Es mutet ironisch an, dass uns Stefan Büsser (38) ausgerechnet in einem Kirchgemeindehaus zum Gespräch eingeladen hat. Am Fuss des Zürcher Albis hat sich der Comedian mit seinem Sidekick Michael Schweizer (44) und dem Autor Aron Herz im Hochparterre einer herrschaftlichen Villa eingemietet, um am gemeinsamen satirisch-frivolen Programm zu tüfteln. Die Iltis Media Group – so heisst die Firma von Büsser, Schweizer und Herz – ist nebst dem erfolgreichen Podcast «Comedymänner» auch für «Late Night Switzerland» zuständig. Dass SRF die Produktion der Sendung ausgelagert hat, kann als Vertrauensvorschuss gewertet werden, immerhin lastet auf der SRG in diesen Tagen besonders viel Druck.
Besonders die Unterhaltungssparte beobachtet das Publikum traditionellerweise genau.
Stefan Büsser, was mögen Sie an Michael Schweizer am meisten?
Stefan Büsser: Seine ruhige und besonnene Art! (Lacht und schaut zum Pult rüber, an dem Schweizer noch immer lautstark hantiert) Im Ernst: Er ist sehr authentisch, verstellt sich nicht. Darum mögen ihn die Leute auch. Manchmal ist er etwas ungehobelt, aber nie bösartig. Seine Sprüche entstehen immer aus einer gewissen Wärme.
Sie schämen sich also nie für ihn.
Büsser: Weniger ich für ihn, als er sich für mich (lacht).
Michael Schweizer, Stefan Büsser bringt Sie also ab und zu aus der Fassung?
Michael Schweizer: Nur, wenn er mich umarmen möchte. Das darf er schon – wenn es nötig ist. Wenn ich aber merke, dass er einen schlechten Tag hat, lasse ich es schon zu.
Ihre Zusammenarbeit klingt und wirkt harmonisch. Trügt der Schein?
Schweizer: Wir haben nie gross Streit. Wir sind uns in den wichtigen Sachen immer einig – das ist das Geheimnis unserer Beziehung.
Büsser: Wir haben die gleichen Grundwerte.
Die da wären?
Büsser: Wenn es um gesellschaftspolitische Themen geht. Wir teilen auch viele Interessen. Allerdings haben wir beide eine kurze Zündschnur. Das kann schon zu Diskussionen führen. So schnell, wie wir auf 180 sind, haben wir uns wieder lieb. Am Schluss geht es immer um die Sache. Ich habe mich von Michael noch nie persönlich angegriffen gefühlt.
Schweizer: Es geht uns immer darum, ein Produkt – einen Witz – besser zu machen. Und nicht dem anderen eins reinzudrücken.
Darf man sich denn auch über Sie lustig machen?
Schweizer: Ich fühle mich bei keinem Thema angegriffen.
Sie haben bei Radio SRF 3 zusammengearbeitet, dann kam der Podcast. Jetzt übernehmen Sie die wichtigste Comedy-Show des Landes und kennen sich privat gut. Können Sie noch Geheimnisse voreinander bewahren?
Büsser: (Lacht) Willst du mir noch etwas sagen?
Schweizer: Ich bin wirklich froh, dass ich nicht alles über dich weiss.
Büsser: Ich glaube sogar, dass unser privater Kontakt durch die Show zurückgeht. Für das Konzept der Sendung ist es wichtig, dass wir uns bei gewissen Themen immer wieder überraschen können. Wir möchten echt bleiben – wir sind beide nicht besonders gute Schauspieler.
Schweizer: (Fällt Büsser ins Wort) Ganz ehrlich: Ich bin ein relativ guter Schauspieler. Du sagst das immer von dir selbst und inkludierst mich.
Büsser: (Fällt Schweizer ins Wort) Man kennt dich ja auch aus zehn grossen Kinofilmen!
Schweizer: (Lacht) Ich fange halt erst mit 50 an!
