Sven Epiney zum 1. August
Was würden Sie an der Schweiz ändern?

Er sorgt für Heimatgefühle in der TV-Stube. Morgen moderiert Sven Epiney (43) die Sendung zum Nationalfeiertag. Im BLICK-Interview verrät er, ob er dann die Nationalhymne singt.
Publiziert: 30.07.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:07 Uhr
Von Silvana Guanziroli

BLICK: Herr Epiney: Die Schweiz feiert Geburtstag. Was bedeutet Ihnen Ihr Heimatland?
Sven Epiney:
Die Schweiz ist unglaublich vielfältig, wunderschön, sicher und organisiert. Für mich ist sie der Hafen, in dem ich mich daheim fühle. Ein Land mit viel Natur, tollen Städten und vier Jahreszeiten. Ich liebe es, im Winter auf die Ski zu steigen oder im Sommer im See zu schwimmen. Natürlich reise ich auch gerne durch die Welt, in meine Heimat komme ich aber immer wieder gerne zurück. Hier gehöre ich eben hin.

Was ist an Ihnen typisch schweizerisch?
Meine Pünktlichkeit. Meistens jedenfalls (lacht). Hier entspreche ich doch sehr dem Klischee. Die Schweiz ist aber auch mit ­ihrer Vielsprachigkeit sehr speziell. Das versuche ich zu leben. Ich liebe Sprachen und kann mich in drei Landessprachen unterhalten. Bei der vierten, dem Rätoromanischen, na ja, da müsste ich noch etwas über die Bücher.

Sie sind in der Schweiz überregional verankert. Im Wallis geboren, im Kanton Bern aufgewachsen und jetzt leben Sie in Zürich. Wo gefällt es Ihnen am besten?
Das ist schwer zu sagen. Im Wallis liegen meine Wurzeln, dort tanke ich, umringt von Bergen und der herrliche Natur, gerne auf, wenn ich meine Familie besuche. Heute lebe ich in der Grossstadt Zürich und geniesse die Kultur und die vielen Möglichkeiten. Das ist doch gerade das Schöne an unserem Land. Ich muss mich nicht entscheiden, man ist innert kürzester Zeit an den gewünschten Orten.

Was würden Sie an der Schweiz verbessern, wenn Sie es könnten?
Im Vergleich zu vielen anderen Ländern geht es uns sehr gut. Natürlich gibt es Dinge, die man besser machen könnte. Und hier sollte jeder bei sich selber anfangen – da nehme auch ich mich an der Nase. Ganz wichtig sind Toleranz und Respekt seinen Mitmenschen gegenüber. Sei das in der Familie, bei der Arbeit oder in der Gesellschaft. Mit mehr Aufgeschlossenheit geht es eben für alle einfacher.

Wie schwul ist die Schweiz? Wie tolerant ist das Land in diesem Bereich?
Die Schweiz hat auch in dieser Richtung Fortschritte gemacht. Es darf aber weiter daran gearbeitet werden. Toleranz gilt für mich nicht nur für gleichgeschlechtliche Beziehungen. Das geht doch weit darüber hi­naus. Ich hoffe, dass wir in naher Zukunft gar nicht erst über solche Fragen diskutieren müssen, weil es einfach selbstverständlich ist.

Sie moderieren die SRF-Sendung zum Nationalfeiertag. Was passiert in der Show?
Wir nehmen das Publikum mit auf eine Reise quer durch die Schweiz, treffen auf spannende Menschen, fangen die Schönheiten unseres Landes ein. Es sind alle Landessprachen und Landesteile vertreten, deshalb moderiere ich die Sendung mit drei Kollegen aus den anderen Sprachregionen. Am Ende treffen wir uns alle auf der Älggi-Alp, dem geografischen Mittelpunkt der Schweiz, und feiern den Nationalfeiertag bei einem schönen Höhenfeuer.

Wenn Sie nicht gerade beim Fernsehen an der Arbeit sind: Wie feiern Sie den 1. August privat?
An diesem Tag bin ich gerne mit meinen Liebsten zusammen. Dazu gehören natürlich auch, wenn es nicht zu trocken ist, ein paar Feuerwerkskörper. Wir schmeissen aber ganz sicher den Grill im Garten an und braten eine Wurst oder ein gutes Stück Fleisch, dazu gibt es leckere Salate und Gemüse. Ein währschaftes Barbecue eben!

