Christian Alder (40) weiss, was es heisst, durch ein Seelenfeuer zu gehen. Als 13-Jähriger verlor er seinen Papa. «Es war unglaublich schmerzvoll. Als Kind verkraftet man das kaum. Ich singe auch für meinen toten Vater», sagt er.
Der Sohn findet den abgestürzten Vater
Christian Alder ist Mitglied der erfolgreichen Appenzeller Jodelformation Sängerfreunde, die mit dem sphärischen Projekt Seelenfeuer mystische und moderne Alpenklänge verbindet. Seinem geliebten Vater widmet er auch das neue Album «Säntis Träumerein», das er soeben zusammen mit seinen drei Musikerkollegen herausgebracht hat.
Auch Vater Werner war ein bekannter Musiker – er war Bassist bei der legendären Familienformation Streichmusik Alder. An einem kalten Wintermorgen 1990 stürzte er 39-jährig mit dem Gleitschirm am Kronberg, praktisch vor seiner Haustüre, ab. Es dauerte lange Stunden, bis der Sohn ihn fand.
«Bub, erfülle deine Träume!»
«Der Schirm klappte beim Landeanflug zusammen, und Vater schlug auf dem gefrorenen Boden auf», erinnert sich Christian Alder. Im Spital, wo der nach dem Absturz querschnittgelähmte Vater lag, schien sich dieser wieder zu erholen. Auf dem Krankenbett sagte er seinem Sohn dann aber in einer unheimlichen Vorahnung: «Bub, wenn ich nicht mehr bin, dann mach das Beste aus deinem Leben – erfülle deine Träume!»
Der Bub, Christian, war damals ein passionierter Hackbrettspieler, er wollte wie sein Vater Musikant werden. «Mit diesem Satz beflügelte er mich, dass ich später zu singen begann.»
Christian Alder folgt dem Rat des Vaters
Leider erholte sich Werner Alder nicht mehr, nach wenigen Tagen ging es ihm plötzlich schlechter. Dabei war seine Heimkehr schon geplant. «Er starb unerwartet an einer Lungenembolie», erinnert sich Christian Alder.
Den Rat des Vaters hat der Sohn aber befolgt, er wurde Musiker. Zusammen mit Rapper Bligg wurden die Sängerfreunde zu Stars. Die ganze Schweiz begann über die Appenzeller zu sprechen, die sich nicht scheuten, Tradition mit Pop zu befeuern.
Der Musiker fliegt ebenfalls Gleitschirm
«Noch heute vermissen wir unseren Vater sehr», sagt Christian Alder. Besonders an seiner Hochzeit und bei der Geburt der drei Kinder habe der Papi gefehlt. «Aber es bringt nichts, Trübsal zu blasen. Das Leben muss weitergehen. Dabei hilft auch die Musik.»
Der Appenzeller hat sich sogar entschieden, wie sein Vater ebenfalls Gleitschirm zu fliegen. Hat er denn keine Angst? «Nein, Papa war einer der Ersten, der diesen Sport betrieb. Er war ein Pionier. Heute ist die Technik viel weiter fortgeschritten. Dieser Unfall könnte so nicht mehr passieren. Aber ich fliege vorsichtig. Und ich denke immer an meinen Vater.»