Toni Vescoli (75) und Pepe Lienhard (72) sind seit über 50 Jahren Stars der Schweizer Showszene. Die beiden Musiker erinnern sich im Interview an die wilden Sechzigerjahre.
BLICK: Was verbindet Sie beide mit dem Summer of Love und 1968?
Toni Vescoli: Die Musik und das Gefühl von Freiheit.
Pepe Lienhard: Dem kann ich voll und ganz zustimmen.
Freiheit inwiefern?
Lienhard: Ich erlebte noch die strengen Lehrer an der konservativen Schule in Aarau. Das hat sich nach '68 schlagartig verändert.
Vescoli: Vor '68 musste man sich vieles erkämpfen, vor allem zu Hause. Mein Vater hatte mir verboten, eine Band zu gründen.
Und später war der Vater stolz auf Sie?
Vescoli: Mir gegenüber hat er sich nie entsprechend geäussert. Aber meinem Bruder sagte er einmal, dass er damals beinahe etwas Gutes verhindert hätte.
Wie hat 1968 Sie beide verändert?
Lienhard: Ich war kein typischer 68er, ich studierte damals zwar Jus an der Uni Zürich, aber die politischen Unruhen gingen an mir vorbei. Für mich gab es nur die Musik und jeden Abend Halligalli.
Vescoli: So erging es auch mir. Die Musik war und ist mein Leben. Wir spielten in den Sixties jahrelang über 300 Konzerte im Jahr, und die Clubs waren stets voll. Auch der hier im Mascotte.
Lienhard: Wer Musik hören wollte, musste ausgehen. Live-Bands waren total in. Denn damals konnte man sich nicht jede berühmte Band auf dem Handy herunterladen.
Politische Songs waren nie ein Thema?
Lienhard: Nein. Da hielt ich mich an den Rat von Hazy Osterwald, der sagte, wenn du dich öffentlich politisch äusserst, halbierst du dein Publikum. In Ländern mit vielen Einwohnern kann man sich das leisten, aber nicht in der kleinen Schweiz.
Vescoli: Meine Songs waren stets eher gesellschaftspolitisch. Auch später als Mundart-Liedermacher. Deshalb wurde ich in dieser Szene auch oft kritisiert. Aber mir war es zu banal, einfach so «blutt» gegen AKW zu singen. In meinen Songs muss man mehr zwischen den Zeilen lesen!
Die Feriendestination Flims feiert das 50-Jahr-Jubiläum des «Summer of Love». Am 6. Juli spielt Pepe Lienhard (72) an einem Exklusivkonzert, und am 7. Juli wird Toni Vescoli (75) mit Les Sauterelles in der Waldhaus Arena die Flower-Power-Zeiten wieder aufleben lassen. Die 1962 von Toni Vescoli gegründete Band ging als «die Schweizer Beatles» in die Geschichte ein. Derzeit arbeitet Vescoli an einem neuen Solo-Album, das Anfang 2019 erscheinen wird. Pepe Lienhard stieg nach 1968 mit dem Sextett ins professionelle Musikgeschäft ein und ist mit seiner Big Band seit 38 Jahren auf Tour – unter anderen mit Superstars wie Franz Sinatra und Sammy Davis Jr. und 30 Jahre lang mit Udo Jürgens. Im Herbst 2018 geht die 25-köpfige Pepe Lienhard Big Band unter dem Motto «World of Music» auf Tournee.
