Auf einen Blick
- Tagesschau-Moderator ohne Krawatte sorgt für Diskussionen
- SRF-Stylistin erklärt, warum Schweizer Moderatoren auf Schlips setzen
- Krawatten-Pflicht gibt es nicht beim SRF, nur eine Empfehlung
Muss ein Nachrichtensprecher der «Tagesschau» Anzug und Krawatte tragen? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Wie sehr eine Veränderung des gewohnten Erscheinungsbilds eines Moderators irritieren kann, zeigt das Beispiel vom deutschen «Tagesschau»-Gesicht Jens Riewa (61), der in der ARD-Mitternachtsausgabe vom 20. auf den 21. Januar 2025 plötzlich im T-Shirt unter dem Jackett am Bildschirm auftauchte und für Diskussionen sorgte.
Wie kommt der Auftritt bei den Verantwortlichen von SRF an? Martina Loepfe, eine der zwei Chef-Stylistinnen des Senders sagt zu Blick: «Riewas Look sieht gut aus. Ich hätte ihm aber statt eines Shirts ein gestricktes Polohemd empfohlen – am besten eines, das Ton in Ton mit seinem Anzug ist.»
Moderatoren tragen die Krawatte freiwillig
Martina Loepfe ist eine grosse Verfechterin von Krawatten, wie sie zu Blick sagt. «Wir finden sie schön und weider modern, deshalb behalten wir das bei der ‹Tagesschau› vorerst so bei.» Krawatten seien alles andere als veraltet, findet sie. «In der Mode ist eine Rückkehr zur klassischen Männermode zu beobachten, auch grosse Modehäuser präsentieren aktuell an den Fashion Weeks diesen sogenannten Men's-Tailoring-Stil.»
Eine Krawattenpflicht gebe es nicht beim SRF, vielmehr handle es sich um eine Empfehlung des Styling-Teams. Was den Stilverantwortlichen Frauen in die Karten spielt: Die «Tagesschau»-Hauptausgabe-Moderatoren Michael Rauchenstein (35) und Florian Inhauser (57) würden sie auch tragen, wenn sie nicht müssten. «Sie mögen dieses Accessoire einfach», so die SRF-Stylistin.
Das Outfit darf keine ungewollten Signale aussenden
Beim Einkleiden von Moderatoren gibt es vieles zu beachten. «Das Outfit darf nicht vom Inhalt ablenken, es muss zur Studioumgebung passen, es darf in der Kamera nicht flimmern und nicht zu hell sein, damit das Bild nicht überbelichtet wird», erklärt Martina Loepfe. Aber auch ungewollte Signale sind dringend zu vermeiden. «Anzüge in Parteifarben gehen in einer politischen Berichterstattung nicht, dunkelblaue Stoffe lassen wir meisten weg, weil das die meisten Politiker tragen und Olivgrün ist derzeit eher problematisch, weil die Farbe stark an Kriegsberichterstattung erinnert.» Oberstes Gebot ist aber: «Der Moderator muss sich in seinen Kleidern so wohlfühlen, dass er sie vergisst und sich auf seinen Job konzentrieren kann.»
Erboste Zuschriften von SRF-Zuschauerinnen und Zuschauern, denen die Kleidung der Moderatoren nicht gefällt, gebe immer mal wieder, aber viel weniger als noch vor einigen Jahren. «Viel öfter muss ich Mails beantworten, in denen die Outfits unserer Moderatorinnen und Moderatoren gelobt werden und gefragt wird, wo man die Teile bekommt», sagt Martina Loepfe. Das mache sie gerne – das ihre Art, den Service Public zu unterstreichen.