Heute heisst es wieder: O'zapft is! Das Oktoberfest in München wird um 12 Uhr mittags mit dem traditionellen Fassanstich zum 188. Mal eröffnet. Millionen von Menschen zieht es jährlich auf das weltweit grösste Volksfest, das zahlreiche Ableger hat. Auch in der Schweiz finden verschiedene Oktoberfeste statt – unter anderem am 12. Oktober Hanselmanns Wiesn auf dem Zürcher Bauschänzli, bei dem Kultsänger Heino (84) auftreten wird. Organisiert wird die Party nach bayrischem Vorbild vom Zürcher Partykönig und Oktoberfest-Experten Reto Hanselmann (42). Er verrät uns, was zum Wiesnbesuch unbedingt dazu gehört und was wir eher vermeiden sollten.
Bier oder Wein?
Das typische Getränk auf der Wiesn – egal ob in München oder Zürich – ist Bier. Aber Achtung: Beim Oktoberfest bestellt man nicht ein Bier oder ein «Maas», sondern eine «Mass», man spricht es aus wie bei «Fass». Eine Mass umfasst etwas mehr als 1 Liter. In der heutigen Zeit ist es aber auch akzeptabel, etwas anderes zu trinken. In München gibt es auch Weinzelte, wo man Champagner und Wein trinkt – also geht das in Ordnung. München setzt in puncto Wiesn die Massstäbe.
Lederhosen und Dirndl
Keine Tracht auf der Wiesn zu tragen, ist ein klares No-Go. Ans Oktoberfest geht man in der Lederhose oder im Dirndl. Wenn man sich keine Tracht leisten kann oder will, dann soll man immerhin ein kariertes Hemd oder eine Oktoberfestbluse tragen und diese angemessen kombinieren. Jeans und Sweatshirts gehen ganz klar nicht. Besonders schlimm sind auch die billigen Lederhosen- oder Drindl-Attrappen, die über die Knie gehen. Jeder Münchner bekäme beim Anblick sofort einen Herzinfarkt. Auch an meinem Oktoberfest sind Lederhosen und Dirndl ein absolutes Muss.
Charivari
Das Charivari, eine massiv silberne oder versilberte Schmuckkette, ist keine Pflicht, aber ich mag es. Traditionell wird es von Männern am Hosenlatz der Lederhose getragen. Früher diente es den Landwirten als Schmuck oder als Talisman für eine erfolgreiche Jagd und war ein wertvolles Statussymbol. Mit dem Charivari zeigt man seine Zugehörigkeit. Ein richtiger Münchner trägt das gerne.
Tanzen
Tanzen und fröhliches Beisammensein gehören zum Oktoberfest dazu wie die Mass oder die Brezn. Was man dabei aber unbedingt beachten sollte: Auf den Tischen zu tanzen, geht gar nicht. Auf den Bänken ist ok, aber auf den Tischen nicht. Dort gehören nur Händl, Weisswürste und Bier hin. Alles andere gehört unter den Tisch oder die Bank. Wenn bei mir jemand auf dem Tisch tanzt und sich nicht mehr unter Kontrolle hat und gar die Leute anpöbelt, stelle ich ihn sofort raus.
Prosit
Wenn das Prosit-Lied ertönt, ist es obligat, miteinander anzustossen. Es ist quasi die Zusammengehörigkeitsgeste des Oktoberfests und gehört zu den Standards in den grossen Bierzelten in Deutschland. «Ein Prosit der Gemütlichkeit» ist übrigens auch das meistgespielte Stück in bayerischen Bierzelten – üblicherweise wird es zwei bis drei Mal pro Stunde aufgeführt.
Essen
Am Oktoberfest sollte man nicht nur trinken, sondern auch gut essen. Das erste Oktoberfest fand ja 1810 anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Ludwig von Bayern und Prinzessin Therese statt. Also gehört ein entsprechendes Mahl auch heute noch dazu. Die traditionelle Speisekarte auf der Wiesn bietet denn auch einiges an leckeren Gerichten: von Händl, über Weisswürste bis hin zu Käsespätzli oder Brezn.
Schleife
Für alle, die ein Dirndl tragen, heisst es Achtung: Je nachdem, wie die Schleife des Dirndls gebunden ist, erkennen die anderen Besucher den Beziehungsstatus der Trägerin oder des Trägers. Ist die Schleife rechts gebunden, heisst das, man ist vergeben. Ist sie links gebunden, bedeutet das, man ist Single. Hinten gebunden heisst: verwitwet.
Lebkuchenherzen
Auch wenn sie manchen kitschig vorkommen mögen, gehören Lebkuchenherzen zum Oktoberfest dazu. Sie symbolisieren das schöne, gemütliche Beisammensein dieses bayrischen Traditionsfestes, das es mir seit vielen Jahren angetan hat. Die Herzen sind auch ein schönes Mitbringsel, für unsere Liebsten daheim, die nicht mit zum Oktoberfest kommen konnten.