Sie begleitete ihn auf dem Weg in die Dunkelheit, jetzt führt sie Fritz Künzli (71) zurück ins Licht. Am 2. April machte Monika Kaelin (62) die Schock-Diagnose der FCZ-Legende im SonntagsBlick öffentlich: «Alzheimer-Demenz».
Es war das Ende der Erklärungsversuche, weshalb ihr Mann verwirrt erschien, nicht auf Leute reagierte, sie mit falschem Namen ansprach. Heute ist Fritz Künzli trotz Demenz nicht wiederzukennen. Monika Kaelin hat auf einen Schlag alle seine Medikamente abgesetzt. Dadurch ist der Patient deutlich ruhiger und zufriedener geworden.
«Wir gingen durch die medizinische Hölle»
Bis es so weit war, musste das Paar Höhen und vor allem Tiefen erleben – bei der Betreuung, in Spitälern und verschiedenen Pflegeeinrichtungen: «Wir gingen durch die medizinische Hölle. Ich kann kaum in Worte fassen, was wir erlebt haben, es ist unglaublich», sagt Kaelin. Und erzählt: «Fritz ist ein ehemaliger, kräftiger Spitzensportler. Ihn ruhig zu halten, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. So hat man es dann mit ihm gemacht: Je unruhiger er war, desto mehr wurde er durch Medikamente ruhiggestellt.»
Das rief unter anderem fatale Nebenwirkungen hervor. «Fritz wurde noch verwirrter, bekam Panik-attacken, die mit noch mehr Medikamenten in den Griff hätten gebracht werden sollen, doch das Gegenteil ist passiert.»
Traurig ergänzt die Präsidentin der Showszene Schweiz und «Mutter» des Prix Walo, der wichtigsten Auszeichnung im Schweizer Showbusiness: «Es hat eine Einrichtung gegeben, die ihn bei einem dreitägigen Kurzaufenthalt verwahrlosen liess und sein Leben gefährdete. Als ich ihn abholte, war er pflotsch-nass, apathisch, hatte Joghurt an den Händen, im Gesicht, in den Haaren.»
Man habe ihn hilflos mitten unter Besuchern auf einen Stuhl gesetzt. Da habe sie sich entschlossen, jetzt ist fertig! «Ich habe ihn frisch angezogen und ins Auto gesetzt. Doch da ist er in Ohnmacht gefallen. In der Notfallabteilung des Hirslandenspitals war sofort klar, Fritz war wegen Flüssigkeitsmangels komplett dehydriert und übersediert.»
«Die Ärzte rieten mir, sofort alle Medikamente abzusetzen»
Mitte Mai kam Künzli erneut für ein paar Tage in ein Geriatrie-Spital. Traurig, unruhig und so verzweifelt über seine Lage, dass er in eine WC-Papierrolle biss und dabei einen Schneidezahn verlor. Man riet Kaelin, ihre grosse Liebe in eine geschlossene Psychiatrie zu stecken. In der Tagesstätte wollten sie ihn nicht mehr aufnehmen: «Ich war geschockt!»
Am 29. Juni der nächste Tiefschlag: Der ehemalige Fussballprofi, Kopfball-Spezialist, musste sich in der Zürcher Hirslandenklinik einer beidseitigen Leisten-Operation unterziehen. «Durch die vielen Psycho-Medis, die er im Vorfeld nehmen musste, und die Narkose fiel er plötzlich ins Delirium. Die Ärzte rieten mir am Morgen danach, sofort alle Medikamente abzusetzen und mit ihm sofort nach Hause zu gehen. Kaelin: «Das war mein Schlüsselerlebnis. Mein Bauch und mein Herz sagten mir, dass ich dies tun sollte. Nun hatte ich die ärztliche Bestätigung.» Einfach sei die erste Zeit nicht gewesen. Eine Pflegefachfrau kam täglich und half mit, die Entzugserscheinungen zu mildern.
Seit dem 30. Juni nimmt Fritz Künzli als einziges Medikament Blutverdünner. Wenn er nicht schlafen kann, gibt sie ihm einen natürlichen Schlaftee. Täglich gehe es ihm besser: «Mein Fritz ist ein Wunder!», sagt Monika Kaelin glücklich. Und tatsächlich: Seine Bewegungen seien wieder koordiniert, er strahle, summe Lieder.
Die Autorin dieses Berichts konnte sich Ende September durch eine zufällige Begegnung davon überzeugen, wie präsent Künzli wieder ist. An der Garderobe des Bernhard -Theaters fragte Kaelin ihren Mann nach dem Garderobenzettel. Er griff in die Tasche und reichte ihn ihr – noch vor einem Jahr wäre das undenkbar gewesen.
Heute versucht er Tennis zu spielen, nutzt den Hometrainer, nimmt öfter am gesellschaftlichen Leben teil. Dass er kaum richtig spricht, kommentiert Kaelin so: «Bei allem, was er erlebt hat, hat es ihm schlicht die Sprache verschlagen.» Sie ist sich bewusst: Heilbar ist Demenz nicht. Es zählt der Moment.
Bei ihrem Fritz hat Monika Kaelin alle Medikamente abgesetzt. Fast alle. «Das wichtigste und wirkungsvollste Medikament», sagt der Vertrauensarzt der beiden, «ist sie selbst. Sie ist eine einmalig bewundernswerte Frau, sie wächst über sich hinaus, sie schafft ihm zu Hause in Gersau eine sichere Umgebung, organisiert, pflegt, kümmert sich um alles.»
Kaelin schafft damit den reizarmen Lebensraum, der in diesem Fall den Verzicht auf Antidepressiva, Sedativa und Neuroleptika – Medikamente zur Behandlung psychischer Leiden – erst möglich macht.
Christoph Held (66), Autor des Buches «Was ist gute Demenzpflege?», sagt es so: «Eine solch starke Person ist für den Demenzkranken, der die Alltagskompetenz verloren hat, wie ein zweites Ich, auf das er sich stützen kann.»
Der bekannte Alters- und Demenzpsychiater warnt gleichzeitig davor, die Pflege im Heim und den Einsatz von Medikamenten wegen eines einzelnen Vorfalls generell gegen die Pflege zu Hause in Stellung zu bringen.
Es gelte, jeden Fall individuell zu beurteilen. Angehörige seien leider häufig in der Demenzpflege überfordert, auf Fremdbetreung angewiesen. Auch die Kosten spielen eine grosse Rolle.
Durch den mehrfachen Ortswechsel in Untersuchungsklinik und Tagesstätten und eine Leistenoperation mit Narkose war Künzli zusätzlichem Stress ausgesetzt, die sein Verhalten beeinflussten.
Es wäre völlig falsch, ganz auf Medikamente zu verzichten, ohne die Begleitumstände genau abzuklären, sagt Held.
Bei ihrem Fritz hat Monika Kaelin alle Medikamente abgesetzt. Fast alle. «Das wichtigste und wirkungsvollste Medikament», sagt der Vertrauensarzt der beiden, «ist sie selbst. Sie ist eine einmalig bewundernswerte Frau, sie wächst über sich hinaus, sie schafft ihm zu Hause in Gersau eine sichere Umgebung, organisiert, pflegt, kümmert sich um alles.»
Kaelin schafft damit den reizarmen Lebensraum, der in diesem Fall den Verzicht auf Antidepressiva, Sedativa und Neuroleptika – Medikamente zur Behandlung psychischer Leiden – erst möglich macht.
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