Fühlen Sie sich manchmal von Büssi in den Schatten gestellt? Ihre Rolle als Sidekick bei «Late Night Switzerland» ist klar definiert.
Schweizer: Ich wollte diese Rolle als Sidekick nicht. Ich bereue seit Tag eins, dass mich Büssi dazu überredet hat (lacht). Aber nein, in den Schatten gedrängt fühle ich mich nicht. Ob es wirklich passt, sehen wir, wenn die erste Show über die Bühne gegangen ist. Ich mache es einfach wie immer: Ich lasse Büssi die Arbeit machen und ruf rein, wenn mir etwas dazu einfällt.
Stefan Büsser (38) hatte schon als Kind ein komödiantisches Talent – und er war ehrgeizig. Nach der KV-Lehre arbeitete er beim Radio. Neben seinen Aktivitäten bei Radio und Fernsehen entwickelte Büsser eigene Comedy-Programme und Podcasts. Seit 2019 fungiert er als Co-Moderator des «Donnschtig-Jass». Seine neue Late-Night-Show startet am 11. Februar 2024 auf SRF. Er wohnt mit seinem Zwergspitz Foxy in der Agglomeration von Zürich.
Stefan Büsser (38) hatte schon als Kind ein komödiantisches Talent – und er war ehrgeizig. Nach der KV-Lehre arbeitete er beim Radio. Neben seinen Aktivitäten bei Radio und Fernsehen entwickelte Büsser eigene Comedy-Programme und Podcasts. Seit 2019 fungiert er als Co-Moderator des «Donnschtig-Jass». Seine neue Late-Night-Show startet am 11. Februar 2024 auf SRF. Er wohnt mit seinem Zwergspitz Foxy in der Agglomeration von Zürich.
«Late Night Switzerland» wird also eine spontane Angelegenheit.
Schweizer: So viel wie Fernsehen in 35 Minuten halt zulässt.
Büsser: Das hat auch technische Gründe: Wenn die Kameraleute nicht wissen, wen sie im Bild haben müssen, und Michael ständig reinruft, wirds schwierig. Ein Teil ist natürlich schon gescriptet.
Das klingt tatsächlich wenig spontan.
Büsser: Wir haben eine Rubrik, die «Ohne Üben» heisst. Da sind wir komplett spontan.
Nennen Sie mir ein Beispiel.
Büsser: Wir haben pro Sendung eine Herausforderung, die uns das Publikum vorgibt – etwas, das wir eben noch nie gemacht haben. Wir haben zum Beispiel noch einmal die Autoprüfung gemacht. Da wissen wir nicht, was passiert.
Wie muss man sich den Aufbau der Sendung vorstellen?
Büsser: Wie eine klassische Late-Night-Show: Host, Sidekick und Band auf der Bühne. Dann haben wir Reporter, die beispielsweise an lustigen Events unterwegs sind. Vom «Donnschtig-Jass» habe ich mitgenommen, dass man uns via Whatsapp und soziale Medien auf einem Redaktionshandy erreichen kann. Es wird auch jedes Mal ein Gast im Studio sein.
Was Sie noch nicht wissen, ist, wie die Sendung beim Publikum ankommt. Der Druck muss enorm sein.
Büsser: Ja, ich schlafe momentan schlecht. Allerdings nicht aus Angst, sondern weil mir ständig etwas Neues einfällt. Mein Leben ist gerade komplett auf die Show ausgerichtet, Vorfreude und Respekt davor wechseln sich ab.
Wie sehr darf SRF beim Inhalt der Sendung mitreden? Haben Sie Carte blanche?
Büsser: Der Vorteil als Moderator ist, dass du das letzte Wort hast. Wir arbeiten mit SRF in einem engen Austausch, sie sind auch an unseren Redaktionssitzungen. Bis jetzt haben sie uns aber nicht dreingeredet. Bei meinem Einstellungsgespräch damals hiess es: «Du darfst alles machen, solange es inhaltlich korrekt ist.» Daran halten wir uns.
