«Bei mir flossen Tränen»
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Beatrice Egli nach Tour-Absage:«Bei mir flossen Tränen»

Tour abgesagt – so erlebt Beatrice Egli (31) den Corona-Lockdown
«Bei mir flossen Tränen»

Auch Beatrice Egli sitzt wegen der Corona-Krise zu Hause am Zürichsee. Der Lockdown sei für sie eine emotionale Achterbahnfahrt, erzählt die Schlagersängerin im Interview.
Publiziert: 01.05.2020 um 23:20 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2020 um 13:42 Uhr
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Während des Corona-Lockdowns vermisst die Schwyzerin das Reisen und die Bühne.
Foto: imago images/Eibner
Interview: Michel Imhof

Heute kommt die SRF-Erfolgssendung «Happy Day» ganz anders daher: Mit Schaltungen aus dem Studio überraschen Röbi Koller (62) und Kiki Maeder (39) Menschen in der ganzen Schweiz. Mit einem speziellen Truck fuhren die beiden durchs Land, um Menschen, die durch die Corona-Krise getrennt waren, zumindest für einen kurzen Moment wieder zu vereinen. Auch Beatrice Egli (31) hat einen Platz in der Sendung: Sie gab für die isolierten Bewohner des Altersheims Bergli in der Stadt Glarus ein Konzert. «Das war auch für mich ein Happy Day», meint Egli.

BLICK: Der Auftritt im Altersheim war auch Happy Day für Sie? Wie meinen Sie das?
Beatrice Egli: Durch die Corona-Krise sind all meine Konzerte abgesagt worden. Ich vermisse das Reisen und auf der Bühne zu stehen. Beim Auftritt im Altersheim konnte ich mit den Bewohnern gemeinsam einen emotionalen, berührenden Auftritt erleben.

Welche Sicherheitsvorkehrungen wurden getroffen?
Sonst trete ich meistens mit Band auf, hier war nur mein Gitarrist dabei. Wir beide waren auf einer Wiese vor dem Altersheim und spielten die Songs mit der nötigen Distanz zum Publikum. Autogramme konnte ich keine verteilen. Dafür habe ich schon welche vorgeschrieben, die man erst, nachdem sie 24 Stunden nicht berührt worden waren, an die Bewohner verteilte.

Wie waren die Reaktionen?
Die Bewohner haben mich sehr berührt. Viele meinten, sie würden mich aus dem Fernsehen kennen und hätten nie gedacht, dass ich mal bei ihnen singe. Und auch für mich war es etwas Besonderes: Es tanzte zwar niemand auf den Tischen, aber man hat die Freude in den Augen der Bewohner gesehen. Und es war mal ein Konzert, ohne die vielen filmenden Handys in der Luft (lacht).

Sie sind seit dem Corona-Lockdown in Ihrem Zuhause am Zürichsee, ganz in der Nähe der Familie. Wie erleben Sie diese Zeit?
Es ist ein Auf und Ab, eine emotionale Achterbahnfahrt. Aber ich mache das Beste daraus, versuche in meiner Musik zu versinken und arbeite am neuen Album. Das ist Balsam für meine Seele. Natürlich habe auch ich nicht nur leichte Gedanken.

Was beschäftigt Sie?
Als ich meine Tour im Frühling absagen musste, flossen bei mir die Tränen. In diesen Momenten werde ich sehr schwach. Ich bin mir auch bewusst, dass das Ende des Event-Verbots wohl gestaffelt verkündet wird und es noch eine sehr lange Zeit keine grossen Konzerte geben wird. Umso grösser ist die Wertschätzung, sobald ich wieder auf die Bühne darf. Und dann feiere ich gleich doppelt und dreifach mit meinem Publikum.

Vor einem Jahr dachten Sie laut über einen Wegzug aus der Schweiz nach. Jetzt wohnen Sie wieder in der Nähe Ihrer Familie bei Pfäffikon SZ. Sind Sie in dieser Zeit froh, der Heimat treu geblieben zu sein?
Ja, ich schätze es sehr, so nah bei meinen Liebsten zu leben, und hatte viel Zeit, um meine neue Wohnung einzurichten. Trotzdem kenne ich meine eigenen vier Wände jetzt schon gut und vermisse es, täglich an einem anderen Ort zu sein. Ich lebe lieber aus dem Koffer als aus dem Kleiderschrank.

