Es war ein «wilder», zumindest mutiger Entscheid: Fünf Wochen vor der Abstimmung zu No Billag kündigte SRF an, dass es im Herbst neue Folgen der Prestige-Krimireihe drehe – diesmal nicht mehr im Glarnerland, sondern im Jura. Die sechs neuen «Wilder»-Episoden belaufen sich auf knapp fünf Millionen Franken.
Schon im Sommer wird auch eine siebte Staffel vom «Bestatter» produziert – sie verschlingt fast gleich viel. Schätzungsweise sind dies also gegen zehn Millionen.
Umfragen sagen 60 Prozent Nein-Stimmen voraus
Vieles deutet darauf hin, dass sich Krimifreunde freuen dürfen. Einer Ausstrahlung Anfang nächsten Jahres stünde nur ein Ja zu No Billag im Weg. Danach sieht es aber nicht aus: In der ersten SRG-Umfrage sprechen sich 60 Prozent der Stimmbürger gegen die Initiative aus. SRF-Fiktions-Chef Urs Fitze (60) bleibt trotzdem vorsichtig. «Es ist keinesfalls eine Drohung, es ist nur eine Realität: Falls es am 4. März ein Ja gibt, werden wir die Produktion beider Serien einen Tag später einstellen», stellt er klar.
Ohne lange Vorlaufzeit geht es nicht
Viele fragen sich: Warum wartete SRF die Abstimmung nicht zuerst ab, bevor es neue Serienepisoden in Auftrag gibt? Grund: Fiktionale Projekte haben eine jahrelange Vorlaufzeit. Das ist bei Kulturinstitutionen nicht anders. Auch sie müssen oft planen, bevor Subventionen gesprochen werden. Urs Fitze erklärt es so: «Die Entwicklung ist zentral bei fiktionalen Programmen. Sie braucht aber auch viel Zeit.» Man sei schon jetzt daran, Stoffe bis ins Jahr 2020 zu entwickeln.
Die anfänglichen Entwicklungskosten bei Spielfilmen und Serien sind im Vergleich zur Herstellung nicht dramatisch hoch. «Zuerst sind oft nur wenige Personen beteiligt», hält Fitze fest. «Kommt hinzu, dass das Risiko der Kosten auch von den Produktionsfirmen und der Filmförderung getragen wird.» Gratis wird es bei «Wilder» und beim «Bestatter» trotzdem nicht: Bei beiden Erfolgsserien fallen bis Ende Februar Kosten an – vor allem für erste Story- und Handlungsentwürfe. Rund 100’000 Franken dürften es beim «Bestatter» sein – bei «Wilder» wohl etwas weniger, da man mit den Autoren noch nicht ganz so weit ist.
«Tatort» für 2018 ist bereits fertig gedreht
Übrigens: Auch bei den «Tatort»-Folgen für 2018 hat SRF die Abstimmung nicht abwarten können. Denn auch hier ist der Vorlauf lange. Immerhin: Die von Daniel Levy (60) ausschliesslich im KKL Luzern inszenierte Folge «Alte Männer sterben nicht» ist bereits seit letztem Sommer im Kasten. Eine weitere Episode, in der Reto Flückiger (Stefan Gubser) auch ins Engadin zu Ermittlungen ausschweift, ist ebenfalls schon abgedreht. Allerdings steckt man bereits in den Vorbereitungen für Krimifolgen für die nächsten Jahre.
Auch beim «Tatort» werden oft die scheinbar hohen Kosten erwähnt: Eine Episode beläuft sich auf 2,1 Millionen Franken. Aber im Gegenzug erhält SRF die Rechte für deutsche und österreichische Folgen. Das heisst: Der Sonntagabend kostet SRF deutlich weniger, als wenn man eigenproduzierte Filme bringen würde.
Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.
Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.