BLICK: Frau Vetsch, wann sind Sie heute aufgestanden?
Mona Vetsch: Um sechs Uhr. Normalerweise muss ich bereits um zwei raus, weil ich beim Radio die Morgensendung mache. Ich bin ein Nachtmensch, das passt prima. Ich bin dann so gaga, dass es schon wieder lustig ist.
Sie moderieren jetzt seit 15 Jahren die Morgensendung bei SRF 3. Schon oft den Einsatz verpasst?
Einmal – gleich am dritten Arbeitstag! Am Vorabend war ich im Ausgang mit Radio-Kollegen. Ich hatte also keine Ausrede und war sicher, dass ich die Kündigung bekomme.
Also besser genug früh ins Bett gehen!
Ich gehe um sieben Uhr ins Bett, mit meinen Kindern. Das beste Einschlaf-Rezept: Kinderhörspiele, immer die gleichen. Beim 1000. Mal langweilt es dich so sehr – und zack, schon bist du weg. Es macht mir auch überhaupt nichts aus, die Rollläden runterzulassen und den Sommerabend auszuschliessen. Die Sommernacht ist wunderschön!
Was mögen Sie an der Nacht?
Die Stadt ist dann verzaubert, du fühlst dich einzigartig. Als einziges Auto über die Hardbrücke düsen – ein Wahnsinnsgefühl! Es gibt wohl kaum jemanden, der so oft in Polizeikontrollen kommt wie ich.
Haben Sie spezielle Morgenrituale?
Ich koche eine Thermosflasche voll warme Vollmilch, weil ich die Pulvermilch aus unserem Automaten im Radio hasse. Wenn ich meine Flasche nicht finde, kann mir das den ganzen Tag versauen.
Was gibt Ihnen sonst noch Energie am Morgen?
Im Moment Porridge, den habe ich bei den Schönbächlers in Kanada immer gegessen. Irgendwie komme ich nicht mehr davon los.
Familie Schönbächler besuchen Sie in der ersten Folge Ihrer Auswanderer-Spezialsendung von «Auf und davon», die morgen um 21 Uhr ausgestrahlt wird. Wäre auswandern etwas für Sie?
Nein. Ich will abtauchen und nicht auswandern. Manchmal würde ich gerne ein anderes Leben leben. In Paris habe ich getestet, wie lange ich alleine sein kann, ohne mit jemandem zu reden. Nach zwei Wochen Stille wurde ich gschpässig.
Wären Sie gerne öfter alleine?
Ja. Das Alleinsein und die Einsiedelei will ich noch intensiver ausprobieren, um zu wissen, wie weit ich es treiben kann. Ich führe ein ziemlich normales Leben, mich reizen deshalb die Extreme.
Extrem sind oft auch Ihre Reisen. Wurden Sie schon einmal überfallen?
Nein. Obwohl ich mit Gottvertrauen reise und mich nicht absichere. Ich bin fatalistisch. Wenn etwas passiert, ist es so. Und Pannen finde ich positiv. Als mich beim Dreh mit einem Massai-Stamm ein Baby voll Rakete angepinkelt hat und mich das überhaupt nicht störte, haben mich alle umarmt.
Was ist für Sie der schönste Flecken auf Erden?
Dominica, eine sehr ursprüngliche Insel in der Karibik.
Wo sind Ihre Kinder eigentlich untergebracht während Ihrer Reisen?
Eingesperrt im Keller! Nein, Spass beiseite: Mein Mann und ich teilen die Erziehung auf. Für die Kids ist es normal, dass ich manchmal länger weg bin. Via Skype zeige ich Ihnen meine Reiseorte. Privat brauche ich das nicht, als Ausgleich zum Beruf bleibe ich mit der Familie meist in der Schweiz.
Bleiben wir beim Beruf. Kaum eine SRF-Moderatorin hatte so viele Sendungen wie Sie.
Möglich, ich hasse Routine. Bei «DOK» bin ich aber am richtigen Platz.
Wie hat sich Ihr Leben mit 40 verändert?
Das Leben wird teuer. Zum Zügeln darf man nicht mehr Kollegen um Hilfe bitten, und ich muss grössere Feste geben. Mit 30 kann man noch WG-Feiern veranstalten.
Wann waren Sie das letzte Mal stern-hagelvoll an einer Feier?
Ich trinke kaum Alkohol, mag diesen Rausch nicht. Vielleicht wäre das ein Vorsatz für den Lebensabschnitt nach 40: Alle machen Detox, ich beginne mit Saufen (lacht).
Welchen Wunsch haben Sie mit 40 endgültig begraben?
Richtig gut Französisch können. Welsche Kollegen muss ich auch in Zukunft mit Charme überzeugen.
Neben Ihrem Charme: Welche Eigenschaften wollen Sie Ihren Kindern Dimitri (6) und Antonin (4) weitervererben, welche nicht?
Ich kann super seitwärts parkieren! Auch meine Begeisterungsfähigkeit gebe ich gerne weiter. Meinen kreativen Umgang mit Ordnung sollten sie lieber nicht erben.
Falls Ihr Leben einmal verfilmt wird: Wer soll die Hauptrolle spielen?
Iggy Pop, oben ohne.
Wie würde Ihre Biografie heissen?
Ich bin kreativ im Sorgenerfinden. Ich denke immer an den schlechtestmöglichen Ausgang und werde dadurch stets positiv überrascht. Ich bin ein optimistischer Pessimist, ein menschenfreundlicher Paranoiker. Ich habe kürzlich einen Buchtitel gesehen und war neidisch, dass es nicht meiner war: «Only the paranoids survive» – nur die Paranoiden überleben.