Wie verbringen Sie die Tage?
Tagsüber mache ich organisatorische Dinge, abends ist meine kreative Phase, in der ich an Musik arbeite. Ich geniesse es, für einmal genug Zeit zu haben. Darum gehe ich täglich eine Stunde nach draussen in die Natur, das gibt mir Kraft. Einmal wöchentlich besuche ich meine Grosseltern im Altersheim. Dort stehe unter ihrem Balkon, und wir schwatzen übers Telefon. Nachdem ich ihnen von meinem «Happy Day»-Konzert erzählt habe, wollen Sie, dass ich das auch bei ihnen mache. Das nehmen wir nächstens in Angriff.

Wie gross ist Ihre Angst vor dem Coronavirus?
Ich habe einige gute Freunde, die daran erkrankt sind. Alle haben es glücklicherweise gut überstanden und hatten keinen kritischen Verlauf. Darunter sogar jemand, der erst vor einem Jahr am Herz operiert wurde. Das nimmt mir zu einem gewissen Grad die Angst vor der Krankheit. Trotzdem halte ich mich weiter an die BAG-Vorschriften.

Wie isolieren Sie sich?
Ganz zu Beginn des Lockdowns habe ich mich zwei Wochen alleine isoliert, da ich von Reisen zurückkam. Jetzt sehe ich den engsten Familienkreis – natürlich mit Abstand. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so lange daheim war. Auch vor meinem «DSDS»-Sieg vor sieben Jahren war ich stets unterwegs.

Wie stehts um die Metzgerei Ihrer Familie?
Den Ausfall des Caterings bis im Juni bekommen meine Eltern und meine Brüder klar zu spüren. Dafür wird im Laden umso fleissiger eingekauft. Die Leute scheinen derzeit viel gemeinsam zu Hause zu kochen.

Sie auch?
Sicher ist: Der Gang zum Kühlschrank ist auch für mich ein fleissiger! (Lacht) Ich koche klar mehr als zu normalen Zeiten. Aber ich bewundere alle Hausfrauen, die täglich ein anderes Gericht auf den Tisch zaubern. Mein Koch-Talent reicht nur für zehn bis zwölf Tage.

Was haben Sie in dieser Zeit zu Hause für sich entdeckt?
Ich verbringe viel mehr Zeit auf sozialen Medien, dafür hatte ich vorher weniger Zeit. Ich schreibe auf Facebook und Instagram mit Fans, schaue ihre Profile an und gebe Likes und positive Energie. Es macht schon ein bisschen süchtig. Manchmal merke ich erst nach drei Stunden, wie lange ich nun schon da dran sitze (lacht). Ich bin froh, wenn ich wieder unterwegs bin und allen Menschen wieder im wahren Leben begegnen kann.

Wie siehts bei Ihnen in der Liebe aus?
Das fragen Sie in Zeiten, in denen man niemanden kennenlernen kann? (Lacht)

Vielleicht haben Sie ja kurz vor Corona-Zeiten jemanden kennengelernt und lernen sich nun in Quarantäne besser kennen?
Stimmt, das wäre möglich. Aber nein: Zuerst war meine Isolation komplett alleine, jetzt im engen Familienkreis. Es ist also alles so wie vor Corona-Zeiten. Ich bin noch Single.

Schweizer Exportschlager

Beatrice Egli wurde am 21. Juni 1988 in Lachen SZ geboren. Schon im Alter von 14 Jahren begann sie Gesangsunterricht zu nehmen. 2007 nahm die gelernte Coiffeuse gemeinsam mit ESC-Legende Lys Assia (1924–2018) für die Schweiz beim Grand Prix der Volksmusik in Wien teil, später absolvierte sie eine Schauspielausbildung in Hamburg (D). Ihren Durchbruch hatte Egli schliesslich 2013 mit dem Sieg in der RTL-Castingshow «Deutschland sucht den Superstar». Seither zählt sie zu den grössten Schlagerstars des deutschsprachigen Raums.

Beatrice Egli wurde am 21. Juni 1988 in Lachen SZ geboren. Schon im Alter von 14 Jahren begann sie Gesangsunterricht zu nehmen. 2007 nahm die gelernte Coiffeuse gemeinsam mit ESC-Legende Lys Assia (1924–2018) für die Schweiz beim Grand Prix der Volksmusik in Wien teil, später absolvierte sie eine Schauspielausbildung in Hamburg (D). Ihren Durchbruch hatte Egli schliesslich 2013 mit dem Sieg in der RTL-Castingshow «Deutschland sucht den Superstar». Seither zählt sie zu den grössten Schlagerstars des deutschsprachigen Raums.

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