Die Feriendestination Flims feiert das 50-Jahr-Jubiläum des «Summer of Love». Am 6. Juli spielt Pepe Lienhard (72) an einem Exklusivkonzert, und am 7. Juli wird Toni Vescoli (75) mit Les Sauterelles in der Waldhaus Arena die Flower-Power-Zeiten wieder aufleben lassen. Die 1962 von Toni Vescoli gegründete Band ging als «die Schweizer Beatles» in die Geschichte ein. Derzeit arbeitet Vescoli an einem neuen Solo-Album, das Anfang 2019 erscheinen wird. Pepe Lienhard stieg nach 1968 mit dem Sextett ins professionelle Musikgeschäft ein und ist mit seiner Big Band seit 38 Jahren auf Tour – unter anderen mit Superstars wie Franz Sinatra und Sammy Davis Jr. und 30 Jahre lang mit Udo Jürgens. Im Herbst 2018 geht die 25-köpfige Pepe Lienhard Big Band unter dem Motto «World of Music» auf Tournee.
Bei den 68ern war der Slogan «Wer zweimal mit der gleichen pennt, gehört schon zum Establishment» angesagt. Bei Ihnen auch
Vescoli: Mein Privatleben entwickelte sich nicht im Sinne der 68er. Damals war ich bereits drei Jahre glücklich verheiratet.
Das war aber nicht imagefördernd für einen Rock’n'Roller.
Vescoli: Management und Band-Kumpels verstanden die Welt nicht mehr, als ich ihnen meine Hochzeit ankündigte. Und dann heiratete ich noch eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, das war ein absolutes No-Go.
Lienhard: Das war bei mir anders. Ich gründete erst lange nach 1968 eine Familie und wurde erst mit 42 zum ersten Mal Vater.
Bis dahin genossen Sie die freie Liebe in vollen Zügen?
Lienhard: Das kann man so sagen. Ich wurde erst mit 40 ein richtiger Mann. Bis dahin war ich immer ein Lausbub.
Sie pflegten das typische Musikerleben mit Groupies?
Lienhard: Ja, aber das Leben änderte sich dann schlagartig, als ich heiratete.
Vescoli: Ich hatte natürlich auch meine Groupie-Zeit vor dem Ruthli.
Nach der Hochzeit war Schluss mit lustig?
Vescoli: Die Groupie-Zeit war vorbei, das stimmt. Doch meine frühe Heirat bedeutete nicht, dass meine Frau Ruthli und ich das Leben nicht genossen haben. So zeugten wir im Summer of Love, so bezeichnet man eigentlich den Höhepunkt der Hippie-Bewegung im Jahre 1967, unsere Tochter im Rock’n’Roll-Stil: Wir liebten uns im Auto – und im Radio lief dazu «A Whiter Shade of Pale» von Procol Harum. Neun Monate später, im legendären 1968, war dann Natalie da.
Natalie tönt aber mehr nach französischem Chanson als nach Rock’n’Roll.
Vescoli: Das ist richtig. Beim Namen stand der französische Sänger Gilbert Bécaud mit seinem Lied «Natalie» Pate. Der machte auch schöne Musik.
Mit welchen drei Songs erinnern Sie sich persönlich an die 68er-Zeiten?
Lienhard: «With A Little Help From My Friends» in der Version von Joe Cocker, «The Lady Is A Tramp» von Sinatra und «The Midnight Sun Will Never Set» von Quincy Jones.
Vescoli: «Like A Rolling Stone» von Bob Dylan, selbstverständlich «Heavenly Club» von mir und den Sauterelles und, wie bereits erwähnt, «A Whiter Shade Of Pale».
Wie und wo haben Sie beide sich eigentlich kennengelernt?
Lienhard: Wir kennen uns seit ... 1966 oder 1967?
Vescoli: Es war 1967, bei den Aufnahmen der Sendung «Hits à Gogo», der damaligen Musiksendung im Schweizer Fernsehen.
Lienhard: Deep Purple traten in der gleichen Sendung auf. In jener Zeit ist man als Musiker oft späteren Stars persönlich begegnet. Ich erinnere mich an einen Auftritt im Tanzlokal Hazyland. An demselben Abend spielten da auch Pink Floyd und Polo Hofer, der mit seiner damaligen Band The Jetmen einen Nachwuchs-Wettbewerb gewann.
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