Wie heiss wird das denn? SRF reibt sich an einem heiklen Thema – der Pornografie. Während zwei Stunden diskutieren Fachleute und Darsteller zur späten Stunde über Hardcore im Netz.
Pikant: Die neue Sendung «Sternstunden der Nacht» wird von der intellektuellen SRF-Truppe «Sternstunde Philosophie» produziert. Die Lust-Debatte wird am 20. November im Zürcher Kaufleuten aufgezeichnet und fünf Tage später um 23 Uhr auf SRF 2 ausgestrahlt.
«Pornografie aus der Schmuddelecke holen»
Einer freut sich schon auf seinen Auftritt: Pornoproduzent Lars Rutschmann (38). Er hatte schon mit 500 Frauen Sex vor der Kamera. «Es ist toll, dass das seriöse SRF die Pornografie endlich aus der Schmuddelecke holt», sagt er. Das Thema sei «hoch philosophisch». «Die Pornografie hat die Menschen befreit und ist längst im Alltag angekommen.» Der Zürcher, der schon in Los Angeles mit Stars der Branche gedreht hat, hat nur ein Anliegen: «Es wäre wünschenswert, wenn nicht nur geredet wird. SRF sollte auch zeigen, was vor und hinter der Kamera abgeht.»
Beim «Service Porno» wirken auch mit: Svenja Flasspöhler (42), Philosophin und Autorin von «Der Wille zur Lust», Philip Siegel (52), Autor von «Drei Zimmer, Küche, Porno» und Sex-Expertin Dania Schiftan. Live-Darbietungen gibt es aber keine.
Moderatorin Barbara Bleisch (43) erklärt: «Wir werden sicher keine Gewaltdarstellungen oder Pornografie mit Kindern zeigen. Generell geht es uns nicht darum, das Publikum mit aufreizenden Bildern zu locken – sondern mit klugen Gesprächen darüber, was genau wer und aus welchen Gründen reizvoll findet.» Im Gespräch gebe es aber keine Tabus. «Philosophie ist eine radikale Disziplin; Denk- und Redeverbote vertragen sich äusserst schlecht mit ihr.»
Interesse am gesellschaftlichen Tabu
Rutschmann will darum kein Feigenblatt vor den Mund nehmen. «Ich werde mich freimütig mit einer Darstellerin austauschen. Sex auf der Bühne ist jedoch nicht geplant.»
Hat SRF-Moderatorin Bleisch, die sich sonst mit den grossen Denkern der Welt verbindet, schon Pornos gesehen? «Ich werde nicht über etwas diskutieren, das ich nicht zumindest teilweise selber gesehen habe», antwortet sie scharf. Die Frage zeige deutlich: «Es interessiert uns, ob andere Pornos schauen, weil Pornografie immer noch tabu ist – was ich wiederum interessant finde.»
Lars Rutschmann schaut sich mit seiner 33-jährigen Freundin übrigens ab und zu selber solche Filme an. «Besonders ist das aber für uns nicht mehr. Wir kennen ja alles.» Er hält fest: «In den USA sind Darstellerinnen Popstars. Sie gehen in den Fitnessclub, verdienen viel Geld. Sie sind längst Influencer. Ihr Leben ist wie guter Porno.»