«Inakzeptabel, unmoralisch und völlig unverhältnismässig», so bezeichnet Vera Weber (45) den geplanten Abschuss einzelner Rehe auf dem Basler Friedhof Hörnli. Es wäre der grösste in der Schweiz. Seit Jahrzehnten flaniert dort eine Herde dieser Wildtiere zwischen den Grabsteinen. Sie sind willkommene Gäste bei den Besuchern des Geländes, das in einer Naherholungszone, einem Waldgebiet in Riehen BS liegt.
Dass die Rehe am Grabschmuck knabbern, stört Angehörige in der Regel nicht. «Meine Grosseltern wurden schon auf dem Hörnli beerdigt und mein Onkel ruht ebenfalls dort», so Vera Weber. «Er würde sich bestimmt über die Anwesenheit dieser friedfertigen Tiere freuen.» Sie hat die Leitung der Fondation Franz Weber von ihrem berühmten Vater übernommen. Sie hat als Privatperson, aber auch im Namen der Fondation zusammen mit dem Anwalt und SVP-Grossrat Heinrich Ueberwasser (63) beim Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt Rekurs eingelegt – mit Erfolg.
Rettung der Rehe noch nicht gesichert
Die Reh-Abschuss-Pläne der Basler Stadtgärtnerei und der Gemeinde Riehen auf dem Hörnli sind bis mindestens am 20. Juni auf Eis gelegt. Die definitive Rettung der Rehe ist damit allerdings noch nicht gesichert. Die Fondation Franz Weber fordert ein effektives Wildtiermanagement: «Wir möchten, dass alle miteinander an einen Tisch sitzen, um eine unblutige Lösung zu finden. Abschiessen ist keine Lösung.» Es sei total verkehrt: «Derzeit liegen Rehkitze in den Feldern, Bauern und Jäger versuchen sie mit Drohnen zu retten. Zugleich will man Tiere auf dem Hörnli erschiessen», so Weber.
Protest von Bevölkerung und Brigitte Bardot
Weber ist davon überzeugt, dass der breite Protest in der Bevölkerung und von verschiedenen Tierschutzorganisationen helfen wird, die Rehe zu retten. Sogar auf der anderen Seite des Röstigrabens wurden von Tomi Tomek (67) von SOS Chats Noiraigue fast 50'000 Unterschriften gegen den Abschuss gesammelt. Und dank ihr hat sogar Brigitte Bardot (85) persönlich einen Brief an die Basler Regierung verfasst. Darin bezeichnet sie die Rehe und ihre Jungen als «Schutzengel, die Leben an den Ort der ewigen Ruhe bringen».
Die Thematik der Hörnli-Rehe ist nicht neu. Bereits vor fünf Jahren reichte Heinrich Ueberwasser beim Regierungsrat eine Interpellation ein, die Antwort war wohlwollend: «Die Akzeptanz und die Sympathie, welche die Rehe bei der Bevölkerung geniessen, haben für die Regierung einen hohen Stellenwert.»