Wie würden Sie jemandem, der die Schweiz nicht kennt, unser Land in einem Satz erklären?
Das ist ganz einfach: Wer die Schweiz nicht bereisen kann, der verpasst etwas!

Singen Sie am 1. August auch die Nationalhymne?
Natürlich! So weit wie möglich mit ganzer Inbrunst. Nach der ersten Strophe wird es aber schwierig mit der Textkenntnis, da bräuchte ich doch etwas Unterstützung – oder einen guten Spickzettel (lacht).

Meinungen der Promis

Marco Solari (70) ist voller Zuversicht:
«Hier in Locarno herrscht eine tolle Stimmung. Wirkt das Filmfestival, das bald beginnt, ansteckend? So ist es. Eine neue Generation ist am Werk. Die meisten im Team sind zwischen 20 und 40. Sie sind kompetent, begeistert und kämpferisch. Ist nun unser Locarno auch Spiegel der Schweiz? Ich behaupte: ja. Unser Land entdeckt seine Kinder, und die sind durchaus ein kleiner Melting Pot, recht durchmischt mit vielen Secondos. Eine komplexfreie, vorwärtsschauende, unternehmerische Zweitgeneration auch der Emigration und vieler Mischehen, die jeden Tag beweist, was zu leisten sie bereit und fähig ist.

Die Generation der 20- und 30-jährigen Schweizer ist pragmatisch, anpassungsfähig, und sie ist mobil. Sie sieht keine Grenzen, sie will keine Grenzen. Diese Generation ist nicht problemfixiert, sie ist lösungsorien­tiert. Bei ihr verflachen Hierar­chien bis zur Unkenntlichkeit, die Büros von gestern sind heute mehrfach geteilt, denn was der Schreibtisch war, ist nun das Smartphone. ­Gockelhaftigkeit ist passé. In diesem Sinn hat sich die Schweiz feminisiert, denn bei Frauen zählt seit jeher nur die natürliche Autorität. Junge akzeptieren auch den Rat der Älteren, sofern diese überzeugen und nicht unterwerfen wollen. Die Konkurrenz der Generation 2.0 ist global. Aber das scheint sie nicht zu fürchten und dieser Optimismus ist ansteckend. Das Land, unser Land, erschien mir noch nie so jung. Auf diese Schweiz darf ein 70-jähriger «Nonno» am morgigen 1. August mit Zuversicht, mit Freude und mit Stolz blicken.

Chris von Rohr (63) wünscht sich mehr Liebe für die Mitmenschen:
Der grosse Mani Matter sang: «Wa­rum syt dir so truurig? S geit doch so wi der s weit ... Warum syt dir so truurig? Nei dir wüsset ke Grund ...» Auch ich frage mich immer wieder, wenn ich von längeren Auslandsreisen nach Hause komme, warum es in diesem schönen Land so viele ­triste, griesgrämige Blockflöten­gesichter gibt und wir die zweithöchste Selbstmordrate bei Jugendlichen ­weltweit haben. Ist es die Absenz des Mangels? Geht es uns zu gut? Haben wir zu wenige echte Probleme?

In dieser Welt des Individualistenkults erleben wir die totale ­materielle Wunschexplosion. Und wenn dann all diese Wünsche erfüllt sind, fühlt sich der Mensch nicht nachhaltig besser. Man hat ­alles und merkt, dass trotzdem ­etwas fehlt. Genau da setzt die Lustlosigkeit und Depression ein.

Statt den Beruf als Berufung zu suchen und zu leben, ist für viele die Arbeit nur noch zum Geldverdienen da. Damit will man sich die Ware kaufen, von der man glaubt, sie besitzen zu müssen, um dazuzugehören. Kohle ist zur Hauptbegründung der Arbeit geworden, und so fehlt ein sehr wichtiger Lebensinhalt. Jeder der einen erfüllenden Job hat, kann bestätigen, dass eigentlich genau das zuoberst auf der Wunschliste stehen sollte. 

