Theater Gurten kommt mit Einbürgerungssatire
Auf den Spuren der Schweizermacher

Mit der Einbürgerungs-Satire «Da könnt ja jede cho!» will man im Freilichttheater auf dem Gurten am Erfolg das Thema des Filmhits «Die Schweizermacher» neu aufgreifen. Im Stück spielt mit Cecilia Ngafor Fri auch eine Direktbetroffene mit.
Publiziert: 27.06.2024 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 27.06.2024 um 13:27 Uhr
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Probenbild des Stückes «Da könnt ja jede cho!» von Livia Anne Richard und Christoph Keller auf dem Berner Hausberg Gurten. Das Bühnenbild ist ein überdimensionaler Schweizer Pass, im Kreuz befinden sich Wohnungen und ein kleines Café.
Foto: fotostudio z-arts | Hannes Zaugg-Graf
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Jean-Claude GalliRedaktor People

Vor den Musikstars kommen die Schauspieler: Seit 2002 ist Regisseurin Livia Anne Richard (55) alle zwei Jahre mit dem Theater Gurten auf dem Berner Hausberg. Rund 200'000 Menschen haben ihre Mundart-Freilicht-Stücke dort bisher gesehen.

Die Spielzeit beginnt jeweils Ende Juni und dauert bis Ende August, mit einem kurzen Unterbruch während des Musikfestivals, weil die Bühnen nur knapp 300 Meter auseinanderliegen.

Hinterschnösligen ist überall

Die Einbürgerungs-Satire «Da könnt ja jede cho!» von Richard und Christoph Keller (37) ist eine Neuinterpretation des Kinohits «Die Schweizermacher» von 1978. «Der Film ist zwar ein starkes Zeitdokument, wirkt aber heute etwas antiquiert, gerade was die Beamten und das Frauenbild angeht», so Richard.

Eine ihrer Frauenfiguren ist Anna Ngannou, die in einem Quartier-Café im fiktiven Dorf Hinterschnösligen arbeitet. Gespielt wird sie von Cecilia Ngafor Fri (30) aus Köniz BE, einem der vier Profis im elfköpfigen Ensemble. Sie absolvierte ihre Schauspielausbildung in Berlin und arbeitet zurzeit in einer Altersresidenz. Die Schwierigkeiten des Einbürgerungsprozesses kennt sie nur allzugut. 

«Im Gegensatz zu Menschen mit einem Schweizer Pass muss man sein ganzes Leben bis aufs Innerste nachweisen. Auch ist immer eine gewisse Angst da, Fehler zu machen oder einen Schicksalsschlag zu erleiden. All das kann dazu führen, dass die Behörden das Verfahren wieder einstellen», erzählt sie. 

«Mir könnte jederzeit die Aufenthaltsbewilligung entzogen werden. Es ist ein Dauerstress, die von den Behörden geforderten Bedingungen zu erfüllen. Wenn mir die Bewilligung entzogen würde, beträfe das auch meinen fünfjährigen Sohn, da er den gleichen Status hat. Und dies, obwohl er hier geboren ist und ihn mit der Schweiz viel mehr verbindet, als mit meinem Heimatland Kamerun.»

Schweizer Pass als Bühnenbild

Das Bühnenbild von Fredi Stettler (59) nimmt die Thematik auf. Es besteht aus einem überdimensionalen Schweizer Pass mit einem begehbaren Kreuz. Das Kreuz symbolisiert ein Wohnhaus. In jedem Quadrat befindet sich eine Wohnung, im einen das Café von Anna Ngannou. 

Livia Anne Richard sagt: «Wir schauen sozusagen mit dem universellen Blick auf die Erde und uns selbst hinunter: War es wirklich notwendig, alle diese Grenzen zu ziehen? War es nötig, dass wir uns gegenseitig bekriegt, ausgebeutet und ausgegrenzt haben? Und was bleibt davon angesichts des Todes übrig? Werden wir selbst dann noch versuchen, den Schweizer Pass zu zücken, um in eine privilegierte Ecke des Paradieses zu kommen?»

Premiere von «Da könnt ja jede cho!» ist am Donnerstag, 27. Juni 2024. 

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