Wenn eine tannigi Hose het u hagebuechig Schtrümpf, de chan er tanze, wien er will, es git ihm keini Rümpf», heisst es im bekannten Kinderlied. Es ist die perfekte Beschreibung für die Welt des Brienzer Musikers Trauffer (38). Was der «Alpentainer» zurzeit anfasst, wird ein Erfolg: volle Hallen, starke Verkaufszahlen, dazu kommt seine Holzspielwaren AG mit den geschnitzten Kühen. Das aktuelle Album «Schnupf, Schnaps + Edelwyss» ist als «Kontrapunkt zu Sex, Drugs and Rock’n’Roll» im abgelegenen Berner Justistal entstanden, «weiter weg könnte Hollywood nicht sein». «Bodenständig, urchig, im Hier und Jetzt», «eine Verbindung von Tradition und Moderne».
Noch bemerkenswerter wird Trauffers Lauf angesichts der Widerstände, die ihm begegnen. Feuilletonjournalisten beschimpfen seine Werk als banal und rückständig, eine Front aus Kulturfrauen mokiert sich über sein Lied «Geissepeter» und wittert Sexismus.
Radio SRF 3 lässt ihn links liegen
Selbst die Radiostationen begegnen Trauffer nicht vorbehaltlos, obwohl er einst beim Jugendsender Virus die Hitparade moderierte. Radio SRF 3 etwa lässt ihn immer links liegen. Dabei konstatiert selbst Radiolegende François «FM» Mürner (69): «Trauffer ist der Roberto Blanco aus dem Berner Oberland – oder die Dolly Parton? Ich weiss es nicht. Weshalb er ankommt? Er ist echt.»
Aber «echt» heisst nicht, dass man durch den Äther fetzt: Die erfolgreiche Männerformation Heimweh oder die Jodlerin Miss Helvetia (derzeit Platz vier der Hitparade) sind nur auf Musikwelle zu hören, auf dem Popkanal SRF 3 hingegen überhaupt nie. Man wolle dem Publikum «ein möglichst differenziertes Programm anbieten», rechtfertigt Radio-SRF-Musikchef Michael Schuler die Versenkung von Trauffer und Co. in den Spartensender. Andere Stationen boykottieren die Heimat-Musiker komplett. «Oft frage ich mich echt, ob die Radios ihre Hörer überhaupt ernst nehmen. Bei Umfragen und Wunschkonzerten läuft meistens ganz anderer Sound als im Tagesprogramm», sagt Trauffer. «Das müsste den Programmverantwortlichen doch zu denken geben!»
Trauffer führt fort, was Gölä begonnen hat
Man kann es nicht negieren: Plötzlich ist Heimat wieder chic. Die neuen Formationen, welche die Verbundenheit mit Mensch und Natur pflegen, heben sich wohltuend vom volkstümlichen Schlager ab, der Ende 80er-Jahre mit seinem oft manierierten Gejodel seinen Siegeszug begann, aber wieder im Sinkflug ist. Vieles wirkt bei Trauffer, Heimweh oder Miss Helvetia authentischer, direkter.
Dabei führt vor allem Trauffer fort, was Rocker Gölä (49) vor zwanzig Jahren begonnen hat: sich mit Volkspoesie und eingängigen Melodien in die Herzen der Menschen zu singen. Auch bei Gölä wurden Vorwürfe laut, er sei geschmäcklerisch, stehe zu rechts am Berg. Aber geht Erfolg nicht oft mit Gefälligkeit einher? «Volksmusik appelliert in ihrer harmonischen Einfachheit stark ans Gefühl, wobei hier die Grenze zwischen Urtümlichkeit und Konvention schwierig zu ziehen ist», erklärt Musikwissenschaftler Alois Koch (72).
Heimatklänge seien in den letzten Jahren gesellschaftlich wieder salonfähig geworden, so dass einzelne Hochschulen gar den Studiengang «Volksmusik» anbieten und in Altdorf ein «Haus der Volksmusik» existiert. Laut Koch liegt die originale volkstümliche Musik im Trend. «Sie wird von Aussenstehenden oft auch als ‹heile Welt› gesucht.»
Miss Helvetia (37) formuliert es so: «Öffnen wir die Augen, sehen wir, wie wunderschön unsere Heimat ist. Was gibt es Schöneres als einen Naturjodel? Diese vertrauten urchigen Klänge tun jeder Seele gut. Immer mehr Leute stehen dazu.»