Glück gehabt. Wir müssen nicht in der Karibik nach ihm suchen, wohin er seinen Arbeitsort je nach Wetterlage ausrichtet. Verleger Jürg Marquand (73) ist auch nicht auf seiner Yacht im Mittelmeer oder im Turm von St. Moritz. Für einmal ist er in seiner Villa Bella Vista in Herrliberg ZH anzutreffen. Er ist hier am Zürichsee, weil er zum Investor der neuen Sendung «Die Höhle der Löwen» wird. An seiner Glasgarage mit schnittigen Sportboliden vorbei, führt der Weg zu einem separaten Eingang, der uns in ein geräumiges Sitzungszimmer bringt. Er wirkt freundlich – wie der Gentleman-Löwe aus dem Disney-Film.
Herr Marquard, Sie waren Mister Pop, Erfinder der Schweizer Radio-Hitparade und wurden zum Zeitschriften-König. Mit über 70 agieren Sie jetzt noch in dieser TV-Show. Ist Ihnen langweilig?
Jürg Marquard: Nein, im Gegenteil. Meine Agenda ist übervoll. Ich wollte mich trotzdem bei diesem Format engagieren, weil ich einige Erfahrung als Start-up-Investor habe, gerne in neue Ventures investiere und es toll finde, dass diese Sendung auch in die Schweiz kommt.
Im internationalen Hitformat «Die Höhle der Löwen Schweiz» (ab Dienstag um 20.15 Uhr auf TV24) kämpfen Jungunternehmer um ein Investment. Die fünf Löwen in der Sendung sind Verleger Jürg Marquard, Business-Apartment-Pionierin Anja Graf, Onlinehandel-Experte Roland Brack, Technologieunternehmerin Bettina Hein und Nachhaltigkeitsunternehmer
Im internationalen Hitformat «Die Höhle der Löwen Schweiz» (ab Dienstag um 20.15 Uhr auf TV24) kämpfen Jungunternehmer um ein Investment. Die fünf Löwen in der Sendung sind Verleger Jürg Marquard, Business-Apartment-Pionierin Anja Graf, Onlinehandel-Experte Roland Brack, Technologieunternehmerin Bettina Hein und Nachhaltigkeitsunternehmer
1965 gründeten Sie die Jugendzeitschrift «Pop» mit 2000 Franken Startkapital. Wären Sie froh gewesen, eine TV-Show hätte Ihnen damals geholfen?
Wahrscheinlich schon. Allerdings hätte ich damals wahrscheinlich befürchtet, dass mir jemand meine Idee klaut, wenn ich sie am Fernseher ausbreite.
Sind Sie an diesen verrückten Produkten, für welche Erfinder in der TV-Show eine Beteiligung suchen, wirklich interessiert?
Der Anteil an verrückten Produkten war relativ gering, und keiner der Löwen hat eigentlich in diese investiert. Investiert habe ich nur in Businessideen, die mich überzeugten. Ich möchte an dieser Stelle auch betonen, dass wir Löwen echtes, eigenes Geld investieren. Das ist nicht etwa nur eine Show. Deshalb waren wir auch entsprechend vorsichtig. Insgesamt haben wir an die fünf Millionen investiert.
Sie sind sehr vermögend. Haben Sie eigentlich noch die Übersicht, wie viel Sie besitzen?
(lacht). Selbstverständlich habe ich diese Übersicht. Wäre ja noch schöner!
Das Verlagsgeschäft ist schwierig geworden. Wandeln Sie Marquard Media jetzt in einen Gemischtwarenladen?
Nein, selbstverständlich nicht. All diese Investitionen haben nichts mit der Marquard Media zu tun, sondern sind reine private Investments. Aber es stimmt, das Verlagsgeschäft ist schwieriger geworden. Deshalb entwickeln wir in der Marquard Media viele neue Ideen, arbeiten an aufregenden neuen Business-Modellen.
Sie hatten 2005 bereits einen TV-Auftritt in der Serie «Traumjob», die mit Donald Trump berühmt wurde. Dort waren Sie eher der Bad Guy. Welche Rolle nehmen Sie jetzt ein?
Nun, ich war ja schon damals nicht so böse. Den Ausdruck «You are fired!» habe ich nie verwendet. In der Sendung «Die Höhle der Löwen» werden die Teilnehmer sehr respektvoll behandelt. Ich habe meine Mitlöwen manchmal im Scherz gewarnt, dass wir aufpassen müssen, dass die Sendung nicht zu einem «Streichelzoo» verkommt, so nett waren wir mit den Gründern.
Sie waren auch Besitzer der Mister-Schweiz-Wahl. Was sagen Sie zur Entwicklung bei den Missen und Mistern?
Als SRF den Vertrag mit der Mister-Schweiz-Wahl nicht erneuerte, war es für mich klar, dass diese Wahlen nicht mehr lange Bestand haben werden. Und ich ahnte auch, dass SRF auch die Miss-Wahlen bald aus dem Programm kippen würden. Zwei tragische Fehler! Die vielen Talente, die diesen Wahlen entsprungen sind und in vielen Bereichen des Showbusiness Karriere gemacht haben, fehlen jetzt eindeutig. Im Übrigen finde ich es auch einen grossen Fehler, dass SRF die «Höhle der Löwen» nicht ins Programm setzte, und bin sehr froh, dass TV24 in diese Lücke gesprungen ist.
Sie haben Donald Trump, mit dem Sie seit der Sendung «Traumjob» gelegentlich verglichen wurden, nach seiner Wahl kritisiert. Tun Sie das heute noch?
Dass Donald Trump als grossmäuliger Geschäftsmann mehrere Male Pleite machte und viele Leute Geld wegen ihm verloren haben, wäre an und für sich schlimm genug. Dass er aber zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, ist eine Katastrophe. Als notorisch lügender Präsident hat er sein Amt entehrt und Schande über diese grossartige Nation gebracht.
Sind Sie ehrlicher?
Auf jeden Fall. Es gibt niemanden, der behaupten kann, ich hätte ihn betrogen oder belogen.
Haben Sie noch einen Traum, den Sie sich erfüllen möchten?
Ja, ich habe noch einen grossen Traum: Meine Firma Marquard Media ist durch den Rückgang im Printgeschäft und vor allem durch die Teilverkäufe, die wir realisiert haben, wesentlich geschrumpft. Ich bin entschlossen, in Partnerschaft mit dem Group CEO Bijan Khezri, der sein Amt vor knapp zwei Jahren angetreten hat und dem ich 20 Prozent der Gruppe verkauft habe, die Marquard Media neu zu erfinden. Wir stehen kurz vor der Lancierung von drei neuartigen Projekten, die nichts mit dem klassischen Verlagsgeschäft zu tun haben und von denen mindestens zwei das Potenzial haben, grösser zu werden, als es Marquard Media je war.
Sie haben fünf leibliche Kinder und zwei Stiefkinder. Spielen Sie jetzt Lego oder Lotti Karotti?
Meine sieben Kinder bereiten mir sehr viel Freude. Und wie jeder Grossvater bin ich der Überzeugung, dass meine zwei Enkelkinder die süssesten der Welt sind.
Und was bereuen Sie?
Dass ich in meinem Leben manchmal auf Betrüger reingefallen bin. Im Nachhinein muss ich zugestehen, dass dies wahrscheinlich mit meiner damaligen Eitelkeit zu tun hatte. Wenn mich jemand genügend hofierte, habe ich dieser Person früher zu schnell Vertrauen geschenkt, und dieses wurde einige Male im grossen Stil missbraucht.
Welches war die beste Investition in Ihrem Leben?
Sicher die 2000 Franken, die ich 1965 in meine erste Zeitschrift «Pop» investiert habe, ohne diese Investition wäre dies alles nicht möglich geworden. Aber meine allerbeste Investition sind meine Kinder, die mir in gewissen Zeiten einiges an Mühe und Sorgen gekostet haben, aber mich heute alle sehr glücklich machen.
Mit 2000 Franken gründete der Zürcher Zahnarzt-Sohn Jürg Marquard 1965 die Jugendzeitschrift «Pop». Damit legte er den Grundstein für eine internationale Karriere als Verleger. Zu seinem Imperium gehörten Jugendzeitschriften wie «Pop/Rocky», «Mädchen» und «Popcorn», aber auch Frauenzeitschriften wie «Cosmopolitan» oder «Joy». Er ist seit 1995 Honorargeneralkonsul von Ungarn in der Schweiz. Marquard ist in dritter Ehe mit Raquel Marquard verheiratet und Vater von fünf leiblichen Kindern und zwei Stiefkindern.
Mit 2000 Franken gründete der Zürcher Zahnarzt-Sohn Jürg Marquard 1965 die Jugendzeitschrift «Pop». Damit legte er den Grundstein für eine internationale Karriere als Verleger. Zu seinem Imperium gehörten Jugendzeitschriften wie «Pop/Rocky», «Mädchen» und «Popcorn», aber auch Frauenzeitschriften wie «Cosmopolitan» oder «Joy». Er ist seit 1995 Honorargeneralkonsul von Ungarn in der Schweiz. Marquard ist in dritter Ehe mit Raquel Marquard verheiratet und Vater von fünf leiblichen Kindern und zwei Stiefkindern.