Tommy Hilfiger kommt mit 4 Bodyguards zur SonntagsFahrt
«Bin stolz auf meine Schweizer Wurzeln»

SonntagsFahrt mit Tommy Hilfiger: Beim Zwischenstopp am Zürisee erinnert sich der grosse amerikanische Modeschöpfer plötzlich an seine Vorfahren.
Publiziert: 10.10.2015 um 23:55 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2018 um 00:00 Uhr
Tommy Hilfiger: «Ich bin stolz auf mein Schweizer Blut»
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:Tommy Hilfiger: «Ich bin stolz auf mein Schweizer Blut»
Von Astrid von Stockar

Seit Tommy Hilfiger vor dreissig Jahren seinen Namen zur Marke machte, gilt sie als Synonym für den «All American Lifestyle». Und dass ich ­einen Weltstar der Mode herumkutschiere, merke ich daran, wie die sonst so diskreten Schweizer den Kopf nach ihm drehen, während zwei dunkle Limousinen mit Bodyguards meinem kleinen, blauen Peugeot unauffällig folgen.

Ich hole Hilfiger (64) im Zürcher Baur au Lac ab und will wissen, wer der Mensch hinter der Marke ist. Er antwortet mit einem «big smile» und zwei Reihen perfekt weisser Zähne: «Ich bin jemand, der seine Arbeit leidenschaftlich liebt und viele Jahre hart gearbeitet hat, um seinen Traum zu verwirklichen!»

Dann erzählt er von seinen Anfängen: «Als Teenager wollte ich Rockstar werden! Ich war zwar ein lausiger Musiker, trug aber  weite Schlaghosen und lange Haare. Meine Schulkollegen wollten alle aussehen wie ich!» Er war 18 Jahre alt und noch auf der Highschool von Elmira im ­Bundesstaat New York, als er 1969 mit 150 Dollar ­Startkapital die Boutique People’s Place eröffnete. In Manhattan kaufte er Jeans und Schlaghosen, änderte sie nach seinen Vorstellungen ab und verkaufte sie in der Kleinstadt, um seinen Freunden den «coolen Grossstadt-Look» näherzubringen.

Sieben Jahre darauf kamen die grossen Einkaufszentren nach Elmira – Hilfiger musste das Geschäft schliessen und zog mit seiner ersten Frau Susie nach New York. Ohne Ausbildung als Modedesigner begann er, Kleider zu entwerfen. Mit Hilfe von Geschäftsfreunden gründete er 1985 seine eigene Modemarke Tommy Hilfiger.

Wir machen Zwischenstopp am Hafen Enge. Beim Blick übers Wasser vertraut Tommy mir an, dass er Schweizer Wurzeln hat! Die Grosseltern seines Vaters waren in den 1920er- Jahren aus der Deutschschweiz nach Amerika ausgewandert. Er beginnt zu schwärmen: «Ich bin so stolz auf mein Schweizer Blut! Am liebsten würde ich hier leben!» Alles sei so schön, so ruhig, so sicher, sauber und stilvoll. Er sei grosser Fan von Roger Federer, gesteht er mit einem weiteren «big smile».

Zehn Jahre lang wuchs das Unternehmen schnell. Zu schnell, wie Tommy meint: «Jeder in Amerika trug damals meine Kleider, vom Rapper bis zum Anwalt. Es wurde einfach zu gross! Manche begannen, sich von dem Label abzuwenden, weil sie nicht mehr tragen wollten, was alle trugen.» Das US-Geschäft kühlte ab. In Europa verkörperte die Marke weiterhin Qualität und amerikanisches Lebensgefühl. «Tommy Hilfiger» setzte zum nächsten Höhenflug an.

Ich will von ihm wissen, ob US-Bürger einen anderen Geschmack haben als wir. Das sei wohl früher so gewesen, antwortet er, und deutet auf einen Mann in Jeans, gestreiftem Hemd und Turnschuhen an der nächsten Kreuzung: «Der könnte in New York herumlaufen. Heute sehen alle gleich casual aus.»

Seine neue Rolle nach dem Verkauf des Unternehmens an eine Investorengruppe (siehe Box) macht Hilfiger sichtlich Freude: «Als Gründer bin ich der kreative Vi­sionär und gebe den Design­teams Hinweise, in ­welche Richtung sich die Marke entwickeln soll.» Das Tages­geschäft liege in der Hand von «very smart business people». Erleichtert berichtet er: «Viele Jahre musste ich beides machen. Dass ich jetzt frei bin zu denken und mich nicht mehr um geschäftliche Prob­leme kümmern muss, ist ein wunderbares Gefühl!»

Und wie ist das, wenn man mit dem Unternehmen gleich auch seinen Namen verkauft? «Das war tatsächlich ein schwieriger Moment!», gibt Hilfiger zu. «Ich brauchte finanzielle Hilfe, um das Geschäft auszubauen, und musste den Namen mit einer Gruppe von Partnern teilen.»

«Aber es war der richtige Entscheid – niemand kauft ein Modeunternehmen ohne starke Marke. Der Name ist eigentlich der grösste Wert!» Zum Markenzeichen gehört auch das Logo mit den US-Farben Blau, Weiss, Rot. «Alle glauben, das sei meine persönliche amerikanische Fahne», sagt er mit verschmitztem Lächeln. «Die wahre Geschichte ist, dass ich als kleiner Junge die grossen Yachten sehr bewunderte. Ich träumte davon, mir diesen Lebensstil eines Tages leisten zu können. Aus den farbigen ­Flaggen des nautischen Alphabets bastelte ich mir eine eigene Flagge für die Buchstaben T und H in Blau-Weiss-Rot.»

Tommy Hilfiger hat seinen Lebenstraum verwirklicht. Doch er ist immer noch der beste Botschafter seiner Marke – mit der Leidenschaft eines 18-jährigen Jungunternehmers aus Elmira, New York.

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