Dennoch ist die Situation am Leutschenbach angespannt. Stichwörter Halbierungs-Initiative, Nachfolge von Gilles Marchand ...
Büsser: Wir stehen nicht zur Verfügung! (Lacht)
Schweizer: Also ich glaube, ich könnte das. Du musst ja auch nur einen Welschen spielen! (Lacht)
Aber ernsthaft: Sie haben bestimmt im Hinterkopf, dass Ihre Sendung eine Wirkung haben kann – in die eine oder andere Richtung.
Schweizer: Ich glaube nicht, dass ein paar Tausend Leute ihren Job verlieren, weil wir einen dummen Witz machen. Wer solche Ängste hat, sollte so eine Sendung wirklich nicht moderieren.
Büsser: Das Einzige, was wir zum positiven Bild von SRF beitragen können, ist, eine möglichst lustige Sendung zu machen, die vielen Leuten gefällt. Alles andere liegt nicht in unserer Macht – und es ist auch nicht unsere Aufgabe.
Michael Schweizer arbeitete bis 2019 unter anderem für Radio Energy und SRF 3 als Comedy-Autor. 2019 holten ihn Stefan Büsser und Aron Herz zum Podcast «Quotenmänner», später «Comedymänner». Seit 2022 moderiert er gemeinsam mit Marc Berthod (40) und Tina Weirather (34) den prämierten Ski-Podcast «Podcast am Pistenrand». Seit 2016 führt er mit dem ehemaligen SRF-3-Moderator Fabio Nay (35) eine Video- und Audioagentur in Adliswil ZH und Vaduz (FL).
Michael Schweizer arbeitete bis 2019 unter anderem für Radio Energy und SRF 3 als Comedy-Autor. 2019 holten ihn Stefan Büsser und Aron Herz zum Podcast «Quotenmänner», später «Comedymänner». Seit 2022 moderiert er gemeinsam mit Marc Berthod (40) und Tina Weirather (34) den prämierten Ski-Podcast «Podcast am Pistenrand». Seit 2016 führt er mit dem ehemaligen SRF-3-Moderator Fabio Nay (35) eine Video- und Audioagentur in Adliswil ZH und Vaduz (FL).
In Ihrem Aufgabenbereich liegt aber das Thema Diversität. Nach dem Aus von «Deville» wurde Kritik laut, wonach keine weibliche Nachfolge berücksichtigt wurde.
Büsser: Unser Team ist sehr divers. Und zwar nicht, weil uns das jemand aufgezwungen hätte – wir wollten genau mit diesen Menschen zusammenarbeiten. Es ist gut, dass diese Diskussion geführt worden ist. Die Frage nach den Frauen in der Comedy ist überhaupt nicht falsch. Das hat aber überhaupt keine Auswirkungen mehr auf die aktuelle Planung von «Late Night Switzerland». Auch bei den Gästen ist mir total egal, welches Geschlecht er oder sie hat – es muss lustig sein.
Sie sprechen Ihre Gäste an – damit steht und fällt ein Comedy-Format.
Büsser: Wichtig ist: Sie kommen nicht nur aus der Comedy-Branche, sondern aus Politik, Wirtschaft und Sport. Und wenn Thomas Gottschalk unbedingt noch einmal auftreten will, sagen wir nicht Nein.
Um welche Themen machen Sie einen grossen Bogen?
Schweizer: Angenommen, ein Gebäude brennt, dabei sterben Menschen. Und wenn wir am nächsten Tag Sendung haben, machen wir garantiert keinen Witz darüber. Bei 9/11, das 23 Jahre her ist, kann man aber durchaus einen Witz auf Kosten der Attentäter machen.
Gibt es denn ein Rezept für den perfekten Witz?
Büsser: Spontanität kann man sich nicht antrainieren – dafür haben wir auch ein Team. Es gibt tatsächlich Techniken. Wir haben lange trainiert.