«All You Need Is Love» haben die Hippies gesagt. Liebe für dich, die Umwelt, den Mitmenschen und für das, was du tust. Ist nicht immer einfach, aber es gibt Schönes zu entdecken, bleiben wir dran, geben wir nicht auf, Freunde der Sonne.

Xenia Tchoumitcheva (27) fordert mehr Mut:
Ich sehe die Schweiz, mein Land, als sichere Insel, die einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen einnimmt. Ich bin in der ganzen Welt unterwegs. Aber zurück in der Schweiz steht die Zeit für mich still, hier herrschen ein anderer Rhythmus und eine andere Geschwindigkeit als im Rest der Welt. Man kann sich auf Abmachungen verlassen, die Qualität ist hoch und alles unglaublich präzise. Ich assoziiere mein Land mit seiner atemberaubenden Natur, ­frischer Luft, gegenseitigem Respekt und ­einem ausserordentlich hohen Lebensstandard.

Was mir oft fehlt, ist die Dynamik und der Mut, neue Ideen umzusetzen, Modernes zu wagen. Aber vielleicht machen ­gerade auch diese Umstände den Reiz der Schweiz aus.

Denise Biellmann (52) wünscht sich mehr Farbe:
In der Schweiz geht es uns grundsätzlich gut. Wenn ich mir auf den 1. August aber etwas Ausgefallenes wünschen dürfte, würde ich den Zürichsee für einen Tag einfrieren lassen. Darauf könnten dann alle Schlittschuhlaufen und am Ufer Cervelats bräteln. Ein ernsthafteres Anliegen ist mir die Sportförderung. Damit sollte früher begonnen werden. Denn ein echtes Talent erkennt man zwischen neun und zwölf Jahren. Begabte Jugendliche brauchen bereits dann volle Unterstützung. Auch finanziell, denn das können sich viele Eltern gar nicht leisten.

Was mich manchmal ärgert, sind die Gebühren in den Parkhäusern in Zürich. Diese sind in den letzten Jahren stetig gestiegen – ein paar Stunden kosten schnell einmal 20 Franken. In der Schweiz sind wir zwar sehr tolerant, aber auch sehr angepasst. Ich wünsche mir gerade bei älteren Menschen etwas mehr Mut fürs Unkonventionelle. Warum nicht ein neues Hobby anfangen? Oder die Garderobe mit Farben aufpeppen, statt noch mehr Grau anzuziehen? Wir leben stark nach den Regeln, die uns die Gesellschaft vorgibt. Etwas mehr Leben und leben lassen könnte uns ganz gut tun.

Marco Solari (70) ist voller Zuversicht:
«Hier in Locarno herrscht eine tolle Stimmung. Wirkt das Filmfestival, das bald beginnt, ansteckend? So ist es. Eine neue Generation ist am Werk. Die meisten im Team sind zwischen 20 und 40. Sie sind kompetent, begeistert und kämpferisch. Ist nun unser Locarno auch Spiegel der Schweiz? Ich behaupte: ja. Unser Land entdeckt seine Kinder, und die sind durchaus ein kleiner Melting Pot, recht durchmischt mit vielen Secondos. Eine komplexfreie, vorwärtsschauende, unternehmerische Zweitgeneration auch der Emigration und vieler Mischehen, die jeden Tag beweist, was zu leisten sie bereit und fähig ist.

Die Generation der 20- und 30-jährigen Schweizer ist pragmatisch, anpassungsfähig, und sie ist mobil. Sie sieht keine Grenzen, sie will keine Grenzen. Diese Generation ist nicht problemfixiert, sie ist lösungsorien­tiert. Bei ihr verflachen Hierar­chien bis zur Unkenntlichkeit, die Büros von gestern sind heute mehrfach geteilt, denn was der Schreibtisch war, ist nun das Smartphone. ­Gockelhaftigkeit ist passé. In diesem Sinn hat sich die Schweiz feminisiert, denn bei Frauen zählt seit jeher nur die natürliche Autorität. Junge akzeptieren auch den Rat der Älteren, sofern diese überzeugen und nicht unterwerfen wollen. Die Konkurrenz der Generation 2.0 ist global. Aber das scheint sie nicht zu fürchten und dieser Optimismus ist ansteckend. Das Land, unser Land, erschien mir noch nie so jung. Auf diese Schweiz darf ein 70-jähriger «Nonno» am morgigen 1. August mit Zuversicht, mit Freude und mit Stolz blicken.

