Vom Hobbyraum auf die grosse Bühne
So eroberte Trauffer die Musikwelt

Diese Woche erscheint das Buch «Dä mit de Chüeh», welches das Phänomen des Alpentainers beleuchtet. Im dritten Teil der BLICK-Serie wird der Aufstieg von Marc A. Trauffer vom namenlosen Drummer zum erfolgreichsten Musiker der Schweiz geschildert.
Publiziert: 18.10.2018 um 19:01 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2018 um 09:07 Uhr
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1997 gewann Marc A. Trauffer (im gelben Kittel) mit der Band Airbäg den Prix Walo, bis 2005 veröffentlichte die Band vier Alben. Im Mai 2006 löste sich das Berner Oberländer Quartett schliesslich mit einem Abschlusskonzert in der «Alte Moschti» in Mühlethurnen BE auf.
Foto: PD
Jean-Claude Galli

Unbestritten: Marc A. Trauffer (39) ist aktuell der erfolgreichste Musiker der Schweiz. Die Anfänge des Alpentainers sind allerdings ebenso bescheiden wie amüsant. Im Buch «Dä mit de Chüeh» (Tipptainer Verlag) wird diese Entwicklung minutiös nachgezeichnet. Über erste Versuche mit einem Schwyzerörgeli geht es 1992 los mit Trauffer am Schlagzeug und der ersten Band, die Zwei-Mann-Formation nennt sich keck 2 Presidents. «Keine Songs, kein Konzert. Die Karriere war schnell vorbei. Aufgeben? Ach was.» Versuch Nummer zwei ist etwas ambitionierter, die Band heisst diesmal Aspestic. «Immerhin einen Auftritt hatten wir, als Special Guest an der Mini-Playbackshow in Hofstetten. Damals allerdings noch rein instrumental, da keiner von uns gleichzeitig zum Spielen hätte singen können.»

Mit Airbäg kommt die Karriere ins Rollen

Versuch Nummer drei ist namenlos. Bis der Veranstalter der örtlichen Konzertreihe «Januar-Kracher» auf der Suche nach einer schmissigen Bühnenansage den Geistesblitz des Jahres hat. «Ihr seid jung und ein wenig wie Luftsäcke.» Airbags für Autos sind Mitte der 90er-Jahre gerade im Kommen, der ultimative Bandname ist geboren. 1997 gewinnen Airbäg den Kleinen Prix Walo. Mitbewerberin ist Gunvor Guggisberg (44), in der Jury sitzen Kliby und Caroline. Egon Egemann (55), damals bekannt als der «weisse Geiger» und Produzent bei Koch Records, wird auf die Jungs aufmerksam, 1998 entsteht das erste Album «Dumm gangä». Für das Video zum Song «Himmelbett» wird das Schweizer «Bravo»-Girl engagiert, welches von Trauffer vor laufender Kamera geküsst wird. Das Schweizer Fernsehen finanziert den Clip, was heute vermutlich Briefe an die Unabhängige Beschwerdeinstanz nach sich ziehen würde.

Trauffer wird sein Schlagzeug los

Beim zweiten Album «Chäs und Brot» passiert im Jahr 2000 Entscheidendes. «Ich musste einsehen, dass ich wortwörtlich zu taktlos war, und meine Drummer-Karriere in den Wind schiessen.» Ohne Schlagzeug rückt Trauffer nach vorne, sofort ist klar: Er ist der perfekte Entertainer. 2005 folgt das vierte und letzte Airbäg-Album «Wiiber WG». Trauffer beweist erstmals seinen Marketinginstinkt. Über Radio DRS 3 können sich echte «Wiiber WG» bewerben, den Sänger eine Woche lang aufzunehmen. 77 Kandidaturen gehen ein. Heute gäbe es dafür wohl höchstens einen Shitstorm auf Social Media. Nach dem Zerbrechen der Band und der Trennung von seiner Frau Barbara startet Trauffer schliesslich 2008 mit «Pallanza» seine Solokarriere. 2010 erscheint «Dr Heimat z'lieb», 2013 «Fischer & Jäger», 2014 beginnt die Alpentainer-Saga. Der Rest ist Schweizer Musikgeschichte.

Das Buch «Dä mit de Chüeh» von Brigitte Schöb ist ab heute erhältlich (Tipptainer Verlag).

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