2017 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:34 Uhr
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Christa Rigozzi wird Co-Moderatorin der neuen Sendung «Arena/Reporter». Das passt bei SRF nicht allen.
Foto: SRF/Oscar Alessio
Peter Padrutt

Ex-Miss-Schweiz und Werbefigur Christa Rigozzi (34) sorgt am Leutschenbach für rauchende Köpfe: Am 11. Juni wird sie zum ersten Mal Co-Moderatorin der neuen Sendung «Arena/Reporter» an der Seite von Jonas Projer (36). Vorerst sind vier Sendungen geplant, vielleicht werden es bald mehr.

Es hätte ein publizistischer Coup werden sollen.

Intern heiss diskutiert werden aber nicht die Sendeinhalte, sondern die vielen Jobs der neuen Polit-Reporterin. «Sie verfügt über ein Portfolio mit vielen lukrativen Mandaten», ärgert sich ein ungenannt sein wollendes SRF-Aushängeschild. «Das wirkt nicht gerade glaubwürdig, wenn sie in dieser Sendung unabhängig gesellschaftsrelevante Themen verhandeln soll.»

Zu reden gibt, dass Rigozzi darf, was anderen Polit- und News-Moderatoren verwehrt ist – nämlich Werbung im grossen Stil zu machen und sich sponsern zu lassen. «Ich dürfte das nie, obwohl es ein gutes Einkommen wäre», klagt ein bekannter SRF-Mann.

Susanne Wille dürfte nie Werbung machen

Tatsächlich: Bei der SRG gibt es klare Regeln. Polit-Moderatoren dürfen nur seriöse Anlässe präsentieren und die müssen zudem bewilligt werden. «10 vor 10»-Anchor Susanne Wille (43) darf am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos oder am Swiss Media Forum gehaltvolle Interviews führen. Aber sie dürfte nie Werbung machen oder rein kommerzielle Anlässe präsentieren. Für die Stars der Unterhaltung gelten etwas lockere Gesetze, vor allem wenn sie wie TV-Talker Kurt Aeschbacher (68) freie Verträge haben. Er darf auch mal durch das Jahresfest eines Hörgeräteherstellers führen. Aber er macht auch eine breitfächrige, weitgehend unpolitische Show.

Gelten diese Einschränkungen für Rigozzi nicht? Noch gestern informierte der Telekomanbieter Quickline über seine neue Kampagne mit der attraktiven Tessinerin: Werbung für einen Konkurrenten der Swisscom, der sich im digitalen TV-Geschäft breitmacht! Überhaupt ist sich die clevere Schönheit für nichts zu schade: Markenbotschafterin für den Autohersteller Seat, süsses Aushängeschild des Schokoladenfabrikanten Frey – und auf dem Sofa räkelnd strahlt sie uns an: «Christa holt sich ihre Gartenmöbel bei Delta!»

Vor ein paar Tagen taufte sie zudem in Basel das neue Schiff «Pearl» vor 500 Gästen. Die neue SRF-Frau ist eben auch eine Perle für das Reisebüro Excellence, das Flussreisen anbietet. Ein Pfarrer gab dem Schiff und der Besatzung Glück und Segen auf den Weg.

Jetzt nehmen die neuen Kollegen sie ins Gebet. Aber nicht unbedingt wegen mangelnder Kompetenz: In zwei «Arena»-Ausgaben zeigte Rigozzi Profil, holte in der Debatte über die Gotthardröhre letztes Jahr gute 234'000 Zuschauer. Aber als Präsentatorin einer eigenen Sendung habe sie jetzt eine andere Rolle. «Ich staune, zu welchen Pirouetten die Informationsabteilung bereit ist», meinte eine TV-Frau. «Für mich ist es billiger Zuschauerfang: Kurzes Röckli holt mit lustigem Tessiner Akzent Quote.»

Rigozzis Marktwert wird weiter steigen

Vor allem für die bevorstehende «No Billag»-Abstimmung könnte die Wahl Rigozzis zum Problem für die SRG werden, befürchten SRF-Mitarbeiter. «Man hätte auch auf eine der jungen, begabten News-Frauen zurückgreifen können, die für Kompetenz stehen», so ein Insider. SRF verneint auch nicht, dass es Alternativen gegeben hätte. Aber: «Christa Rigozzi wurde engagiert, weil sie mit ihrer Kompetenz überzeugte. Sie ist für die Rolle als Stimme des Volkes die ideale Person. Sie wird Politiker in ‹Arena/Reporter› immer wieder mit Fragen, Anliegen und Erfahrungen des Publikums konfrontieren», so SRF-Sprecher Stefan Wyss.

Aber kann die neue SRF-Politfrau unabhängig sein, wenn sie Geld mit Finanzgeschäften verdient? Sie ist ja auch Botschafterin für die Cembra Money Bank, die führend im Konsumkredit- und Leasing-Geschäft ist. ist. Rigozzi schwärmt: «Die Bank begeistert mich durch ihre Kundennähe, ihr Engagement und ihr breites Dienstleistungsangebot.»

«Sie ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau»

SRF hat das Problem mit Rigozzis Business erkannt – zumindest ein bisschen. «Sie ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, ihre Tätigkeiten in der Werbung sind ein wichtiger Teil ihres Einkommens», sagt SRF-Sprecher Wyss. Für ihr Engagement bei «Arena/Reporter» müsse sie bezüglich Werbung jedoch «gewichtige Einschränkungen» in Kauf nehmen. «So könnten im Umfeld der neuen Sonntagssendungen auf SRF keine Werbespots mit Rigozzi geschaltet werden.»

Aber das sind minimale Einschränkungen. Und durch ihren neuen Job beim SRF wird sie noch bekannter! Ihr Marktwert wird weiter steigen, was sie dank ihrer bekannten Geschäftstüchtigkeit garantiert in klingende Münze umzusetzen weiss. Auch wenn Rigozzi auf die Ausstrahlung des einen oder anderen Spots verzichten muss, profitiert sie durch den neuen Job auch kommerziell. 

Der neue Polit-Star bei SRF findet, dass sie angemessen auf die Konflikte reagiert. «Während der Vorabklärungen zur Sendung haben wir mit den Sponsoren Gespräche geführt. Diejenigen, die national tätig sind, haben gewichtige Einschränkungen in Kauf genommen, die uns von SRF auferlegt wurden», teilt sie mit. Und sie verspricht, keine Angriffsfläche zu bieten. Über ihren Manager liess Christa Rigozzi gestern ausrichten: «Ich habe es stets verstanden, einen persönlichen und unabhängigen Standpunkt einzunehmen. Diesen Nachweis muss ich nicht mehr erbringen.»

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