Chris von Rohr (63) wünscht sich mehr Liebe für die Mitmenschen:
Der grosse Mani Matter sang: «Wa­rum syt dir so truurig? S geit doch so wi der s weit ... Warum syt dir so truurig? Nei dir wüsset ke Grund ...» Auch ich frage mich immer wieder, wenn ich von längeren Auslandsreisen nach Hause komme, warum es in diesem schönen Land so viele ­triste, griesgrämige Blockflöten­gesichter gibt und wir die zweithöchste Selbstmordrate bei Jugendlichen ­weltweit haben. Ist es die Absenz des Mangels? Geht es uns zu gut? Haben wir zu wenige echte Probleme?

In dieser Welt des Individualistenkults erleben wir die totale ­materielle Wunschexplosion. Und wenn dann all diese Wünsche erfüllt sind, fühlt sich der Mensch nicht nachhaltig besser. Man hat ­alles und merkt, dass trotzdem ­etwas fehlt. Genau da setzt die Lustlosigkeit und Depression ein.

Statt den Beruf als Berufung zu suchen und zu leben, ist für viele die Arbeit nur noch zum Geldverdienen da. Damit will man sich die Ware kaufen, von der man glaubt, sie besitzen zu müssen, um dazuzugehören. Kohle ist zur Hauptbegründung der Arbeit geworden, und so fehlt ein sehr wichtiger Lebensinhalt. Jeder der einen erfüllenden Job hat, kann bestätigen, dass eigentlich genau das zuoberst auf der Wunschliste stehen sollte. 

«All You Need Is Love» haben die Hippies gesagt. Liebe für dich, die Umwelt, den Mitmenschen und für das, was du tust. Ist nicht immer einfach, aber es gibt Schönes zu entdecken, bleiben wir dran, geben wir nicht auf, Freunde der Sonne.

Xenia Tchoumitcheva (27) fordert mehr Mut:
Ich sehe die Schweiz, mein Land, als sichere Insel, die einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen einnimmt. Ich bin in der ganzen Welt unterwegs. Aber zurück in der Schweiz steht die Zeit für mich still, hier herrschen ein anderer Rhythmus und eine andere Geschwindigkeit als im Rest der Welt. Man kann sich auf Abmachungen verlassen, die Qualität ist hoch und alles unglaublich präzise. Ich assoziiere mein Land mit seiner atemberaubenden Natur, ­frischer Luft, gegenseitigem Respekt und ­einem ausserordentlich hohen Lebensstandard.

Was mir oft fehlt, ist die Dynamik und der Mut, neue Ideen umzusetzen, Modernes zu wagen. Aber vielleicht machen ­gerade auch diese Umstände den Reiz der Schweiz aus.

Denise Biellmann (52) wünscht sich mehr Farbe:
In der Schweiz geht es uns grundsätzlich gut. Wenn ich mir auf den 1. August aber etwas Ausgefallenes wünschen dürfte, würde ich den Zürichsee für einen Tag einfrieren lassen. Darauf könnten dann alle Schlittschuhlaufen und am Ufer Cervelats bräteln. Ein ernsthafteres Anliegen ist mir die Sportförderung. Damit sollte früher begonnen werden. Denn ein echtes Talent erkennt man zwischen neun und zwölf Jahren. Begabte Jugendliche brauchen bereits dann volle Unterstützung. Auch finanziell, denn das können sich viele Eltern gar nicht leisten.

Was mich manchmal ärgert, sind die Gebühren in den Parkhäusern in Zürich. Diese sind in den letzten Jahren stetig gestiegen – ein paar Stunden kosten schnell einmal 20 Franken. In der Schweiz sind wir zwar sehr tolerant, aber auch sehr angepasst. Ich wünsche mir gerade bei älteren Menschen etwas mehr Mut fürs Unkonventionelle. Warum nicht ein neues Hobby anfangen? Oder die Garderobe mit Farben aufpeppen, statt noch mehr Grau anzuziehen? Wir leben stark nach den Regeln, die uns die Gesellschaft vorgibt. Etwas mehr Leben und leben lassen könnte uns ganz gut tun.

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