Susy Utzinger über ihre harte Kindheit
Die Tiere haben sie gerettet

Susy Utzinger setzt sich seit 25 Jahren im In- und Ausland für Hunde, Katzen, Pferde und andere Vierbeiner ein. «Heimatlos» heisst das Buch, in dem sie das erste Mal über die schwierigen Umstände ihrer Kindheit spricht.
Publiziert: 08.10.2017 um 20:01 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:30 Uhr
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Susy Utzinger im Wolfpark in Indiana, wo sie als junge Frau ein Praktikum gemacht hat.
Foto: Monty Sloan / Wolfpark Indiana
Katja Richard

Ihrem Engagement verdanken Tausende von Tieren ein würdiges Dasein: Tierschützerin Susy Utzinger (48) setzt sich seit 25 Jahren im In- und Ausland für Hunde, Katzen, Pferde und andere Vierbeiner ein. «Heimatlos» heisst das Buch, in dem sie das erste Mal über die schwierigen Umstände ihrer Kindheit spricht. Heimatlos sind nicht nur die Tiere, für die sich ­Utzinger schon seit ihrer ­Jugend engagiert, in gewisser Weise war sie das auch selber. Viel zu früh wurde ihr bewusst, dass sie ein unerwünschtes Kind ist – das gab ihr die Mutter deutlich zu verstehen. Die Verhältnisse waren ärmlich, auch vom Vater erfuhr ­Utzinger kaum Zuneigung.

«Echtes Mitgefühl bedeutet, nicht wegzuschauen, wenn Tiere leiden»

Die Rettung im lieblosen Daheim waren die Vierbeiner. «Als Kind eröffneten mir unsere Haustiere den Zugang zu einer gerechten Welt. Und sie gaben mir Geborgenheit und Trost.» Als der Familienhund schwer verunfallte und fast verblutete, kam der Vater auf die Idee, eine Ambulanz für Tiere zu gründen. Utzinger begleitete den Vater oft bei Rettungen. «Ich habe Dinge gesehen, die man für Kinderaugen vielleicht als ungeeignet empfindet. Aber es hat mich auf das vorbereitet, was ich bis heute mit Herzblut tue. Echtes Mitgefühl bedeutet, nicht wegzuschauen, wenn Tiere leiden. Auch wenn es manchmal unerträglich ist.»

Als Jugendliche träumte sie davon, Tierärztin zu werden, sie war eine gute Schülerin. Die Umstände daheim wurden aber immer schwieriger. Endgültig zum Bruch kam es, als die Eltern ihren geliebten und völlig gesunden Hund einschläfern liessen – ein erzieherischer Racheakt. Damit nicht genug, als sie daheim auszieht, lässt die Mutter das Pferd vom Metzger abholen.

Hat sie ihren Eltern vergeben?

Von ihrem Ziel, Tieren nachhaltig zu helfen, liess sich Susy Utzinger nie abbringen. Sie bildete sich als Tierpsychologin weiter und erfüllte sich mit dem Praktikum in einem Wolfspark im amerikanischen Indiana einen Traum. Populär wurde sie Ende der 1990er-Jahre als Videojournalistin, wo sie wöchentlich über heimatlose Tiere und Missstände berichtete. Zu dieser Zeit gründete sie ihren eigenen Tierrettungsdienst, das Tierheim Pfötli und die SUST-Stiftung. Damit werden heute rund 300 Tierheime und Projekte im In- und Ausland unterstützt, und es sind fünf Tierwaisen-Hospitäler für Strassentiere entstanden.

«Es ist der schönste Job der Welt. Auch wenn er manchmal hart ist»

Hat sie ihren Eltern heute vergeben? «Man kann dankbar sein für das Gelernte», so Utzinger. Das Buch soll keine Anklageschrift sein – ein grosser Teil davon ist ohnehin ihrer Arbeit als Tierschützerin gewidmet. Sei es beim Einsatz gegen eine Tötungssta­tion in Rumänien, einer Welpenfarm in Ungarn oder hierzulande bei einem Tierquäler. Trotz des vielen Elends, dass sie dabei antrifft, ist sie überzeugt: «Es ist der schönste Job der Welt. Auch wenn er manchmal hart ist.»

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