Stephan Klapproth: 55 Antworten zum 55. Geburtstag
«Ich dachte, ich sei zu intellektuell fürs Fernsehen»

«10 vor 10»-Star Stephan Klapproth über seinen Job, Macken und die «Palmenfrisur».
Publiziert: 08.08.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:55 Uhr
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Stephan Klapproth (55) im Interview.
Foto: Thomas Luethi
Interview von Tom Wyss

Herzliche Gratulation! Sie werden 55 – eine Schnapszahl!
Stephan Klapproth:
Mir ist Zahlenmystik fremd (lacht).

Keine Angst vor der 60?
Nein, meine einzige Nullerkrise hatte ich mit 30.

Wie feiern Sie?
Mit meiner Frau, einem guten Nachtessen und wunderschönem Blick auf den Comersee.

Wie verbringen Sie den Tag?
Mit Kajakfahren auf dem See.

Was wünschen Sie sich?
Es soll weitergehen wie bisher.

Das Schöne am Älterwerden?
Dass man sich nicht mehr über jeden Quatsch aufregt.

Was ist das Unschöne?
Dass das Leben, das im Lied von Konstantin Wecker «kaum einen Sommertag währt», auf den späten Nachmittag zugeht.

Was ist heute besser als früher?
Auch wenn es nicht wegen meiner Moderation ist: Die Welt wird besser.

Was war früher besser als heute?
Im Rückblick wirkt alles sanfter.

Was für ein neues «10 vor 10»-Gspänli wünschen Sie sich?
Wieder so eines wie bisher!

Was wünschen Sie Christine Maier für ihren neuen Job als Chefredaktorin beim SonntagsBlick?
Sie wagt den Sprung über einen neuen Ozean. Mögen die besten Winde mit ihr sein.

Schon ein Blackout gehabt im TV?
Kurz vor dem roten Kameralicht dachte ich auch schon: Wer bin ich? Aber nie on air.

Wie lange wollen Sie moderieren?
Die Lust nimmt nicht ab.

Wie sieht Ihre Pension aus?
Weiter als Dozent Wissen weitergeben wäre schön. In Südfrankreich ein Flugplätzlein zu haben auch.

Ihr verrücktestes Erlebnis?
Die Reportage im Experimental-Flieger durch Afrika. In riesigen Gewitterwolken erfuhr ich, dass wir einen Blitzschlag nicht überleben würden.

Hatten Sie nie Angst?
Nein, aber Momente erhöhter Spannung.

Ihr Traumjob als Kind?
Postflugzeug-Pilot in der Karibik.

Ihr grösster Erfolg?
Dass das Publikum meine Moderationsarbeit auch nach 20 Jahren zu mögen scheint. Als ich vom «Echo der Zeit» auf den Bildschirm wechselte, dachte ich, ich sei zu intellektuell fürs Fernsehen.

Ihr grösster Fehler?
Ich wurde davor bewahrt.

Ihr Lebensmotto?
Bei Schönwetter Heinrich Böll: «Nett sein ist alles, der Rest ödet an.» Ansonsten das chinesische Sprichwort: «Man kann einem Gegner auch lachend die Zähne zeigen.»

Haben Sie Macken?
Leere Schreibtische deprimieren mich. Ich streue Bücher.

Sind Sie generell ein Chaot?
Im Kopf mag ichs gut strukturiert. In der Wohnung brauche ich die Bücherberge.

Wovon träumen Sie?
Von meinen kleinen Fluchten im Boot aufs Wasser.

Sind Sie gläubig?
Ich bin gläubiger Agnostiker.

Sind Sie abergläubisch?
Überhaupt nicht.

Haben Sie ein Ritual?
Nach der Sendung esse ich Znacht – mein Nachmittag.

Herz oder Kopf?
Mit Köpfchen herzhaft zupacken.

Womit kann man Sie verwöhnen?
Mozarts Sarastro-Arie und Leonard Cohens «Hallelujah» live sind schwer zu toppen.

Was bringt Sie auf die Palme?
Plumpe Dummheit.

Wann war es bei Ihnen 5 vor 12?
Als auf einem Afrika-Flug mal einer von zwei Motoren ausfiel.

Mit welcher Frau würden Sie gerne im Lift stecken bleiben?
Mit Julia Roberts. Zum Fragen, ob sie unser Interview 1998 gut oder idiotisch fand.

Und mit welchem Mann?
Barack Obama. Um zu fragen, wie es ist, so viel Macht zu haben.

Was ist Ihr grösster Luxus?
Dass ich alles, was ich gern mache, stets aufs Neue tun kann.

Wofür gaben Sie zu viel aus?
Für einen Experimental-Motorsegler zum Selberbauen – ein Fass ohne Boden. 30000 Franken später gab ich’s auf.

Mit den letzten 100 Franken ...
... würde ich ein günstiges Gebrauchtkajak kaufen.

Was kochen Sie am besten?
Spaghetti, genau al dente.

Was essen Sie am liebsten?
Mein Pizzakonsum liegt über dem Durchschnitt (lacht).

Wein oder Bier?
Wein.

Kaviar oder Bratwurst?
Kaviar liebe ich über alles.

Berge oder Strand?
Strand.

Was für ein Auto fahren Sie?
Ich bin Carsharing-Nutzer.

Kommen Sie oft zu spät?
Nein, aber immer knapp.

Was lesen Sie gerade?
«Es war 1mal» von Mathematiker John Allen Paulos. 

Ihr Lieblingsfilm?
«La notte di San Lorenzo».

Ihr Lieblingslied?
«If I Should Fall Behind», eine Bruce-Springsteen-Ballade. 

Was stört Sie an Ihrem Äusseren?
Ich bin zufrieden damit.

Ihre «Palmenfrisur» gab schon zu reden.
Ich hatte mal überlegt, von der Tolle abzuweichen. Doch als ich sah, wie gekonnt ich im SRF-Jahresrückblick parodiert werde, liess ich es sein.

Keine Lust auf Stilveränderung?
Nein, es ist die einzige Frisur, die ich selbst im Halbschlaf hinkriege.

Wie lange brauchen Sie im Bad?
20 Minuten.

Wovor haben Sie Angst?
Ich bin recht angstfrei.

Haben Sie Angst vor dem Tod?
Nur eine leise Trauer beim Gedanken, dass der «Sommertag» nicht ewig währen wird.

Hätten Sie noch einen Tag zu leben, was würden Sie tun?
Mit meiner Frau ab auf den See.

Würden Sie Sterbehilfe in Anspruch nehmen?
Ich habs noch nicht überlegt.

Nach meinem Tod bin ich …
Ich hoffe, Schopenhauer hat recht: Wenn unsere Zeit vorbei ist, tauchen wir zurück in ein ewiges Jetzt.

Was ist der Sinn des Lebens?
Die Suche nach Glück – für sich und andere.

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