Influencerin Anja Zeidler (25) verriet in einem Youtube-Video, dass sie sich zu Frauen hingezogen fühlt. «Ja, ich hatte schon was mit Frauen – mehrmals», so Zeidler. Beziehung habe sie bisher nur mit Männern gehabt, weshalb sie sich als hetero bezeichnen würde. Gleichzeitig sagt sie: «Manchmal sehe ich eine Frau und denke, Wow! Die ist mega attraktiv. Ich glaube, ich bin bisexuell.»
Mit Bisexualität kokettieren für Aufmerksamkeit? Kritische BLICK-Leser kaufen der Influencerin ihr Outing nur bedingt ab. «Ja klar, Bi sein ist ja gerade hip! Im Gespräch bleiben um jeden Preis …», schreibt ein Leser in den Kommentaren. «Sie gerät langsam in Vergessenheit, darum muss etwas Neues her, damit sie wieder in den Medien steht», lautet eine weitere Stimme.
«Viele Coming-outs fangen so an»
Anna Rosenwasser (28), Geschäftsführerin der Lesben-Organisation Schweiz (LOS) und selbsternannte «Berufslesbe», begrüsst Zeidlers Outing. «Ich finde es gut, dass sich Anja outet. Ich glaube, dass viele bisexuelle Frauen nachvollziehen können, dass man zunächst unsicher ist und nicht sofort hinsteht und schreit: Ich bin bi! Viele Coming-outs fangen so an», sagt Rosenwasser. «Das Kokettieren mit Bisexualität ist für viele Frauen ein erster Schritt um herauszufinden, wer sie wirklich sind.»
Allerdings stört Rosenwasser am Outing-Video, dass Zeidler sich gleichzeitig als hetero und bisexuell identifiziert. «Das ist gewissermassen ein Widerspruch. Und bedient das Klischee von bisexuellen Frauen, das viele heterosexuelle Männer haben», erklärt sie. Dies würden besonders die Kommentare zum Video zeigen, in denen von Sex zu dritt die Rede sei. «Bisexualität wird so nicht als eigenständige Identität wahrgenommen, sondern wird zum Fetisch heterosexueller Männer, die vom Sex mit zwei Frauen gleichzeitig träumen.»
«Sie muss ihre Kollegin nicht vor sich warnen»
Besonders kritisch sieht Rosenwasser eine Stelle im Video: Als Zeidler ihrer Kollegin Sophia Thiel (23) erzählt, dass sie Frauen reizen würden, fügt sie an: «Keine Angst!» Für Rosenwasser ein Denkfehler. «Sie muss ihre Kollegin nicht vor sich warnen. Das ist unnötig und war von Anja sehr unglücklich formuliert. Nur weil eine Frau andere Frauen anziehend findet, heisst das nicht, dass sie übergriffig wird. Das fördert die Wahrnehmung, dass Frauen sich in der Gegenwart von bi- oder homosexuellen Frauen unwohl fühlen.»