Was fühlt ein Schauspieler, wenn er menschliche Extreme darstellt? Wie erlebt man eine aufregende Liebesszene vor der Kamera – oder endlosen Hass? Das kann einen doch nicht völlig kalt lassen!
Stefan Gubser (60) und Brigitte Beyeler (49) wissen das aus erster Hand: In «Zwei Leben», dem neusten Luzerner «Tatort» (nächsten Sonntag auf SRF 1), spielen sie ein Liebespaar. Und zwar nicht zum ersten Mal: Im Tatort «Kriegssplitter» hatten sich Kommissar Flückiger und Eveline bereits in einem Luzerner Hotelbett verlustiert. Aus der flüchtigen Sexaffäre ist jetzt mehr geworden.
Wenn die beiden nachts am Vierwaldstättersee kuscheln, spürt man: Hier spriesst ein zartes Liebespflänzchen. «Lonely Cowboy» Flückiger, der allein auf einem Boot lebt, zieht schliesslich sogar bei der attraktiven Unternehmerin ein.
Verlieben war früher
«Natürlich sind keine echten Gefühle dabei», erklärt Gubser. «In jungen Jahren konnte es schon mal passieren, dass ich mich in eine Filmpartnerin verliebt habe.» Mehr erzählt der beliebte Schauspieler nicht, sagt nur: «Diese Zeiten sind längst vorbei!»
Die Beziehung zu seiner Frau, die übrigens auch Brigitte heisst, sei nach 21 Jahren Ehe sehr gefestigt: «Mit ihr rede ich offen über solche Szenen. Sie ist sehr tolerant, denn sie weiss, dass sie mir vertrauen kann.»
Mit der anderen Brigitte, der aus dem «Tatort», versteht er sich ebenfalls prima – aber eben anders: «Wir kennen uns von früheren Filmprojekten und haben am Set immer sehr gut harmoniert.» Er habe sich sehr gefreut, dass sie die Rolle bekam: «Ich hatte auch darauf gedrängt, dass Flückiger eine Freundin auf Augenhöhe bekommt – kein junges Püppchen.»
Tatsächlich ist diese Eveline Gasser eine attraktive, selbstbewusste Frau, und sie hat zwei fast erwachsene Kinder. Brigitte Beyeler erklärt ihre Rolle so: «Bei Flückiger fühlt sie sich nicht in eine Rolle gedrängt: Er lässt ihr Luft zum Atmen.»
Es geht um Gefühle
Das macht klar: Hier geht es nicht einfach nur um Sex, sondern um tiefe, erwachsene Gefühle – und die sind oft einfacher zu spielen als Bettszenen. Wobei sogar die oft nur vorgetäuscht oder gedoubelt sind.
Charlotte Gainsbourg (46) gestand nach dem Dreh zum Skandalfilm «Nymphomaniac», sie habe keine einzige Sexszene selber gedreht. Ihren Part hätten Pornodarsteller übernommen. Später seien dann deren Körper mit ihrem Gesicht zusammengeschnitten worden.
«Je älter ich werde, umso weniger mag ich Bettszenen», bekennt Gubser. Für Schauspieler ist es generell schwierig, intime Szenen zu drehen. Das wusste auch Kultregisseur Stanley Kubrick († 70). Darum verpflichtete er für seinen Streifen «Eyes Wide Shut» das damalige Ehepaar Tom Cruise (heute 55) und Nicole Kidman (heute 50).
«Pornografische Szenen wären peinlich»
Im Luzerner «Tatort» geht es ohnehin mehr um seelische als körperliche Nähe: «Unsere Figuren sind in einem Alter, in dem es peinlich wäre, wenn man pornografische Szenen zeigen würde», meint Gubser.
Bei der Bettsequenz aus ihrem letzten «Tatort» sei der Ablauf minutiös besprochen worden, sagt Beyeler. «Es ging nicht darum, eine Sexszene zu drehen, es war uns wichtig, zu zeigen, dass sich Reto und Eveline wirklich gernhaben.»
Dann erklärt sie noch: «Es ist mir wichtig, dass Liebesszenen mit der Geschichte und der Figur vereinbar sind. Der Dreh unterscheidet sich ansonsten nicht gross von den anderen.» Lachend ergänzt sie: «Wenn eine Prise Humor dabei ist, kann das auch nicht schaden.»
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