Heute Morgen kurz nach 10 Uhr ist das Reality-TV-Abenteuer von Tamynique beendet: Dominique Rinderknecht (30) und Tamy Glauser (34) packen ihre sieben Sachen und rollen ihre Koffer wieder aus dem Berner Schaufenster. «Wir waren so müde, dass wir noch nicht mal fertig mit packen waren, als die Frist ablief», sagt Rinderknecht lachend. «Das heisst, wir haben eigentlich freiwillig verlängert.»
24 Stunden lang wohnten die Ex-Miss Schweiz und das Topmodel mit ihren beiden Hunden Yumi und Muffin in einem Teil des Möbelgeschäfts Teo Jakob an der Gerechtigkeitsgasse. Das berühmteste Frauenpaar der Schweiz und Operation Libero wollten damit auf die «Ehe für alle» aufmerksam machen.
«Wahre Achterbahn der Gefühle und Erlebnisse»
Vor allem die Nacht wurde für Tamynique im Schaufenster zum «schlaflosen Abenteuer», wie Rinderknecht erklärt: «Wir konnten die Spotlampen im Laden nicht ausmachen und es wurde immer heisser.» Der Ventilator verursachte einen Kurzschluss. «Weil alles nach verbranntem Gummi stank, mussten wir die Türe zum Geschäft offenlassen.» Als die ersten Passanten sich um 6 Uhr morgens vor dem Schaufenster versammelten, wachte das Paar auf.
«Das ist ziemlich schräg, wenn man vom Lachen von Fremden geweckt wird, die einem anschauen», sagt Glauser. «Aber alleine die Diskussion, die wir mit unserer Aktion auslösen konnten, war es wert. Da nehme ich auch Unannehmlichkeiten in Kauf.» Rinderknecht nickt: «Wir haben so viel Feedback von Passanten erhalten. Die Zeit im Schaufenster war ein voller Erfolg und eine wahre Achterbahn der Gefühle und Erlebnisse.»
Rund 1200 Schaulustige kamen gestern im Laufe des Donnerstagnachmittags vorbei, um einen Blick auf das berühmte Paar zu erhaschen. Rinderknecht: «Wir haben mit so vielen Leuten geredet und über die Ehe für Alle diskutiert. Manche brachten uns Briefe und kleine Geschenke vorbei.» Zwei Musiker gaben vor ihrem Schaufenster gar ein spontanes Konzert. Glauser: «Wir haben mit einer 84-Jährigen Frau vor dem Schaufenster Swing getanzt. So was vergisst man nicht mehr, das geht wirklich ans Herz.»
Abgewiesen – weil sie Frauenpaar sind
Doch nicht allen gefiel Tamyniques Aktion für die Ehe für Alle. Als Mitarbeiter der Operation Libero bei einem Kaffee neben dem Schaufenster Eis für Rinderknecht und Glauser holen wollten, wurden sie abgewiesen. «Sie sagten, sie fänden die Aktion nicht gut, da wir ein Frauenpaar seien und sie würden die Ehe für alle sowieso nicht unterstützen», sagt Rinderknecht. Glauser ergänzt: «Genau solche Reaktionen in der Bevölkerung zeigen, wie wichtig solche Kampagnen wie unsere doch sind.» Deshalb werde es auch weitere Aktionen von ihr und ihrer Partnerin geben, verspricht die Ex-Nationalratskandidatin der Zürcher Grünen. Glauser: «Bis wir als Frauenpaar nicht dieselben Rechte haben, kann ich eh nicht stillsitzen.»