Er gehörte zu den bekanntesten Schauspielern der Schweiz, drehte in den 70er- und 80er-Jahren mit internationalen Stars wie Yul Brynner († 65), Serge Gainsbourg († 62) und Joan Collins (81). Männlich, elegant, charmant und spitzbübisch zugleich: Oliver Tobias (67) galt damals als Sexsymbol, wie heute George Clooney (53). «Ich fehlte auf keiner Party», erinnert sich der Zürcher, der seit mehr als 30 Jahren in England lebt. Mit den Rolling Stones zog er regelmässig um die Häuser. «Ich habe nichts ausgelassen.»
Doch dann wurde es plötzlich ruhig um Oliver Tobias. 2008 stand er ein letztes Mal für das Schweizer Fernsehen vor der Kamera – an der Seite von Mathias Gnädinger (73) im Krimi «Hunkeler macht Sachen». Erstmals erklärt er, weshalb er nicht mehr im TV und Kino zu sehen ist: «Meine Frau ist schwer depressiv. Ich muss mich praktisch alleine um unsere Kinder kümmern.»
Sie leidet an einer bipolaren Störung
Seit 2001 ist Oliver Tobias mit dem Ex-Model Arabella Zamoyska (40) verheiratet. Sie lernen sich an einer Party in London kennen – und verlieben sich trotz riesigen Altersunterschieds! Tobias hat eine gescheiterte Ehe hinter sich und zwei ältere Töchter, Zamoyska hat bei einem Unfall ihren Bruder verloren und ist in psychiatrischer Behandlung. «Dennoch war ich sofort fasziniert von ihr und wollte mich um sie kümmern.»
Nach der Hochzeit geht es Arabella zwischenzeitlich besser, 2003 kommt ihr erster Sohn Luke (12) zur Welt, 2008 der zweite, Felix (7). «Während der Schwangerschaften hat meine Frau aufgehört, Antidepressiva zu schlucken», sagt der Schauspieler. «Nach der Geburt bekam sie aber jeweils wieder sehr starke Bewusstseinsspaltungen und konnte fast nichts mehr essen.» Mehrmals muss sie in eine Klinik eingewiesen werden. Diagnose: eine schwere bipolare affektive Störung.
Seine Frau steht an erster Stelle
Das Paar verlässt mit den Kindern London und zieht aufs Land. «Wir hofften, dort endlich wie eine normale Familie leben zu können», erklärt der Sohn der Schweizer Bühnenlegende Maria Becker († 92). Tobias schlägt alle Filmangebote aus. «Ich will meine Frau nicht im Stich lassen», sagt er. «Meine Familie ist mir wichtiger als meine Karriere.»
Nur eine einzige Ausnahme hat Oliver Tobias seither gemacht – für die neue Ostschweizer Jugendfilmproduktion «Anderscht». «Eine Herzensangelegenheit», wie er sagt. «Der Film zeigt, dass kein Mensch von der Gesellschaft ausgegrenzt werden sollte. Egal, welche Herkunft, Religion oder welchen sozialen Stand er hat.» Egal auch, wie gesund ein Mensch sei, ergänzt er.
«Bleibe bei ihr bis zum Schluss»
Seine Frau habe zwischendurch bessere Tage, an denen sie sich um die Kinder kümmern könne. «Doch dann gibt es wieder Wochen, in denen sie nur weinend im Zimmer sitzt.» In diesen Zeiten fährt Tobias die beiden Söhne zur Schule, macht mit ihnen die Hausaufgaben, besorgt den Haushalt. «Ich versuche alles, um ihnen ein guter Vater zu sein. Und meiner Frau ein guter Mann.»
Auch wenn er bisweilen an seine Grenzen stosse, so hege er keinen Groll. «Jeder hat doch ein Kreuz zu tragen», so Tobias. Seine erste Ehe sei kaputt gegangen, weil er wegen der Filmerei nie zu Hause war. «Das wird mir mit Arabella nicht passieren. Ich bleibe bei ihr bis zum Schluss.»