Uhrenmacher Michel Jordi (69) geniesst die freie Zeit
So sieht drei Mal Pleite aus

Kein anderer Schweizer Unternehmer hat Höhen und Tiefen so intensiv erlebt wie Michel Jordi (69). Er erfand die Clip-Uhr und die Ethno-Watch, machte Millionen – und verlor alles. Und stand wieder auf. Jetzt schaut er in seinem Buch «Der Uhrschweizer – Aufgeben ist keine Option» auf sein Leben zurück.
Publiziert: 01.12.2017 um 00:09 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:40 Uhr
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Michel Jordi geniesst seinen Ruhestand am Genfersee.
Foto: STEFAN BOHRER
Anita Plozza

1986 erfindet der Grenchner Uhrmacher Michel Jordi «Le Clip», eine Uhr, die man nicht am Handgelenk trägt. Zwei Jahre später baut er die Swiss Ethno Watch. Sie spielt mit Schweizer Symbolen – Kühe und Edelweiss. Jordi trifft den Zeitgeist. Seine Uhren werden Kult, er wird zum Multimillionär. Doch der Trend geht schnell vorbei. 

Nach den zwei Flops rappelte sich Jordi wieder auf, entwickelte die Luxus-Uhr «Twins Heritage». TV-Moderator Thomas Gottschalk (67) und König Juan Carlos von Spanien (79) tragen das 69'000 Franken teure Schmuckstück. Aber Jordi verrechnete sich erneut. Nach wenigen Monaten musste er seine Restposten mit massivem Rabatt verscherbeln.

Seine letzte Firma wurde «stillgelegt»

Heute ist Michel Jordi einfach «nur» noch Privatmann, geniesst den Sommer am Genfersee, den Winter im Ferienchalet im Wallis. Seine letzte Firma wurde «stillgelegt». In den letzten Monaten hat er sein Leben in einem Buch («Michel Jordi – Der Uhrschweizer«) aufgeschrieben. Darin lernt man noch einen ganz anderen Michel Jordi kennen. Zum Beispiel einen spirituellen, der erzählt, dass er sein ganzes Leben lang auf eine innere Stimme gehört hat: «Ich bin nicht religiös, ich bin spirituell veranlagt. Bei allem, was ich in meinem Leben gemacht habe, habe ich nur ausgeführt, was ich tief in mir gehört habe.»

Jordi will seine Erfahrungen an Jungunternehmer weitergeben

Er vergleicht seinen Weg mit dem eines erfolgreichen Sportlers: «Es braucht die Kraft, wieder aufzustehen. Ich hatte nie Angst vor Misserfolgen. Wenn Federer gegen Nadal verliert, hat er seine Karriere nicht verloren, nur einen Match. Das ist im Business nicht anders: Ein Geschäft, das nicht gelaufen ist, beendet noch keine Karriere.» Er möchte deshalb künftig an Seminaren Jungunternehmer ermuntern, den Sprung in die Freiheit zu wagen, und ihnen sagen, dass Umfallen keine Sünde sei, nur Liegenbleiben. Ganz nach Gandhis Spruch: «Man ist und wird, was man denkt!»

Heute ist er am glücklichsten, wenn er zu seiner geliebten Frau Ki (59) heimkommt; mit ihr ist er seit 43 Jahren verheiratet. «Das Wichtigste für eine funktionierende Beziehung sind Respekt und Toleranz. Klar, wir haben auch unsere Fights. Frauen meinen immer, sie können Männer ändern, das geht nicht. Diese Hoffnung behalten sie bis zum Tod, darum gibt es immer wieder etwas zum Fighten.»

Michel Jordi: Der Uhrschweizer / Werd Verlag. ca. 39 Franken 

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