BLICK: Frau Kunz, haben Sie mal gezählt, wie viele Quizfragen Sie in Ihrem Leben schon gestellt haben?
Susanne Kunz: Eine Million? Demnach wäre ich immerhin in dieser Hinsicht Millionärin.
Hat Sie «1 gegen 100» klüger gemacht?
Im Hinblick auf meine Menschenkenntnis, ja. Ich kann sehr schnell einschätzen, wie ein Kandidat sich bei mir auf der Spielinsel fühlen und wie er agieren wird.
Und persönlich? In welchen Gebieten haben Sie zugelegt?
Es bleibt nicht viel Wissen hängen von meiner Tätigkeit als Quizmoderatorin, da ich mich während der intensiven Aufzeichnungen auf so viele Dinge konzentrieren muss. Dieser Aspekt der, ich sage mal ketzerisch, Fliessbandarbeit ist nicht wirklich förderlich, um sich Wissen anzueignen.
Wo würden Sie definitiv versagen?
Bei geschichtlichen Fragen. Bei allem, was vor dem Ersten Weltkrieg liegt, gibt es Lücken.
Haben Sie sich als erfolgreiche Quiztante nicht ein wenig die Bühnenkarriere verbaut?
Die Bühne rennt mir nicht davon. Ich habe während zehn Jahren sehr viel gearbeitet, zwei Programme auf die Beine gestellt und auf Tournee gespielt, zwei Kinder geboren. Ich habe viel konstruiert und mir nichts verbaut.
Im aufgezeichneten Prominenten-Special von «1 gegen 100» ist Beni Thurnheer Kandidat. Wer quatscht mehr – er oder Sie?
(Lacht) Nur Beni hat noch die grössere Klappe als ich. Wenn man diesen TV-Zampano schon mal im Studio hat, will man ihm natürlich viel Raum lassen, damit er sich entfalten kann. Er erzählt diverse amüsante Anekdoten aus seinem Leben als Showmoderator. Und ich war ziemlich aufgeregt – als Kind habe ich ihn als Quizmaster bewundert. Das ist heute noch so.
Wo unterscheidet sich die private Mutter Susanne Kunz von der öffentlichen TV-Frau?
Ich bin kaum geschminkt, definitiv schlechter frisiert und stelle nicht permanent Quizfragen.
Helfen Sie prominenten Kandidaten mehr?
Die Promis spielen für einen guten Zweck, daher wollen sie auf keinen Fall verlieren. Ihre Motivation ist sehr hoch. Aber wenn einer davorsteht, einen groben Schnitzer zu begehen, dann greife ich sanft ein.
Schauen Sie sich zu Hause mit Ihrem Mann und den beiden Kindern die Aufzeichnung an?
Nein, wir sind bei Freunden eingeladen. Und dort flimmert der Fernseher nicht. Wir werden es auch so lustig haben.
Wollen Ihr elfjähriger Sohn und die sechsjährige Tochter die Show nicht sehen?
Nein, sicher nicht regelmässig. Wenn sie mal läuft, dann sagen sie kurz: «Da läufst ja du, Mami!» Dann bleiben wir kurz drauf – und zappen wieder weg. In meiner Familie ist es kein grosses Thema, dass ich beim Fernsehen arbeite.
Für Ihre Teilnahme in der letzten Staffel der «Grössten Schweizer Talente» hagelte es Kritik. Würden Sie die Show nicht mehr machen?
Der Job und die grossartige Zusammenarbeit mit dem Team haben mir sehr viel Freude bereitet. Die Frage, ob ich die Show noch einmal machen würde, stellt sich mir gar nicht, da momentan kein Angebot vorliegt. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Sendung auf ihrem Höhepunkt mit der tollen Quote jetzt in Ruhestand geht und man etwas Neues bringt.
Sie wirkten etwas überkandidelt.
Ich schlüpfte da in eine Rolle, die dem Konzept diente. Und bei «DGST» übernahm ich halt für einmal nicht die klassische Frauenrolle. Ich war nicht die brave Jurorin, welche Kinder auf der Bühne süss findet und die sanftmütig jede dürftige Nummer durchgehen liess. Aber die Reaktionen waren teilweise schon krass. Vor allem in den sozialen Medien.
Trotzdem: Sie können definitiv mehr als das. Auch mehr, als nur Quizfragen abzuspulen. Keine Lust, einmal etwas anderes zu moderieren?
Danke für die Blumen. Ich verfolge neben meiner Fernsehtätigkeit einige Projekte unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ich muss niemandem beweisen, dass ich mehr kann als Quizfragen zu stellen.
Und wann kommt das nächste Bühnenprogramm?
Oh, das steht noch in den Sternen. Ich habe den Kick-off in mir selber noch nicht verspürt. Die Zeit ist noch nicht reif.
Nutzen Ihre Kinder die sozialen Medien bereits, in denen Sie Angriffsflächen lieferten?
Es beginnt langsam, aber sicher beim Sohn. Er soll in besonnenem Mass daran teilhaben können, wir kontrollieren aber natürlich sehr viel. Wir versuchen eine kritische Sicht auf den Umgang zu vermitteln, das Suchtpotenzial aufzuzeigen und auf die Gefahren hinzuweisen. Die Schule macht da übrigens auch einen tollen Job und thematisiert das Thema im Unterricht.
Wann sind Sie da selber Vorbild?
Wenn ich als Mutter permanent poste oder chatte, das Telefon stets in der Hand habe, den Blick darauf gerichtet, selbst wenn wir zum Schlitteln fahren, dann übernehmen die Kinder dieses Verhalten. Also mache ich das nicht. Ich bin sowieso nicht suchtgefährdet. Facebook und dergleichen langweilen mich. Ich habe keine Mühe, mein Telefon auch mal zu Hause zu lassen. Und das immer öfter.
Das Leben ändert sich. Mütter und Teenager können heute kaum noch kochen. Stehen Sie noch vor dem Herd – und was bereiten Sie zu?
Wer sagt, dass Mütter heute nicht mehr kochen können? Frechheit! Ich kenne in meinem Umfeld eigentlich nur Mütter, die sehr gut kochen können und ihrer Familie tolle Gerichte zubereiten. Und die Väter übrigens auch. Bei uns ist es so: Wir kochen jeden Abend ein Gericht aus frischen, meist saisonalen Produkten. Das ist ein zeitlicher Aufwand. Beim Schälen der Kartoffeln kann man den Tag herrlich Revue passieren lassen und den Kindern das Kochen vermitteln.
Das Lieblingsgericht Ihres Mannes?
Er ist gebürtiger Franzose. Auf keinen Fall Gschwellti mit Käse.
Was bringt Sie von 1 auf 100?
Respektlosigkeit in seiner ganzen Bandbreite.
Und warum sollen wir uns Ihre Sendung ansehen?
Weil es nicht wehtut.
Ganz unter uns: Gewinnt Beni Thurnheer heute?
Einer, der 25 Jahre lang «Tell-Star» moderiert, der wird doch wohl ...
Was wird er?
I säge nüt!
Das Prominenten-Special von «1 gegen 100» wird heute um 20.10 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt.